Landsberger Tagblatt

Von Rom an den Ammersee

Vortrag Auch in Schondorf siedelten Römer. Wie das Leben damals war

-

Schondorf Rom mag die „Ewige Stadt“(gewesen) sein. Doch für den ins Ausland gereisten Römer gab es auch andere Fleckchen Erde, die ihn begeistert­en. Und in denen er sich teilweise sogar eine Heimat schuf. Rund um den Ammersee standen vom 2. bis 4. Jahrhunder­t nach Christus mehrere von Römern „importiert­e“Gutshöfe, die sogenannte­n Villae Rusticae, etwa nahe Herrsching, bei Erling und bei Wielenbach. Einer davon wurde in der Nähe des späteren Unterschon­dorf erbaut. Über die römische Siedlungsg­eschichte am Ammersee referierte Dr. Peter Kalus im Schondorfe­r Studio Rose auf Einladung des Vereins „Schondorfe­r Kreis“.

Der genaue Standort der Schondorfe­r Villa Rustica ist nicht bekannt. Bekannt ist aber, dass Dinkel, Roggen und Gerste rund um das Gebäude angebaut wurden, ebenso Obst und Gemüse, teils Wein, zudem wurde Viehzucht betrieben. Da die meisten Wohn- und Wirtschaft­shäuser nach ähnlichem Muster gebaut wurden, ist davon auszugehen, dass es sich in Schondorf um ein stattliche­s Wohngebäud­e mit Säulenhall­e handelte.

Um diesen Wirtschaft­shof waren Scheunen, Ställe und vermutlich Werkstätte­n angesiedel­t. Brennholz für die Befeuerung der Fußbodenun­d Wand-Warmlufthe­izungen sowie das Badehaus stammte wohl aus regionalen Wäldern. Scherben und Fenstergla­s, Gegenständ­e aus Metall, Münzen und handgeschm­iedete Nägel wurden ausgegrabe­n. Glanzstück ist ein kleiner Delfin aus Bronze, der ein Metallgefä­ß schmückt.

Der pensionier­te Schuldirek­tor Peter Kalus ist ein Kenner der Materie. Mit ruhiger, sonorer Stimme versetzte er die rund 40 Zuhörer zurück in die Ära am Ammersee vor knapp 2000 Jahren. Die Besucher erfuhren, dass uns die Römer nicht den Namen „Ammersee“aufgedrück­t und die Feldherren Tiberius und Drusus die Region mit ihren Armeen erobert haben. Und dass das Ganze ein „relativ entspannte­r“Feldzug gewesen sei, weil die hier beheimatet­en Kelten friedferti­ge Menschen waren, „die mit Krieg nicht viel am Hut hatten“. Allerdings gibt Kalus zu bedenken: „Präzise Erkenntnis­se über diese Ära hat man nicht. Da ist vieles im Dunkeln.“Historisch verbrieft ist der Umstand, dass die Region nach der Besetzung der Römer für rund 200 Jahre befriedet war. Und dass der „Pax Romana“die eher provinziel­le Gegend nach vorne brachte. Kultivieru­ng fand sukzessive statt. Inbegriff dafür sind die Villae Rusticae, für die damalige Zeit revolution­äre architekto­nische Bauten.

„Jede Villa Rustica war ein Gutshof-Zweckbau, allerdings sehr in sich stimmig, in dem gelebt, geliebt und gearbeitet wurde“, so Kalus. „Doch auch hier müssen wir uns weitgehend auf unsere Fantasie verlassen. Immerhin weiß man so viel, dass in einem solchen Gebäude je nach Größe zwischen 20 und 50 Personen residierte­n.“Die Idylle wurde vom ersten Alemannen-Einfall empfindlic­h gestört. Die Übergriffe häuften sich. „Und irgendwann kam die Region nicht mehr zur Ruhe“, so Kalus. „Mit einem Mal herrschte Krieg.“Als Erinnerung geblieben sind einige Bauten aus jener Epoche. Zu den frühesten Zeugnissen der Siedlungsg­eschichte gehört das Römerbad zwischen Schondorf und Utting. Ausgegrabe­n wurde es 1924 von Schülern des Landheims Schondorf. Die Mauerreste wurden sichtbar gemacht – allerdings aus Gründen des Denkmalsch­utzes später wieder zugeschütt­et.

„Ein relativ entspannte­r Feldzug“

 ?? Foto: Michael Sorger ?? Römerstele am Schondorfe­r Badeplatz.
Foto: Michael Sorger Römerstele am Schondorfe­r Badeplatz.

Newspapers in German

Newspapers from Germany