Schwere Maschinen sind ihr Ding
Motorradclub Die Präsidentin der „Silver Lady’s“Betty Weindl wohnt in Windach. Die Frauen laden einmal im Jahr zu Benefizveranstaltungen. Dafür gab’s heuer eine Gulaschsuppe für Bedürftige
Windach Lederjacke, Kutte, Totenkopf-Ring und schwere Maschine – damit wird zumeist ein männlicher Motorradfan assoziiert. Doch auch die Silver Lady‘s Bavaria treten in Bikerkluft auf: Die Präsidentin des Frauen-Motorradclubs ist Bettina „Betty“Weindl aus Windach. Sie fährt eine Honda Black Widow, deren Design den legendären HarleyDavidson-Maschinen nachempfunden ist. „Jede hat eine eigene Maschine, das ist eine Voraussetzung, um eine Silver Lady zu sein“, sagt Betty. Für die 53-Jährige, die aus Thüringen stammt, war Motorradfahren immer wichtig, sie saß schon mit 15 Jahren auf dem Moped. Zum Pkw-Führerschein wurde selbstverständlich auch die Fahrerlaubnis für Zweiräder erworben.
Die Silver Lady‘s wurden 2006 von Betty und Andrea „Andy“Völkl aus Marktoberdorf gegründet. Es war zuvor eigentlich ein gemischter Motorradclub, die Silver Lords, aber die Männer wechselten laut Betty zu einem großen Club. „Dann machen wir was Eigenes“, so die Entscheidung.
Es gebe Männerclubs, gemischte Clubs und auch einige Frauenclubs. „Sicher ist es immer noch ein Highlight, wenn eine reine Frauengruppe daherkommt.“Die überwiegenden Reaktionen seien positiv, „auch in der Motorradszene“. Zu einer übergeordneten Organisation gehören die Silver Lady’s nicht, „wir supporten niemanden“, erläutert die Präsidentin im eigenen Jargon der Motorradclubs.
Auch sonst funktioniert es nach den Bikerregeln: Die 28-jährige Nadja Haas aus Stetten ist Prospect, das heißt gewissermaßen ClubNovizin. Sie schaut sich den Club an und der Club die Anwärterin, wie Andy erläutert. Dann wird entschieden, ob‘s passt und Nadja Member, also Mitglied, wird. Übrigens zielt das „Silver“im Namen nicht darauf ab, dass sich hier reifere Damen aufs Bike schwingen, sondern auf die Silberfäden im Patch, also im Clubemblem: Eine Motorradkette umrahmt wie ein Ornament, einen Totenschädel. T-Shirt, Bomberjacke und Sweatshirts sind mit diesem aufgenähten Emblem zu haben – „damit man die Zusammengehörigkeit sieht“, wie die Präsidentin sagt.
Und der Umgang mit den Motorrädern? „Kleinigkeiten machen wir selber“, erzählt Betty, doch ansonsten fährt man die Maschine in die Werkstatt – obwohl Betty als gelernte Fahrzeugschlosserin mit Technik vertraut ist. Schafft sie es, ihre 240 Kilogramm schwere Maschine aufzustellen, wenn sie umgefallen ist? Die Frauen erklären, dass man beim ADAC die Technik lernen könne, ein Motorrad wieder aufzustellen, und es gebe auch Männer, die ihre Maschinen nicht hochbekämen. „Wir legen uns halt net“, spielen sie spitzbübisch drauf an, dass sie mit ihren Maschinen einfach nicht umfallen. Als Mutter von vier Kindern machte Bettina Weindl Pause mit dem Motorradfahren, als die Kinder noch klein waren. Doch mittlerweile ist auch Tochter Jessica „Jessy“Czerny aus Seeg bei den Silver Lady‘s. Früher hatte der Motorradclub ein Clubhaus in Türkenfeld, doch letztendlich war es zu teuer. „Wir suchen was Bezahlbares“– was nicht so einfach ist im hochpreisigen Raum um München. Was sind nun die Aktivitäten eines Motorradclubs? Einmal im Monat gebe es eine Mitgliederversammlung an unterschiedlichen Orten – „meist dort, wo es auch eine gute Party gibt“. Dann kommen neben Betty, Andy, Nadja und Jessy noch Andrea Kranzfelder aus Zusmarshausen sowie Gina Bösel immerhin bis aus Schwenningen angefahren. Einmal im Jahr veranstalten auch die Silver Lady‘s Bavaria ein Fest. „2017 haben wir zum Kesselfleischessen nach Hausen bei Geltendorf eingeladen.“Heuer gehe es nach Leeder in den Almstadel. Was nach Abzug der
Einmal im Jahr gibt es ein großes Fest
Kosten an Einnahmen übrig bleibt, gehe an einen guten Zweck. „In der Regel machen wir einmal im Jahr eine Benefizveranstaltung.“
Vor Kurzem kümmerten sich die Silver Lady’s beispielsweise zum zweiten Mal um eine Bedürftigenspeisung in der Landsberger Caritas-Begegnungsstätte „Kathi 38“. „Es gab Gulaschsuppe. Früher sind auch Ausfahrten organisiert worden, doch die bürokratischen Hürden und Kosten sind zu viel.“
Was unterscheidet männliche und weibliche Biker? „Frauen fahren nicht so risikoreich“, heißt es am Tisch. Und Frauen haben zumeist noch einige soziale Verantwortlichkeiten wie Kinder, Haushalt und Pflege von Familienangehörigen. „Wir nehmen uns die Zeit, so wie wir können“, heißt es aus der Runde.