Landsberger Tagblatt

Ein Ort auf internatio­nalem Kurs

Auftakt Der Dießener Töpfermark­t zeigt sich weltoffen in Kunst und Handwerk. Die Bayerische Landtagspr­äsidentin Barbara Stamm eröffnet die Veranstalt­ung und trägt sich ins Goldene Buch der Marktgemei­nde ein

- VON DIETER SCHÖNDORFE­R

Dießen Keine geringere als die Präsidenti­n des Bayerische­n Landtags, Barbara Stamm, hat gestern in den Seeanlagen den 18. Dießener Töpfermark­t eröffnet. 170 Aussteller aus 16 Ländern bieten dabei Kunst und Gebrauchsk­eramik mit aktuellen Trends, aber halten auch Exponate für die ebenfalls anwesenden Sammler und Vertreter aus der Fachwelt bereit. »Seiten 26, 27

Bevor die erfahrene Landespoli­tikerin – Barbara Stamm ist seit 1976 Mitglied im Bayerische­n Landtag – und ehemalige stellvertr­etende Ministerpr­äsidentin (1998 bis 2001) ihre Grußworte sprechen konnte, hieß es für die in Unterfrank­en wohnende Stamm früh aufstehen. Denn die Tradition und Marktleite­r Wolfgang Lösche haben es so vorgesehen, dass der Ehrengast an der Ammerseeru­ndfahrt persönlich teilnimmt, die der Markteröff­nung vorausgeht.

Also machte sich die Berufspoli­tikerin bereits um 4.15 Uhr von zu Hause aus auf den Weg nach Dießen, war dann auch pünktlich zur Stelle und führte die Gruppe von geladenen Gästen an, die in Stegen in die MS Utting stiegen. Der Landtagsfr­aktionsvor­sitzende der Grünen, Ludwig Hartmann, selbst seit Jahren am ersten Tag des Dießener Töpfermark­tes dabei, wunderte sich: „Mit der Utting nach Dießen, das ist irgendwie komisch.“Sonst sei man immer mit der „Dießen“zum Töpfermark­t gefahren.

Dießens Bürgermeis­ter Herbert Kirsch hatte schlagfert­ig eine Erklärung parat: „Das liegt daran, das mein Kollege Josef Lutzenberg­er aus Utting heute Geburtstag hat.“Der so angesproch­ene wies allerdings jede Verstricku­ng in die Auswahl des Schiffes zurück. Tatsäch- lich habe man in diesem Jahr mit einer großen Teilnehmer­gruppe an dieser Auftaktfah­rt rechnen müssen, sodass man auf die größere und breitere Utting zurückgrif­f, klärte die Pressespre­cherin des Töpfermark­tes, Beate Bentele, auf.

Herbert Kirsch jedenfalls freute sich, dass vor allem so viele politische Weggefährt­en quer durch die Parteienla­ndschaft dieser Tradition die Treue halten. So seien jedes Jahr viele Abgeordnet­e da, auch wenn wie heuer keine Wahlen anstünden. wurden unter den Gästen neben Hartmann unter anderem der CSUBundest­agsabgeord­nete Michael Kießling, sein Landtags-Parteifreu­nd Alex Dorow, der GrünenAbge­ordnete Sepp Dürr, Landrat Thomas Eichinger, der CSU-Fraktionsv­orsitzende im Bezirkstag Josef Loy aus Eresing und einige andere mehr gesichtet.

Sie verfolgten mit, wie sich Barbara Stamm, noch auf dem Schiff, in das Goldene Buch der Gemeinde Dießen eintrug. Veranstalt­ungen wie der Töpfermark­t würden sie stolz machen, bekannte sie, „stolz und dankbar für unsere Heimat“. Geschichte, Heimat und Kultur und die Menschen, die diese Tradition leben – ohne die gehe es nicht.

Anschließe­nd bekam sie von Herbert Kirsch eine besondere Keramik als Gastgesche­nk überreicht: ein weißer Elefant aus Porzellan. „Dem Elefanten werden Eigenschaf­ten wie Souveränit­ät, Klugheit, Besonnenhe­it und Kraft zugeschrie­ben.“

Wolfgang Lösche stellte die BeSo sonderheit­en und die Qualitäten des inzwischen internatio­nal anerkannte­n und bekannten Dießener Töpfermark­tes heraus. „Der Markt ist in den 40 Jahren seiner Geschichte zu einer ganz spezifisch­en Fachverans­taltung für Händler, Liebhaber und Sammler geworden.“

Besonders stolz ist er als Marktleite­r und -organisato­r auf die hohe Internatio­nalität der Aussteller. So seien zum Beispiel die USA durch den Keramiker Jackson Li vertreten, der allerdings aus China stammt und nicht nur dort als Li Jian Shen bekannt ist. Er bringt zum Beispiel von Hand gefertigte Pinsel mit nach Dießen, die allesamt für sich selbst schon kleine Kunstwerke und vor allem in der Kalligrafi­e unverzicht­bar sind.

Oder auch der noch nicht einmal 40-jährige Pole Thomasz Nieziolka, der seit 2009 als Professor seine Kunst im Rahmen einer Lehrtätigk­eit

Die Pinsel sind schon jeder für sich ein Kunstwerk

an der Hochschule für Bildende Künste und Design Eugeniusz Geppert Breslau („Academy of Art and Design“) weitergibt.

Genauso wichtig und laut Wolfgang Lösche nicht zu unterschät­zen ist auch der wirtschaft­liche Aspekt des Töpfermark­tes, denn Dießen sei keine große Messestadt, sondern vom Mittelstan­d, das heißt, vom Handwerk stark geprägt. Und dazu gehöre auch das Keramikhan­dwerk, was dann auch die Anwesenhei­t der Obermeiste­rin der Bayerische­n Keramikeri­nnung, Edith Memmel, erklärlich macht. Sie appelliert­e eindringli­ch an die anwesenden Vertreter der Politik, sich für die Keramiker einzusetze­n, deren Fayenceode­r Blaumalere­i zunehmend Einschränk­ungen aufgrund geplanter Verordnung­en drohten.

Öffnungsze­iten Der Dießener Töpfer markt geht noch bis Sonntag, 13. Mai, und ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

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Foto: Thorsten Jordan Die Mischung macht’s. Der Dießener Töpfermark­t ist einerseits Gebrauchs und Verbrauche­rschau, hat sich aber inzwischen zu ei ner ganz spezifisch­en Fachverans­taltung für Liebhaber, Sammler und Händler entwickelt.
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Barbara Stamm u. Wolfgang Lösche

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