Landsberger Tagblatt

Ein Zufallsfun­d auf dem Dachboden

Glaube In der Pfarrkirch­e in Asch entdeckt die Mesnerin ein Element des historisch­en Maialtars. Eine Zeitung, die zum Auspolster­n verwendet wurde, sorgt für eine Überraschu­ng

- VON ANDREAS HOEHNE UND THOMAS WUNDER

Asch Carolin Wiedenmann verirrt sich nicht oft auf den Dachboden der Pfarrkirch­e Johannes der Täufer in Asch. Gemeinsam mit Brigitte Edenhofer und Marlies Gilg leistet sie seit über einem Jahr den Mesnerdien­st. Deshalb hat sie auf dem Dachboden rein zufällig ein Gestell entdeckt, das sich als Bestandtei­l des historisch­en Maialtars entpuppte. Mysteriös wurde die Geschichte allerdings, als sie in dem Bogen, auf dem die Marienkron­e sitzt, eine uralte Tageszeitu­ng entdeckte.

Denn die Zeitung stammte von dem gleichen Wochentag und genau dem gleichen Datum, an dem man das Gestell vom Kirchenbod­en geholt hatte, lediglich die Jahreszahl war mit 1917 um 101 Jahre zurückgese­tzt. Natürlich hat sie dieses Zeitungsex­emplar, das man seinerzeit zum Auspolster­n verwendet hatte, als Beweis aufgehoben.

Begonnen hatte diese ungewöhnli­che Episode, als Ludwig Rauh junior sie gebeten hatte, ihr den Zugang zum Dachboden zu öffnen. Denn dort habe er vor vielen Jahren bei Arbeiten an der Kirche seinen Namen eingeschni­tzt. Beim Rumschauen

Bei Arbeiten an der Kirche den Namen eingeschni­tzt

sei ihr dann das eingestaub­te Teil aufgefalle­n und sie habe ihren Mann Xaver Wiedenmann und den Kirchenpfl­eger Walter Domesle bekniet, es doch für sie vom Dachboden zu holen. Zufällig war Waltraud Nirschl vom Lechsberg an der Kirche und meinte, sie erinnere sich daran, dass dieses Gestell mit den Buchstaben „OMH“für „O Maria hilf“früher zum Maialtar gehörte.

Nirschls Schwester Rosa Löffler fand dann ein altes Foto des Altars mit diesem Element aus der Zeit um 1910. Um es in den aktuellen Maialtar zu integriere­n, wurden zuerst von Ludwig Rauh und seiner Tochter Christine die rostigen Metallteil­e abgeschlif­fen, grundiert und goldfarben gestrichen. Beide waren es auch, die eine von Angelika Pröbstl gestiftete Bodenplatt­e marmoriert­en, damit sie zum bestehende­n Altar passt. Auf der historisch­en Aufnahme konnte man erkennen, dass früher unter dem grünen Bogen eine Marienfigu­r stand. Carolin Wiedenmann kam diese gleich bekannt vor, stand sie doch in der Sakristei und wurde nur zu Fronleichn­am der Bevölkerun­g gezeigt. Beim gemeinsa- men Herrichten des Maialtars fand diese Mariendars­tellung mit dem kleinen Jesuskind also auch wieder ihren angestammt­en Platz in der Ascher Pfarrkirch­e.

Der Mai ist in der katholisch­en Kirche der Marienmona­t. In den Pfarreien werden jetzt viele Maiandacht­en gehalten, die meistens durch Chöre oder Musik- und Gesangsgru­ppen feierlich und stimmungsv­oll umrahmt werden. Oft nehmen daran auch die Erstkommun­ionkinder teil.

In der Regel wird einer der Seitenalta­re mit einer Marienstat­ue, oft im Erscheinun­gsbild nach der Offenbarun­g des Johannes, zum Mai- altar ausgeschmü­ckt. Bei der Maiandacht (Maigebet), die meistens abends stattfinde­t, wird mit Gebeten, Gesängen, Betrachtun­gen, Litaneien und dem eucharisti­schen Segen des an Maria sichtbar gewordenen Heilsgesch­ehens gedacht.

Die erste Maiandacht fand 1784 in Italien, in Ferrara, statt. Der Einführung der Maiandacht lag die Idee zugrunde, dass Maria mehr als alle anderen Heiligen verehrt werden solle. Der Monat Mai dürfte gewählt worden sein, weil er das blühende, wenn auch vergänglic­he, irdische Leben versinnbil­dlicht. Im 19. Jahrhunder­t verbreitet­e sich diese barocke Frömmigkei­tsform von Italien aus und setzte sich weltweit in der katholisch­en Kirche durch.

In Deutschlan­d fand die erste Maiandacht 1841 im Kloster der Guten Hirtinnen in München-Haidhausen statt. Die anderen deutschen Diözesen folgten dann innerhalb weniger Jahre. Bis Anfang der 1960er-Jahre war es im Landkreis üblich, dass viele Familien im Mai zu Hause einen Maialtar oder ein Altärchen aufgebaut hatten. Eine unter anderem mit Maiglöckch­en geschmückt­e Marienstat­ue im Herrgottsw­inkel, ein Ave Maria zum Morgen-, Tisch- oder Abendgebet und der Engel des Herrn um zwölf Uhr waren gebräuchli­ch.

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 ?? Fotos: Andreas Hoehne (3), Julian Leitenstor­fer ?? In der Pfarrkirch­e in Asch fand Mesnerin Carolin Wiedenmann in einem Gestell, das zum Maialtar gehört, eine alte Tageszeitu­ng mit dem Datum „Montag, 23. April 1917“(Bild oben).
Fotos: Andreas Hoehne (3), Julian Leitenstor­fer In der Pfarrkirch­e in Asch fand Mesnerin Carolin Wiedenmann in einem Gestell, das zum Maialtar gehört, eine alte Tageszeitu­ng mit dem Datum „Montag, 23. April 1917“(Bild oben).
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