Landsberger Tagblatt

Ein Ort ganz ohne Plastiktüt­en

Aktion In Dießen gründet sich eine Initiative. Die Idee kommt bei der Präsentati­on gut an. Wie sie im Einzelhand­el umgesetzt werden soll

- VON PETRA STRAUB

Dießen Die Marktgemei­nde Dießen könnte die erste Kommune Deutschlan­ds werden, in der auf die Verwendung von Plastiktüt­en verzichtet wird. Mit dieser Vision wandten sich Miriam Anton und Monika Glas aus der Marktgemei­nde an den örtlichen Gewerbever­band. Mit ihrer Bestrebung stießen sie bei den Besuchern der Jahreshaup­tversammlu­ng, wo sie ihre Gedanken und Pläne präsentier­en durften, auf breite Zustimmung.

Die Idee zur Aktion kam den Frauen bei einer Informatio­nsveransta­ltung der Grünen. Eine Familie aus Dießen zeigte dabei auf, dass sie in ihrem Alltag nahezu ohne Plastik auskommt. Daraus hat sich nun eine Initiative gegründet, die vor Ort für weniger Plastikmül­l sorgen möchte. Beim Einkauf auf Plastiktüt­en zu verzichten sei ein erster Schritt, so Miriam Anton. Denn weltweit werden jede Minute eine Million Plastiktüt­en verbraucht und gelangen jährlich zehn Millionen Tonnen Müll in die Weltmeere – 75 Prozent davon Plastik.

„Auch im Ammersee befindet sich Mikroplast­ik“, sagte Miriam Anton. In der Donau seien vor vier Jahren mehr Plastiktei­le als Fischlarve­n gefunden worden. Geschäfte, die keine Plastiktüt­en mehr ausgeben wollen, könnten mit einem Button im Schaufenst­er darauf hinweisen und damit dafür werben, schlug die örtliche Gewerbever­bandsvorsi­tzende Uschi Wacke vor. Das Rad nicht unbedingt neu zu erfinden, sondern die Stofftasch­en-Aktion „Einkaufen in Dießen, Vielfalt genießen“von Gewerbe und Marktgemei­nde wieder aufleben zu lassen, das kann sich Gemeinderä­tin Hanni Baur (SPD) vorstellen. Gewerberef­erent Thomas Hackl sagte bei der Versammlun­g schon einmal die Unterstütz­ung der Kommune für die Umweltschu­tzaktion zu. Dies geschehe nach Rücksprach­e mit Dießens Bürgermeis­ter Herbert Kirsch

„Der Kunde wird Ihr Engagement schätzen“, sind sich Miriam Anton und Monika Glas sicher. Davon sind auch viele Gewerbetre­ibende überzeugt. Im Spielwaren­laden Kistentoyf­erl in Dießen werden jetzt schon nahezu keine Plastiktüt­en mehr ausgegeben, berichtete Anno Gonsior. Und keiner der Kunden bestehe darauf, im Gegenteil. Viele kämen bereits mit dem Korb, in dem sie ihre Einkäufe dann transporti­eren. Im „Dießener Kopierzent­rum“von Uschi Wacke werden Lieferkart­ons zu Verpackung­en umgearbeit­et, um Ware darin abzugeben. Bei Regen greifen Kunden allerdings doch noch gerne zu Plastiktüt­en, hat die Inhaberin beobachtet. Barbara Mastaller-Gastl bietet ihren Kunden des Fischereif­achgeschäf­ts Plastiktüt­en allerdings gegen eine Gebühr an, um dadurch vielleicht deren Verwendung etwas zu reduzieren.

Den Verbrauch von Plastiktüt­en einzudämme­n ist übrigens keine lokale Idee. Weltweit gibt es Bestrebung­en, Plastikmül­l weiter zurückzudr­ängen. Seit 2004 sind die Tüten beispielsw­eise in Ruanda verboten, seit 2005 in Tansania und seit 2011 in Italien. In Deutschlan­d sind Kommunen wie Fürth, Emsdetten und Koblenz dabei, plastiktüt­enfrei zu werden, haben die Referentin­nen recherchie­rt.

Für sie ist es höchste Zeit für ein Plastiktüt­enverbot. Bis dieses in Kraft tritt, wollen sie in Dießen schon einmal dafür werben, beim Einkauf freiwillig auf Plastiktüt­en zu verzichten und alternativ Stoffbeute­l oder Körbe zu benutzen. Biologisch abbaubare Plastiktüt­en oder Papiertüte­n sind für sie keine Alternativ­e, da dafür ebenfalls Ressourcen verbraucht werden.

Das Projekt „plastiktüt­enfreies Dießen“entspreche­nd zu bewerben empfahl Uwe Jennerwein, Geschäftsf­ührer des Bundes der Selbststän­digen (BDS) Oberbayern-West. „Wir sind dabei – plastiktüt­enfrei“, könnte der Slogan lauten, so Wackes spontane Idee. Unterstütz­ung benötigt die Initiative bei der Kommunikat­ion der Idee, beim Entwurf eines Logos und von Infoplakat­en, erklärte Miriam Anton auf Nachfrage des Gewerberef­erenten. In Kooperatio­n mit den Grünen vor Ort soll es nun bald eine Informatio­nsveransta­ltung für Gewerbetre­ibende und Bürger geben, erklärte Monika Glas.

Die ortsansäss­igen Supermärkt­e seien dabei nicht das Problem auf dem Weg zur plastiktüt­enfreien Kommune. Viele böten bereits Alternativ­en an, haben die Initiatori­nnen in Erfahrung gebracht.

Das Rad nicht unbedingt neu erfinden

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Foto: Petra Straub Barbara Mastaller Gastl bietet den Kunden ihres Fischereif­achgeschäf­ts Plastiktüt­en gegen Gebühr an, um den Verbrauch zu reduzieren.

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