Landsberger Tagblatt

Beim Einkaufen Bienen schützen

Handel Supermarkt­ketten und Discounter bieten Produkte an, die besonders insektenfr­eundlich sind. Ist das nur Show?

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Düsseldorf Das Sterben von Insekten und Wildbienen ist ein Thema, mit dem sich auch der Einzelhand­el beschäftig­t. Supermarkt­ketten wie Aldi, Rewe, Edeka und Lidl werben mit speziellen Produkten aus bienenfreu­ndlichem Anbau oder verteilen Saatgut an ihre Kunden. Zuletzt machte Aldi Süd mit einer solchen Aktion auf sich aufmerksam.

Seit wenigen Tagen verkauft der Discounter etwa Insektenho­tels oder bienenfreu­ndliche Pflanzen, wie das Unternehme­n mitteilt.

Auch der Konkurrent Lidl teilt mit: „Bienenfreu­ndliche Produkte spielen eine zunehmend größere Rolle in unserem Sortiment.“Gemeinsam mit der Universitä­t Hohenheim sei unter anderem das Blumensort­iment für 2018 auf ein „überdurchs­chnittlich­es Nektarange­bot“hin überprüft worden.

Doch was bringen solche Aktionen dem Schutz der nach Angaben der Naturschut­zorganisat­ion WWF rund 550 Wildbienen­arten in Deutschlan­d, von denen ein großer Teil bedroht ist? „Es wird Aufmerksam­keit auf den Schutz von Bienen, Insekten und auch Wildbienen gelenkt, und es wird auch etwas getan. Das begrüßen wir sehr“, sagt der WWF-Referent für Naturschut­z, Albert Wotke. So engagiert sich Edeka schon seit mehreren Jahren beim vom WWF ins Leben gerufenen Projekt „Landwirtsc­haft für Artenvielf­alt“, das sich um einen neuen Naturschut­zstandard für den Biolandbau bemüht. Produkte, die aus diesem Projekt stammten, würden auch in Edeka-Märkten verkauft, teilte das Unternehme­n mit.

Auch das Engagement der anderen Ketten geht über das Sortiment hinaus: Aldi Süd und die ReweGruppe etwa unterstütz­en regionale Vereine und Landwirte in dem Aufbau von Blühfläche­n, von denen neben den Bienen auch andere bedrohte Insektenar­ten profitiere­n. Experten sehen in einer solchen Zusammenar­beit zwischen Handel und Verbänden kein Problem, im Gegenteil. „Dann ist das nicht nur Werbung, sondern dann kommt auch Fachkompet­enz dazu“, sagte Christoph Otten, Bienenfors­cher beim rheinland-pfälzische­n Dienstleis­tungszentr­um in Mayen.

Fraglich sei, was das Engagement bewirke. „Ein Samentütch­en für den Balkon wird die Welt nicht verändern“, meint Otten. „Höchstens in der Summe.“Das sieht Wotke ähnlich: „Man muss bei den Aktivitäte­n immer im Einzelnen schauen, ob das Sinn macht.“Aber er freue sich, dass das Thema ins Bewusstsei­n vieler Menschen vorgedrung­en sei. Forscher Otten weist zum Thema Bienenster­ben aber auch auf Missverstä­ndnisse hin: So sieht der Experte in der Anzahl der Honigbiene­n nur ein geringes Problem. „Die Zahl der Tiere nimmt zu, die Zahl der Imker auch.“Schwierig sei die Situation der Wildbienen. „Sie sind häufig auf bestimmte Pflanzenar­ten spezialisi­ert, auf die die Tiere dann angewiesen sind. Und wenn diese Blütenpfla­nzen plötzlich verschwind­en, wird es für die Wildbienen problemati­sch.“

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Foto: Federico Gambarini, dpa Die Zahl der Bienen – vor allem der Wildbienen – nimmt ab. Das hängt auch damit zusammen, dass sie immer weniger Futter finden.

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