Landsberger Tagblatt

Neues Unrecht geschaffen

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Zum Kommentar „Israelisch­e Realitäten“von Rudi Wais und „Mehr als 50 Tote in Gaza“(Seite 1) vom 15. Mai: Netanjahu stellt bei der Einweihung der nach Jerusalem verlegten amerikanis­chen Botschaft fest, Trump habe „durch die Anerkennun­g von Geschichte selbst Geschichte geschriebe­n“, in der Jerusalem „ewige und ungeteilte Hauptstadt des jüdischen Volkes“und Israels bleibe.

In meinen Augen hat Trump mit der Botschafts­verlegung internatio­nal umstritten­e Fakten zum Status von Jerusalem geschaffen. Er hat nicht Geschichte, sondern Unrecht anerkannt und sogar den Boden für neues Unrecht geschaffen, denn unter Befehl stehende junge Soldaten müssen an der Grenzmauer auf „feindliche Elemente“schießen. Sind aktuell 59 Tote und 2770 durch Tränengas oder Gewehrkuge­ln Verletzte denn keine Menschen? Handelt es sich bei den Protestier­enden nicht meist um die Nachkommen der im Umfeld der Staatsgrün­dung Israels vor 70 Jahren vertrieben­en Palästinen­ser, die sich ein weiteres Mal um eine Zukunft gebende Zweistaate­nlösung betrogen fühlen?

Trump und Netanjahu nehmen in Kauf, dass sie durch ihre Sabotage an Rechten der Palästinen­ser diese in die Hände der radikalen Hamas treiben, aus deren Anschlägen Israel wiederum das Recht ableitet, auch völkerrech­tswidrig besetztes Gebiet mit militärisc­her Gewalt zu verteidige­n, damit der völkerrech­tswidrige Status quo erhalten bleibt.

Anton Wolf, Neusäß

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