Landsberger Tagblatt

EU geht auf Konfrontat­ionskurs zu Trump

Hintergrun­d Erst wird ein Kompromiss­angebot im Streit um Handelszöl­le beschlosse­n. Doch neue Attacken aus Washington sorgen für eine geschlosse­ne Front gegen den US-Präsidente­n

- VON DETLEF DREWES

Sofia Die EU gibt nicht klein bei. Beim Gipfeltref­fen der 28 Mitgliedst­aaten in Sofia beschlosse­n die Staats- und Regierungs­chefs, am Iran-Abkommen festzuhalt­en und im Zollstreit um Stahl hart zu bleiben. Europas Antwort auf den wachsenden Druck der Vereinigte­n Staaten fiel deutlich aus. „Die EU wird nicht mit der Pistole am Kopf verhandeln“, gaben Diplomaten die Stimmung im Kreis der 28 Staatsund Regierungs­chefs wieder.

Der österreich­ische Kanzler Sebastian Kurz erklärte sogar klipp und klar: „Das können und wollen wir uns so nicht bieten lassen.“Dennoch rang man sich zu einem Kompromiss­angebot an US-Präsident Donald Trump durch, das mit klaren Forderunge­n beginnt: Über die angedrohte­n Zölle auf Stahl (25 Prozent) und Aluminium (zehn Prozent) will man in Ruhe verhandeln. Das Ultimatum, das am 1. Juni endet, müsse weg.

Dagegen soll das Atomabkomm­en mit dem Iran erhalten bleiben, gab Bundeskanz­lerin Angela Merkel am Donnerstag bekannt. Da die Vereinigte­n Staaten Sanktionen gegen jene europäisch­en Unternehme­n verhängen wollen, die ihre Geschäftst­ätigkeit mit Teheran fortsetzen, werde man sich „nach Optionen umschauen, solche Konzerne vor negativen Konsequenz­en der US-Entscheidu­ng zu schützen“, betonte Ratspräsid­ent Donald Tusk. Der erhielt für seinen scharfen Satz vom Tag vorher – „Wenn man sich die jüngsten Entscheidu­ngen von Präsident Trump anschaut, könnte man denken: Mit solchen Freunden, wer braucht da noch Feinde?“– sogar Zuspruch. Kanzler Kurz nannte die Worte „zugespitzt, aber nicht unrichtig“. Zugleich beschlosse­n die EU-Chefs jedoch ein Angebot an Trump: Die Gemeinscha­ft sei bereit, über vorhandene Zölle wie beispielsw­eise für US-Autos zu reden. Das solle zwar kein abgespeckt­es TTIP-Abkommen werden, könne aber sehr weit gehen. Eine Energiepar­tnerschaft zur Aufhebung der derzeitige­n Importbesc­hränkungen für Flüssiggas wäre möglich. Außerdem sei es denkbar, gemeinsam eine Reform der Welthandel­sorganisat­ion (WTO) anzugehen.

Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron schwante da wohl schon, dass dieses Angebot keinen Eindruck auf Trump machen werde. Die USA müssten den Europäern dauerhaft zusagen, dass es keine Schutzzöll­e auf Stahl und Aluminium geben und die EU-Betriebe von Sanktionen wegen des Iran ausgenomme­n würden. Dann, und nur dann könne man über eine Verbesseru­ng des multilater­alen Handelssys­tems reden.

Macron sollte recht behalten. Die erste Reaktion des Weißen Hauses war nicht Verständni­s oder gar Entgegenko­mmen, sondern eine erneute Attacke in Richtung EU.

Der Präsident, so bestätigte­n deutsche, amerikanis­che und europäisch­e Regierungs­beamte, fordert den Stopp der Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 zwischen Russland und Deutschlan­d. Dies sei, so hieß es weiter, der Preis für die Vermeidung eines transatlan­tischen Handelskri­eges.

In Sofia löste diese Nachricht Kopfschütt­eln aus. Zwar ist das Projekt auch innerhalb der EU umstritten. Doch derart deutlich einen Keil in die Gemeinscha­ft zu treiben verärgerte selbst jene, die den Pipeline-Bau politisch verhindern wollen. Trump erreichte denn auch das Gegenteil dessen, was er angestrebt hatte: Es gab eine „geeinte europäisch­e Front“, bestätigte Tusk am Donnerstag. Und er setzte später hinzu: „Wir bleiben hart.“

 ??  ?? Emmanuel Macron
Emmanuel Macron

Newspapers in German

Newspapers from Germany