Landsberger Tagblatt

So kam Kockisch zu Brunetti

Die Figur machte den Schauspiel­er berühmt

- Interview: Martin Weber

Uwe Kockisch war erst kürzlich in der vierten Staffel der Erfolgsser­ie „Weissensee“zu sehen – und davor als venezianis­cher Commissari­o Brunetti in einem Donna-LeonFilm. Der 74-Jährige gehört zu den bekanntest­en deutschen Schauspiel­ern – was sich der gebürtige Cottbusser in der DDR einst allenfalls erträumen konnte.

Herr Kockisch, die neuen Folgen von „Weissensee“spielen ja in der Wendezeit 1990. Welche Erinnerung­en haben Sie daran?

Uwe Kockisch: Sehr gute, das war ja damals eine sehr energierei­che Phase, die alle angesteckt hat. Ich habe diese Zeit auch am Maxim-GorkiTheat­er in Berlin, wo ich engagiert war, sehr intensiv erlebt. Wir haben damals das Stück „Die Übergangsg­esellschaf­t“von Volker Braun gespielt, das viel mit der Situation zu tun hatte.

Und nun spielen Sie einen Stasi-Offizier. Als Jugendlich­er saßen Sie wegen eines Fluchtvers­uchs mehr als ein halbes Jahr lang im Zuchthaus. Kockisch: Und ich habe aus dieser Zeit auch etwas Positives rausgeholt: Ich habe eine Menge an Menschenke­nntnis gewonnen, die mir später als Schauspiel­er zugutekam.

Standen Sie danach „schwarzen Liste“?

Kockisch: Die versuchte Republikfl­ucht war natürlich in meiner Kaderakte vermerkt, wie das in der DDR hieß. Ich bin damit aber immer offensiv umgegangen. Und: Ich stand auf der Bühne und hatte mein Publikum – von daher war es auch nicht so einfach, mich von der Bildfläche verschwind­en zu lassen. Viele Sachen habe ich auch einfach nicht so ernst genommen: Wenn man mir Angst machen wollte, habe ich nicht so reagiert, wie die wollten.

auf

einer

Bundesweit berühmt wurden Sie später als Brunetti in den Donna-Leon-Filmen. Der erste mit Ihnen lief 2003. Hätten Sie jemals gedacht, dass das so ein Erfolg wird?

Kockisch: Überhaupt nicht, ich kannte die Reihe und auch die Bücher von Donna Leon damals nicht. Ich habe die Rolle eigentlich nur wegen meiner Mutter angenommen, die ein großer Fan der Krimis war. Das Angebot, den Brunetti zu spielen, kam telefonisc­h, als ich gerade bei ihr zu Besuch war. Sie hat sofort gesagt: „Das musst du machen!“

Wofür Mütter alles gut sind … Kockisch: Allerdings. Sie hat dann gleich den Bücherschr­ank aufgemacht und mir ihre Donna-LeonKrimis gezeigt. Ich habe zwei mitgenomme­n und ihr versproche­n, mal reinzuguck­en. Ich mag den Brunetti und die TV-Reihe, auch wenn ich manchmal denke, da ist noch Luft nach oben.

Was gefällt Ihnen denn nicht so? Kockisch: Wir verfilmen ja Romane, und da man die Bücher nicht eins zu eins ins Fernsehen übersetzen kann, versuchen wir immer, die Essenz der Geschichte­n auf den Bildschirm zu bringen. Das gelingt uns manchmal mehr und manchmal eben weniger.

OTV Tipp Wer „Weissensee“im Ersten verpasst hat, kann die Wiederholu­ngen der sechs Folgen auf One sehen – am 19., 20. und 21. Mai jeweils ab 20.15 Uhr.

Newspapers in German

Newspapers from Germany