„Wirtschaftlich ist das nicht machbar“
Mitgliederversammlung Die VR-Bank Starnberg-Herrsching-Landsberg rechtfertigt die Schließung einiger Filialen
Herrsching „Uns geht es relativ gut, aber in so turbulenten Zeiten ist es wichtig und richtig, Veränderungen voranzutreiben“, sagte der Vorstandsvorsitzende Peter Geuß im Rahmen der ordentlichen Mitgliederversammlung der VR-Bank Starnberg-Herrsching-Landsberg.
Negativzins-Politik, Digitalisierung und erhebliche weitere Umbrüche in der Bankenwelt forderten auch von seiner Bank ein Um- und Neudenken. Womit Geuß nicht zuletzt die nicht überall unumstrittenen Filialschließungen seines Geldinstitutes zu erklären versuchte. „Der enorme Zinsverfall zwingt uns zu reagieren und die Weichen richtig zu stellen.“
Wenn an einzelnen Standorten alle drei Stunden mal ein Kunde vorbeischaue, sei es in seinen Augen und in denen seiner Vorstandskollegen unverantwortlich, ständig Mitarbeiter vorzuhalten. Es gelte, voranzutreiben und weiterzuentwickeln, was sich die Kunden wünschten, und das sei nun einmal vermehrt der Kontakt per Internet. Nichtsdestotrotz wolle man auch die persönliche Beratung nicht vernachlässigen, so Geuß.
Die Kundennähe, für die seine Bank immer einstehe, sei trotz oder gerade wegen der modernen Kommunikationsmittel so stark wie nie, fügte Vorstand Josef Pölt hinzu. Gleichzeitig räumte er ein, dass sich bei einer Kundenbefragung gezeigt habe, dass es eine „kritische Beziehung zwischen Kunde und Berater“gebe, mit einer leicht rückläufigen Tendenz bei den Weiterempfehlungen. Andererseits lobten die Kunden die Freundlichkeit und Kompetenz, die ihnen durch die Mitarbeiter der VR-Bank Starnberg-Herrsching-Landsberg entgegengebracht würden.
Kritik an der Schließung der Filiale in Dettenschwang (wir berichteten) äußerte ein Mitglied. „Schaut man sich die Landkarte eures Verbreitungsgebietes an, entsteht der Eindruck, es gebe keine Kunden mehr am Ammersee.“Nicht einmal ein Geldautomat sei im Dießener Ortsteil geblieben. Josef Pölt antwortete darauf: „Wir haben die Situation eingehend erklärt. Bei durchschnittlich 15 Auszahlungen pro Tag ist das wirtschaftlich nicht machbar.“Dennoch wisse er, dass Dettenschwang eine besondere Situation darstelle, aber hier habe man die mit Abstand geringste Frequenz seit der Fusionierung verzeichnet. Ein Mitglied aus dem Raum Antdorf hingegen bedankte sich, dass in seiner Gemeinde wenigstens ein Geldautomat und ein Kontoauszugsdrucker geblieben seien.
Was denn aus dem nach der Fusion angestoßenen Namensfindungsprozess geworden sei, wollte ein weiteres Mitglied wissen. Dazu hieß es aus den Reihen des Vorstands, man habe sich aus finanziellen Gründen darauf geeinigt, den bisherigen Namen beizubehalten.
Wichtige Zahlen trug Konrad Hallhuber, der dem Vorstand der Bank seit Anfang des Jahres angehört, vor. Interessantestes Ergebnis für die Genossenschaftsmitglieder dürfte die Dividendenzahlung von 4,25 Prozent sein, die damit niedriger angesetzt ist als 2015, im ersten Jahr nach der Fusion. Das betreute Kundenvolumen liegt bei 3,3 Milliarden Euro (im Vorjahr waren es 3,1 Milliarden Euro). Das ordentliche Zinsergebnis hat um sechs Prozent abgenommen und liegt bei 42,4 Millionen Euro.
Der Bilanzgewinn wird mit 4,4 Millionen Euro beziffert und der Anteil an Gewerbesteuer, die von der VR-Bank abgeführt wurde, mit 2,7 Millionen Euro. Knapp 38000 Online-Nutzer zählt das Kreditinstitut, in dem laut Geschäftsbericht rund 90 Prozent der Serviceaufträge automatisiert ohne Mitarbeiterkontakt ausgeführt werden.
Nicht einmal ein Geldautomat ist geblieben