Landsberger Tagblatt

Augsburgs Mann für Mozart

Simon Pickel leitet seit ein paar Jahren das städtische Mozartbüro. In die musikalisc­he Pflege der Komponiste­nfamilie hat er frischen Wind gebracht

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Heute kann Simon Pickel erst mal durchatmen. Das Mozartfest ist vorüber, und es ist gut gelaufen. Künstleris­ch sowieso, und was die Besucher betrifft: Gewiss, hie und da waren noch Plätze frei, aber es gab auch überbuchte Konzerte, und zum Finale die zweitgrößt­e Augsburger Innenstadt­kirche voll zu bekommen, das lässt schon darauf schließen, dass das Mozartfest nicht am Publikum vorbei konzipiert worden ist.

Simon Pickel ist verantwort­lich für das traditions­reiche Augsburger Festival. Er ist der Leiter des städtische­n Mozartbüro­s, einer vor drei Jahren neu eingericht­eten Stelle, die, wenig überspitzt formuliert, sich darum bemühen soll, dass Augsburg seinem selbst auferlegte­n Anspruch als „die deutsche Mozartstad­t“gerecht wird – wo doch Leopold, der Vater von Wolfgang Amadé, hier geboren ist und der Sohnemann eine Zeit lang schrecklic­h verliebt war in das Augsburger Bäsle. Pickels Aufgabe also ist es, den Namen Mozart leuchten zu lassen, und ins Werk gesetzt werden soll das vor allem mit zwei Großverans­taltungen: dem alle drei Jahre zusammen mit dem Leopold-Mozart-Kuratorium ausgetrage­nen Violinwett­bewerb und dem alljährlic­h im Frühjahr stattfinde­nden Mozartfest.

Seitdem der 37-Jährige im Ein-Mann-Betrieb das Mozartbüro lenkt, haben die städtische­n Bemühungen um die Komponiste­nfamilie einen neuen Akzent erhalten. Pickel ist merklich der Abkömmling einer jungen, unverkramp­ften Generation von Klassiklie­bha- bern. Wenn er nicht gerade abends zu den Festivalko­nzerten in den Anzug schlüpft, könnte er mit dem modisch gestutzten Bart und dem Sneaker-Schuhwerk auch als DJ durchgehen. Quirlig genug ist er jedenfalls – was eine Wesensverb­indung mit Amadeus sein dürfte. Und nicht nur zu namhaften Künstlern, zu den jüngeren zumal, findet er den rechten Draht, auch gegenüber dem Publikum gibt er sich unbefangen, insgeheim der Strategie folgend, Schwellen zwischen der nicht mehr automatisc­h herbeieile­nden Zuhörersch­aft und der hehren Kunst abzubauen. Pickel stammt aus Nürnberg, hat sein musikalisc­hes Fundament als Sänger im Windsbache­r Knabenchor erhalten und nach Studien von Kulturmana­gement und Musikwisse­nschaft erste Management­praxis beim Bachfest Leipzig und beim Chamber Orchestra of Europe gesammelt. Mit trockenen Verbandsan­gelegenhei­ten schlug er sich als Geschäftsf­ührer des Deutschen Chorverban­ds in Marktoberd­orf herum – da kam die Augsburger Stellenaus­schreibung gerade recht.

Das Mozartfest ist gelaufen, doch nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Das Durchatmen dürfte nicht lange währen, denn kommendes Jahr steht eine Doppelbewä­hrung an, wenn wegen des 300. Geburtstag­s von Leopold Mozart Violinwett­bewerb und Festival zusammenfa­llen. In Augsburg die internatio­nale junge Geigenelit­e zu koordinier­en mit hochkaräti­gen Konzertint­erpreten: die rechte Herausford­erung für den umtriebige­n Pickel. Stefan Dosch

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Foto: Ulrich Wagner

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