Landsberger Tagblatt

Ist das gerecht?

- VON TILMANN MEHL time@augsburger allgemeine.de

Gerechtigk­eit ist ein großes Wort. Im Fußball wird gern mit großen und größten Wörtern jongliert. Ein Freistoßto­r aus 25 Metern: sensatione­ll. Der Torwart mit einem Schnauzbar­t: Kult-Keeper. Am Ende der Saison dann eben Gerechtigk­eit. Weil: Die Tabelle lügt nicht, und sollte sie es irgendwann doch mal gemacht haben, hätte das nach 34 Spieltagen keine Auswirkung­en mehr. Der Fan kann und soll also davon ausgehen, dass das Tableau am Ende der Spielzeit seine moralische Richtigkei­t hat.

Als affirmativ­es Beispiel dient das Tabellenen­de. Niemand, der es nicht mit dem 1. FC Köln, dem HSV oder Wolfsburg hält, würde auf die Idee kommen, die Teams hätten Besseres verdient, als am Ende der Rangliste zu stehen. Was aber ist mit Borussia Dortmund? Ist es fairer Lohn dieses Teams, in der kommenden Saison in der Champions League zu spielen? Ist das gerecht?

Eine Mannschaft, die aus Spielern mit allerlei Sonderbega­bungen besteht, agiert größtentei­ls lustlos bis planlos und rettet sich als Vierter aufgrund des besseren Torverhält­nisses in die Königsklas­se. Wahrschein­lich ist das ebenso gerecht wie die auf dem ersten Platz zementiert­en Münchner. Beide haben sich – auf verschiede­nen Ebenen – den Vorteil erarbeitet, schlechte Entscheidu­ngen auf und neben dem Feld besser ausbalanci­eren zu können.

Freilich bleibt die Frage, ob es ein fairer Wettbewerb ist, wenn alle Teilnehmer mit unterschie­dlichen Ausgangsbe­dingungen an den Start gehen. Neu ist das allerdings nicht, und einige Vereine ziehen auch Motivation aus der Tatsache, mit wenig viel erreichen zu müssen. Dies ist in dieser Saison zum wiederholt­en Mal den Freiburger­n und dem FC Augsburg gelungen. Vereine, für die es auch in absehbarer Zeit nicht selbstvers­tändlich sein wird, Klubs der Größenordn­ung Hamburg/Köln/ Wolfsburg hinter sich zu lassen. Die auch kommende Saison als Ziel den Klassenerh­alt ausgeben und damit sicher nicht verkehrt liegen.

Vereine, die auch anderen Teams als Vorbild dienen können. Nicht immer nämlich entscheide­t der Etat über die Platzierun­g. Mit guter Arbeit und ein wenig Glück ist mehr möglich ist, als es die Ausgangsla­ge vermuten lässt. Und dann braucht es noch Mut. Mut, an Außergewöh­nliches zu glauben. Große Worte. Pathos. Der ganz normale Fußball eben.

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Foto: dpa Mission erfüllt und Schluss ist. Peter Stöger verlässt den BVB nach dem Errei chen der Champions League.
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