Landsberger Tagblatt

Bitte (nicht) füttern

Natur Warum Vögel nicht nur im Winter unsere Hilfe brauchen

- VON JOACHIM BOMHARD

Ja, kommt denn jetzt schon wieder der Winter, dass wir an dieser Stelle über das Füttern von Vögeln nachzudenk­en beginnen? Wir haben doch Frühling, der schon längst ein Sommer ist. Der Gabentisch für die Vögel sollte reichlich gedeckt sein. Schon hier beginnt der Streit der Experten.

Da gibt es Professor Peter Berthold, 79. Der sagt ganz aktuell, das Vogelfütte­rn im Sommer sei leider mittlerwei­le wichtiger als im Winter. Der ehemalige Leiter der renommiert­en Vogelwarte Radolfzell am Bodensee sagt: Amseln, Spatzen, Meisen und Co. brauchen gerade jetzt viel Energie und Eiweiß. Weil sie ja mit der Aufzucht des Nachwuchse­s beschäftig­t sind. Und weil wegen des Insektenst­erbens nun akuter Nahrungsma­ngel herrsche.

Hilft nichts, sagt im Prinzip der Naturschut­zbund Nabu. Denn wer würde von der Fütterung im Garten profitiere­n? Vielleicht nur zehn bis 15 Vogelarten. Die sind immer da. Und ihnen scheint es nicht so schlecht zu gehen. Stabile oder wachsende Population­en würden das beweisen.

Der erfahrene Vogelkundl­er Berthold glaubt das nicht: „Immer mehr haben Vögel sogar Probleme, Eier auszubilde­n, oder brüten gar nicht mehr.“Die Siedlungsd­ichte von Vögeln in Deutschlan­d sei insgesamt 80 Prozent geringer als vor gut 200 Jahren. Wobei der größte Teil des Rückgangs auf die Zeit nach 1960 falle. Für Berthold eine „Form galoppiere­nder Schwindsuc­ht“.

Nur: Auch er weiß, dass allein das Füttern der Vögel im Sommer nicht reicht. Das eigentlich­e Problem ist das Insektenst­erben. Das jüngst von der EU erlassene Verbot für den Einsatz bienenschä­dlicher Insektengi­fte kommt für ihn viel zu spät.

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Foto: Martina Diemand

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