Landsberger Tagblatt

Der Diebstahl liegt 50 Jahre zurück

Glauben Im Mai 1968 erbeuteten Unbekannte die Pieta der Stockkapel­le oberhalb von Asch. Wenn am Sonntag der neue Kreuzweg geweiht wird, werden sich Viele daran erinnern

- VON ANDREAS HOEHNE

Asch Die Stockkapel­le oberhalb von Asch ist das Ziel zahlreiche­r Wallfahrer und anderer Besucher. Nun wird sie noch zusätzlich aufgewerte­t. Am Sonntag, 13. Mai, ab 16 Uhr weiht Jeremias Schröder, der Abtpräses der Benediktin­erkongrega­tion, in einem Pontifikal­amt einen neuen Kreuzweg. Dieses Datum hat für die Wallfahrts­kapelle Maria am Stock eine ganz besondere Bedeutung. Denn vor genau 50 Jahren wurde bei einem nächtliche­n Einbruch die Pieta geraubt und vor sieben Jahren unter Beteiligun­g von 1000 Gläubigen wieder zurück in die Kapelle gebracht.

Die acht Stelen, auf denen die 14 Stationen des Kreuzwegs auf eine ganz besondere Art dargestell­t sind, stammen von einer Künstlerin aus dem Fuchstal, die nicht genannt werden möchte, sagt Dekan Oliver Grimm. Wie ein Arm umschließe­n sie das Gelände der Kapelle, auf dem bereits ein Unterstand für Pilger errichtet worden ist. Von der Rückseite aus erwecken die in zwei Farbtönen gehaltenen Stelen den Eindruck, sie seien aus Holz, was der Gründungsl­egende der Kapelle entspricht. Denn Waldarbeit­er hatten beim Fällen einer Buche auf ihrem Stamm das Gnadenbild entdeckt. Der Kreuzweg erfülle daneben noch einen ganz profanen Zweck. Es seien immer wieder Autos auf dem Kiesweg vom Parkplatz aus in Richtung Kapelle gefahren, sagt Grimm. Dies verhindert­en nun die Säulen.

„Der dreiste Diebstahl“, wie es damals in der Zeitung hieß, war in der Nacht vom 12. auf den 13. Mai 1968 geschehen. Einbrecher drangen durch ein Fenster, aus dem sie die Eisengitte­r herausgebr­ochen hatten, in die Kapelle ein und stahlen neben vier Engelsfigu­ren, vier silbernen Leuchtern, zwei alten Votivtafel­n und drei Kanontafel­n das Gnadenbild. Die Täter ließen die Krone der Maria und die offensicht­lich beim Herunterfa­llen abgebroche­nen Strahlen am Kopf der Christusfi­gur ebenso am Tatort zurück wie eine Taschenlam­pe, an der man Fingerabdr­ücke feststelle­n konnte. Die Suche nach den Dieben und ihrer Beute, deren „materielle­r“Wert seinerzeit auf umgerechne­t nur etwa 10000 Euro geschätzt wurde, blieb dann jedoch ohne Erfolg.

An der Stelle des historisch­en Werkes wurde ein paar Jahre später als Ersatz vom damals amtierende­n Geistliche­n Anton Wanner im Antiquität­enhandel ein ähnliches Gnadenbild beschafft und aufgestell­t. Eine Überraschu­ng erlebte man im Dezember 2010. Oliver Grimm teilte im Gottesdien­st mit, dass die Pieta wieder aufgetauch­t sei. Denn überrasche­nder Weise waren in Indonesien Abgüsse der Figur aufgetauch­t, sodass man ihren Aufenthalt­sort eher im Ausland vermutete.

Pfarrer Bernhard Mooser hatte allerdings auch nach seinem Wechsel aus Fuchstal nach Schongau die Hoffnung nicht aufgegeben. Er konnte die Pieta dann von einer namentlich nicht genannten Person zurückerha­lten, die sie kurz nach dem Einbruch in gutem Glauben erworben hatte. Obwohl sie übermalt worden war, bestand kein Zweifel an der Echtheit, denn auch die Krone und die Strahlen passten wie angegossen. Zu einem großen Fest wurde dann nach der erfolgten Restaurier­ung am 13. Mai 2011 die Rückführun­g in die Stockkapel­le. 27 Vierergrup­pen aus Vereinen und kirchliche­n Einrichtun­gen trugen das Gnadenbild jeweils 100 Meter bis hinauf zur Kapelle. Dort nahm es Pfarrer Mooser von dem Tragegeste­ll und setzte es zurück an seinen angestammt­en Platz.

Beim Fällen einer Buche das Gnadenbild entdeckt

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Fotos: Andreas Hoehne Wie ein Arm umschließe­n die Stelen des Kreuzweges die Wiese vor der Kapelle (Foto oben). Auf einer Postkarte aus den 1950er Jahren sind die Stockkapel­le und das Gna denbild vor dem Einbruch zu sehen (Foto unten).

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