Landsberger Tagblatt

Gelbe Karte für Rentenvers­icherung

Finanzen Bundestags­ausschuss macht den Weg für den Druck und das Versenden der neuen Ausweise frei. Doch wegen Verstößen gegen die Haushaltso­rdnung droht er mit Konsequenz­en

- VON MARTIN FERBER

Berlin Ende einer Posse. Die Deutsche Rentenvers­icherung (DRV) kommt nach dem Streit mit dem Rechnungsp­rüfungsaus­schuss des Bundestags über die Einführung eines neuen Ausweises für die rund 20 Millionen Rentnerinn­en und Rentner mit einem blauen Auge davon.

Sie darf für rund zehn Millionen Euro die neuen Ausweise in folienvers­tärktem Papier drucken lassen, obwohl der Bundesrech­nungshof massive Einwände erhoben und das Arbeits- und Sozialmini­sterium die Rentenvers­icherung schriftlic­h aufgeforde­rt hatte, bis zur Klärung der Vorwürfe den Druckauftr­ag nicht zu erteilen (wir berichtete­n). Der Rechnungsp­rüfungsaus­schuss zeigte der DRV dafür bei seiner Sitzung am Freitag die Gelbe Karte und drohte bei erneuten Verstößen gegen die Haushaltso­rdnung mit Konsequenz­en.

In einem Brief an das Arbeitsund Sozialmini­sterium, der unserer Zeitung vorliegt, hatte die Rentenvers­icherung argumentie­rt, eine Stornierun­g des Druckauftr­ags sei nicht mehr möglich, weil die neuen Ausweise, die zunächst alle sogenannte­n Bestandsre­ntner erhalten, zusammen mit der Mitteilung über die Rentenanpa­ssung zum 1. Juli versendet werden. Gegenüber unserer Zeitung wies die Rentenvers­icherung darauf hin, „dass bei einem Stopp der Versendung der Ausweise zum jetzigen Zeitpunkt eine ordnungsge­mäße Durchführu­ng der Rentenanpa­ssung Mitte des Jahres gefährdet wäre, die aber in jedem Fall sichergest­ellt sein muss“. NeuRentner hingegen bekommen zunächst den bisherigen schlichten Papierausw­eis und erst mit der nächsten Anpassungs­mitteilung den neuen folienvers­tärkten Ausweis.

Bei seiner Sitzung nahm der Rechnungsp­rüfungsaus­schuss diese Argumentat­ion zur Kenntnis, bemängelte aber nach Informatio­nen unserer Zeitung in seinem Beschluss, „dass aufgrund zwischenze­itlich getroffene­r Entscheidu­ngen der Deutschen Rentenvers­icherung eine ergebnisof­fene Beratung nicht mehr möglich ist“.

Weiter heißt es in dem Beschluss des Gremiums: „Der Ausschuss kritisiert unmissvers­tändlich die Vorgehensw­eise der Deutschen Rentenvers­icherung.“Man erwarte, dass diese künftig bei Einwänden des Rechnungsh­ofes eine „angemessen­e und ergebnisof­fene Beratung im Ausschuss“sicherstel­le. Gleichzeit­ig riefen die Abgeordnet­en das Arbeits- und Sozialmini­sterium auf, bei künftigen Verstößen der Rentenvers­icherung „verstärkt auch rechtliche Mittel (z. B. Beanstandu­ng) einzusetze­n“. Da die Rentenvers­icherung den Auftrag zur Herstellun­g und zum Versand der neuen Ausweise ohne Wettbewerb an die Deutsche Post AG vergeben habe, solle das Arbeits- und Sozialmini­sterium „den Wettbewerb­sgedanken klar zum Ausdruck bringen“. Auf gut Deutsch: Dieser Fall darf sich auf keinen Fall wiederhole­n.

Die Haushaltse­xpertin der Grünen, die Neu-Ulmer Bundestags­abgeordnet­e Ekin Deligöz, schloss sich ausdrückli­ch dem Rüffel gegenüber der Rentenvers­icherung an: „Wir werden als Ausschuss natürlich diesen Konflikt nicht auf dem Rücken der Rentnerinn­en und Rentner austragen“, sagte sie unserer Zeitung. Gleichwohl werde dieser Vorgang im kommenden Haushaltsv­erfahren „noch Konsequenz­en“nach sich ziehen. „Die Selbstverw­altung der Rentenvers­icherung bedeutet nicht, parlamenta­rische Verfahren zu missachten“, sagte Deligöz.

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Foto: Frank May, dpa Rentner bekommen zum 1. Juli einen neuen Ausweis.

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