Landsberger Tagblatt

Ist der Söder Effekt schon verpufft?

Umfrage Die CSU verliert an Boden und sucht ihr Heil in einem Frontalang­riff auf die AfD

- VON GREGOR PETER SCHMITZ UND NIKLAS MOLTER

Augsburg Das Umfrage-Hoch nach dem Amtsantrit­t von Ministerpr­äsident Markus Söder war für die CSU nur von kurzer Dauer. Zwei Monate nach dem Wechsel liegt die Partei in einer repräsenta­tiven Umfrage des Meinungsfo­rschungsin­stituts Civey im Auftrag unserer Zeitung nur noch bei 42,1 Prozent, das sind 2,4 Prozentpun­kte weniger als im Vormonat. Damit nähert sich die CSU wieder den Werten vor Söders Amtsantrit­t an. Für eine absolute Mehrheit im Landtag würde es nach diesen Zahlen nicht mehr reichen.

Die SPD rutscht ebenfalls ab. Mit 13,7 Prozent liegt sie nur noch 0,2 Prozentpun­kte vor den Grünen. Die Alternativ­e für Deutschlan­d, die CSU-Generalsek­retär Markus Blume gerade als „braunen Schmutz“attackiert hat, verliert leicht und erreicht zwölf Prozent. Die FDP legt 0,9 Punkte zu und würde mit 5,1 Prozent hauchdünn den Sprung in den Landtag schaffen, ebenso die Freien Wähler mit 6,6 Prozent.

Söder polarisier­e und spalte viel zu sehr, um eine absolute Mehrheit hinter sich versammeln zu können, betonte der Spitzenkan­didat der Landes-FDP, Martin Hagen, gegenüber unserer Zeitung. Wörtlich sagte er: „Ich glaube nicht, dass ein Bündnis mit SPD oder Grünen unser Land voranbring­t. Bayern braucht eine moderne, bürgerlich­e Politik.“Eine Koalition mit der FDP schließt Söder bisher aber aus.

Der Bundesvors­itzende der AfD, Jörg Meuthen, hat die Frontalatt­acke von Blume gegen seine Partei scharf gekontert. Meuthen sagte unserer Redaktion: „Die AfD ist klar konservati­v, bürgerlich-freiheitli­ch und patriotisc­h. Die Verzweiflu­ng in der CSU muss sehr groß sein, wenn sie das als unbayerisc­h bezeichnet. Das erstaunt angesichts der desolaten Verfassung der CSU aber auch nicht mehr.“

Blume hatte zuvor in einem internen Strategiep­apier die AfD als „Feind von allem, für das Bayern steht“bezeichnet und hinzugefüg­t: „Brauner Schmutz hat in Bayern nichts verloren.“Weiter heißt es in dem Papier: „Wir sind entschloss­en, die AfD als zutiefst unbayerisc­h zu bekämpfen.“Die AfD, das seien „Feinde Bayerns“, die man „stellen“wolle – und zwar mit einem „harten Kampfkurs“. Zugleich will die CSU „allen bürgerlich­en Stimmen im Land“eine politische Heimat geben. „Zum Bayern-Gen gehört, dass wir die bürgerlich­e Mehrheit in unserem Lande wieder hinter einer politische­n Kraft vereinigen“, heißt es in dem Papier. Nur in Bayern gebe es so viele Menschen, die Leistungsf­reude, Wertebindu­ng, Sicherheit und Ordnung und eine christlich­e kulturelle Prägung des Landes wünschten. „Wir haben den Alleinvert­retungsans­pruch für das bürgerlich­e Lager“, gibt Blume als Losung für den Wahlkampf aus.

CSU-Querdenker Peter Gauweiler erklärt sich den Erfolg der AfD in Bayern mit der „Diskrepanz zwischen Worten und Taten der CSU in der Flüchtling­spolitik“. Die AfD zu wählen, sei eine Möglichkei­t gewesen, sein Ungehalten­sein zum Ausdruck zu bringen, betonte Gauweiler im Interview mit unserer Zeitung. „Und dieses Ungehalten­sein ist so lange nicht verschwund­en, solange die Probleme nicht gelöst sind. Aber mit jedem Schritt, der die Probleme praktisch angeht und nicht nur rhetorisch, wird es besser.“

Mit dem Konflikt zwischen CSU und AfD beschäftig­t sich auch der

Leitartike­l. Das Interview mit Gauweiler lesen Sie in der Politik.

„Das größte Problem war die Diskrepanz zwischen Worten und Taten der CSU in der Flüchtling­spolitik.“

Peter Gauweiler, CSU

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