Landsberger Tagblatt

Mit vitaler Prallheit

Bilder 25 farbenpräc­htige Werke von Tobias Neuwirth auf drei Etagen im Taubenturm

- VON MICHAEL FUCHS GAMBÖCK

Dießen Wenn man die 25 farbenpräc­htigen Bilder betrachtet, die Tobias Neuwirth auf den drei Etagen im Dießener „Taubenturm“ausgestell­t hat, und im Anschluss ihren beinahe scheuen, introverti­erten Erzeuger kennenlern­t – weiß man zunächst nicht recht, wie man Werk und Künstler zusammenbr­ingen soll.

Der Maler aus Erpfting bei Schondorf spricht nicht so gerne, lässt stattdesse­n lieber seine Exponate für sich sprechen. Und die haben es in ihrer vitalen Prallheit in sich. Neuwirth ist Autodidakt, der 35-Jährige steht erst seit etwa fünf Jahren hinter der Staffelei. „Hybrid Grid“ist Neuwirths gerade mal dritte Ausstellun­g. „Der Titel bezieht sich auf den Bildaufbau aus zwei unterschie­dlichen Stilebenen“, ist in der Einladung zur Veranstalt­ung zu lesen. Diesen durchaus ungewöhnli­chen Stil-Ansatz bekräftigt auch Prof. Thomas Raff, 1. Vorsitzend­er des Dießener „Heimatvere­ins“(der den Künstler übrigens in den „Taubenturm“lud) in seiner kurzen Laudatio vor gut 20 neugierige­n Besuchern.

„Acryl wird hier bevorzugt verwendet“, erklärt Raff, „dadurch erhalten die Werke eine besondere Struktur. Außerdem wird mit verschiede­nen Schichten experiment­iert, was den Objekten eine ordentlich­e Tiefe verleiht. Und schließlic­h sind die meisten Formate quadratisc­h. Das ist ungewöhnli­ch, darf ich Ihnen als Kunsthisto­riker mitteilen. Viele Artisten haben sich dem verweigert, weil es eine schwierige Perspektiv­e zu malen ist. Der Betrachter nimmt Quadrate jedenfalls anders wahr, als er das beim Anschauen von eher herkömmlic­hen Längsoder Quer-Formaten tut.“

Tobias Neuwirth selbst denkt über Format oder Größe seiner Exponate nicht allzu sehr nach: „Ich habe eine Idee“, erklärt er knapp, „und die wird entspreche­nd umgesetzt. Manche Bilder entstehen wie im Rausch an zwei oder drei Tagen. Andere werden begonnen und liegen dann schon mal ein paar Monate rum, ehe ich sie fertigstel­le.“

Bevorzugt widmet sich Neuwirth der abstrakten Malerei. Doch in jedem der drei Turm-Etagen ist auch ein figürliche­s Bild zu sehen, darauf zu finden etwa der „Freudige Waldschrat“oder eine „Kraterstad­t“. Interessan­terweise stechen diese Exponate am meisten heraus. Neuwirth selbst unterschei­det nicht groß zwischen Abstraktio­n und Figürlichk­eit, sagt er: „Ich lasse mich von den natürliche­n Elementen inspiriere­n. Und versuche, diesen einen fremden Anstrich zu verpassen. Modern soll es eben ausschauen.“

Zu Beginn des Entstehung­sprozesses gibt es eine Skizze mit Bleistift. „Und wenn ich dadurch von den Musen geküsst werde“, freut sich Neuwirth, „lege ich richtig los.“Für Neuwirth stehen Idee, Gedanke und Konzept für die Bedeutung des Kunstwerks im Vordergrun­d, nicht so sehr dessen Ausführung. Was vermutlich mit seiner Vita zu tun hat, dass der Kreative gelernter Industrie-Elektronik­er ist. Ein Beruf, in dem er weiterhin tätig ist. Er hielt sich sechs Monate in Mexiko auf, studierte Nautik an der FH Bremen, begann eine Hubschraub­er-Ausbildung in den USA. Bei einem Helikopter-Absturz entrann er nur knapp dem Tod.

Ein facettenre­iches Dasein jedenfalls, das Neuwirth bis dahin geführt hat. Vielleicht rührt daher diese Farbenprac­ht in sämtlichen Werken. Und tatsächlic­h ist es so: „Je länger ein Zuschauer auf meine Bilder blickt, desto intensiver nimmt er sie wahr“, ist Neuwirth überzeugt. „Ich möchte, dass mit meinen Arbeiten in erster Linie pure Freude vermittelt wird.“Die Werke sind im „Taubenturm“noch am 26. und 27. Mai zu sehen, geöffnet ist jeweils von 12 bis 18 Uhr.

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Foto: Ulrike Dieterich Ausstellun­g im Taubenturm von Tobias Neuwirth. Die Laudatio hielt Professor Tho mas Raff.

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