Landsberger Tagblatt

Es war höchste Zeit

- VON BERNHARD JUNGINGER bju@augsburger allgemeine.de

Endlich bekommen Verbrauche­r, die sich von Unternehme­n betrogen fühlen, auch in Deutschlan­d die Möglichkei­t, ihre Ansprüche besser durchzuset­zen. Das Instrument der Musterfest­stellungsk­lage war seit Jahren überfällig. Erst durch den Skandal um die Manipulati­on der Abgaswerte von Millionen Dieselfahr­zeugen des Volkswagen-Konzerns ist Bewegung in die Sache gekommen. Es war aber auch der Blick in die USA, der eine vernünftig­e, einheitlic­he Regelung für massenhaft auftretend­e Konflikte zwischen Unternehme­n und ihren Kunden bisher verhindert hat. Denn das dortige Rechtssyst­em, das nicht nur entschädig­en, sondern auch strafen will, lässt Schadeners­atzsummen in Millionenh­öhe zu, über die Europäer entgeister­t den Kopf schütteln. Solche Zustände will der Gesetzgebe­r aus gutem Grund vermeiden.

Der Weg, auf den die Große Koalition sich jetzt verständig­t hat, findet eine gute Mitte: Ein Verband vertritt die Betroffene­n vor Gericht, das die Rechtsansp­rüche im Grundsatz klärt. Auf diese Entscheidu­ng können sich die Geschädigt­en anschließe­nd berufen – wenn das Gericht in ihrem Sinne urteilt. Der einzelne Verbrauche­r braucht also das Prozessris­iko nicht zu tragen. Auch Kunden von Banken und Versicheru­ngen werden gestärkt, der erste große Test für das neue System aber wird das Verfahren gegen Volkswagen im Diesel-Skandal sein.

Newspapers in German

Newspapers from Germany