Ein Zufallsfund auf dem Dachboden
Glaube In der Pfarrkirche in Asch entdeckt die Mesnerin ein Element des historischen Maialtars. Eine Zeitung, die zum Auspolstern verwendet wurde, sorgt für eine Überraschung
Asch Carolin Wiedenmann verirrt sich nicht oft auf den Dachboden der Pfarrkirche Johannes der Täufer in Asch. Gemeinsam mit Brigitte Edenhofer und Marlies Gilg leistet sie seit über einem Jahr den Mesnerdienst. Deshalb hat sie auf dem Dachboden rein zufällig ein Gestell entdeckt, das sich als Bestandteil des historischen Maialtars entpuppte. Mysteriös wurde die Geschichte allerdings, als sie in dem Bogen, auf dem die Marienkrone sitzt, eine uralte Tageszeitung entdeckte.
Denn die Zeitung stammte von dem gleichen Wochentag und genau dem gleichen Datum, an dem man das Gestell vom Kirchenboden geholt hatte, lediglich die Jahreszahl war mit 1917 um 101 Jahre zurückgesetzt. Natürlich hat sie dieses Zeitungsexemplar, das man seinerzeit zum Auspolstern verwendet hatte, als Beweis aufgehoben.
Begonnen hatte diese ungewöhnliche Episode, als Ludwig Rauh junior sie gebeten hatte, ihr den Zugang zum Dachboden zu öffnen. Denn dort habe er vor vielen Jahren bei Arbeiten an der Kirche seinen Namen eingeschnitzt. Beim Rumschauen
Bei Arbeiten an der Kirche den Namen eingeschnitzt
sei ihr dann das eingestaubte Teil aufgefallen und sie habe ihren Mann Xaver Wiedenmann und den Kirchenpfleger Walter Domesle bekniet, es doch für sie vom Dachboden zu holen. Zufällig war Waltraud Nirschl vom Lechsberg an der Kirche und meinte, sie erinnere sich daran, dass dieses Gestell mit den Buchstaben „OMH“für „O Maria hilf“früher zum Maialtar gehörte.
Nirschls Schwester Rosa Löffler fand dann ein altes Foto des Altars mit diesem Element aus der Zeit um 1910. Um es in den aktuellen Maialtar zu integrieren, wurden zuerst von Ludwig Rauh und seiner Tochter Christine die rostigen Metallteile abgeschliffen, grundiert und goldfarben gestrichen. Beide waren es auch, die eine von Angelika Pröbstl gestiftete Bodenplatte marmorierten, damit sie zum bestehenden Altar passt. Auf der historischen Aufnahme konnte man erkennen, dass früher unter dem grünen Bogen eine Marienfigur stand. Carolin Wiedenmann kam diese gleich bekannt vor, stand sie doch in der Sakristei und wurde nur zu Fronleichnam der Bevölkerung gezeigt. Beim gemeinsa- men Herrichten des Maialtars fand diese Mariendarstellung mit dem kleinen Jesuskind also auch wieder ihren angestammten Platz in der Ascher Pfarrkirche.
Der Mai ist in der katholischen Kirche der Marienmonat. In den Pfarreien werden jetzt viele Maiandachten gehalten, die meistens durch Chöre oder Musik- und Gesangsgruppen feierlich und stimmungsvoll umrahmt werden. Oft nehmen daran auch die Erstkommunionkinder teil.
In der Regel wird einer der Seitenaltare mit einer Marienstatue, oft im Erscheinungsbild nach der Offenbarung des Johannes, zum Mai- altar ausgeschmückt. Bei der Maiandacht (Maigebet), die meistens abends stattfindet, wird mit Gebeten, Gesängen, Betrachtungen, Litaneien und dem eucharistischen Segen des an Maria sichtbar gewordenen Heilsgeschehens gedacht.
Die erste Maiandacht fand 1784 in Italien, in Ferrara, statt. Der Einführung der Maiandacht lag die Idee zugrunde, dass Maria mehr als alle anderen Heiligen verehrt werden solle. Der Monat Mai dürfte gewählt worden sein, weil er das blühende, wenn auch vergängliche, irdische Leben versinnbildlicht. Im 19. Jahrhundert verbreitete sich diese barocke Frömmigkeitsform von Italien aus und setzte sich weltweit in der katholischen Kirche durch.
In Deutschland fand die erste Maiandacht 1841 im Kloster der Guten Hirtinnen in München-Haidhausen statt. Die anderen deutschen Diözesen folgten dann innerhalb weniger Jahre. Bis Anfang der 1960er-Jahre war es im Landkreis üblich, dass viele Familien im Mai zu Hause einen Maialtar oder ein Altärchen aufgebaut hatten. Eine unter anderem mit Maiglöckchen geschmückte Marienstatue im Herrgottswinkel, ein Ave Maria zum Morgen-, Tisch- oder Abendgebet und der Engel des Herrn um zwölf Uhr waren gebräuchlich.