Rasante Entfremdung
Gemeinsam gegen Trump – das ist die Linie, die Europa nun einschlägt. Dass die EU sich dennoch zu einem Kompromissvorschlag durchgerungen hat, um den amerikanischen Präsidenten zu ködern, war vernünftig, aber aussichtslos. Da hat der französische Präsident Emmanuel Macron schon recht. Gespräche, Verhandlungen, ja nicht einmal die Besuche Macrons und Merkels im Weißen Haus zeigten Wirkung. Trump exekutiert seine Politik ohne Rücksicht auf Freunde und Verbündete. Die EU ist weitgehend ohnmächtig. Ihre einzige Hoffnung besteht darin, dass es sich um eine jener Drohkulissen handelt, die Trump so mag, um Gegner in eine Ecke zu drängen.
Allerdings ist beim Gipfel in Sofia auch deutlich geworden, dass die Union nicht nur die Lippen spitzen darf, sondern im Notfall auch pfeifen muss: Noch ruht die Liste der Gegenmaßnahmen in der Schublade, weil kein Staats- oder Regierungschef an einer Eskalation des Handelskonfliktes interessiert sein kann. Die Frage bleibt, ob die EU am Ende tatsächlich bereit ist, Sanktionen der USA mit Strafen zu vergelten.