Mit vitaler Prallheit
Bilder 25 farbenprächtige Werke von Tobias Neuwirth auf drei Etagen im Taubenturm
Dießen Wenn man die 25 farbenprächtigen Bilder betrachtet, die Tobias Neuwirth auf den drei Etagen im Dießener „Taubenturm“ausgestellt hat, und im Anschluss ihren beinahe scheuen, introvertierten Erzeuger kennenlernt – weiß man zunächst nicht recht, wie man Werk und Künstler zusammenbringen soll.
Der Maler aus Erpfting bei Schondorf spricht nicht so gerne, lässt stattdessen lieber seine Exponate für sich sprechen. Und die haben es in ihrer vitalen Prallheit in sich. Neuwirth ist Autodidakt, der 35-Jährige steht erst seit etwa fünf Jahren hinter der Staffelei. „Hybrid Grid“ist Neuwirths gerade mal dritte Ausstellung. „Der Titel bezieht sich auf den Bildaufbau aus zwei unterschiedlichen Stilebenen“, ist in der Einladung zur Veranstaltung zu lesen. Diesen durchaus ungewöhnlichen Stil-Ansatz bekräftigt auch Prof. Thomas Raff, 1. Vorsitzender des Dießener „Heimatvereins“(der den Künstler übrigens in den „Taubenturm“lud) in seiner kurzen Laudatio vor gut 20 neugierigen Besuchern.
„Acryl wird hier bevorzugt verwendet“, erklärt Raff, „dadurch erhalten die Werke eine besondere Struktur. Außerdem wird mit verschiedenen Schichten experimentiert, was den Objekten eine ordentliche Tiefe verleiht. Und schließlich sind die meisten Formate quadratisch. Das ist ungewöhnlich, darf ich Ihnen als Kunsthistoriker mitteilen. Viele Artisten haben sich dem verweigert, weil es eine schwierige Perspektive zu malen ist. Der Betrachter nimmt Quadrate jedenfalls anders wahr, als er das beim Anschauen von eher herkömmlichen Längsoder Quer-Formaten tut.“
Tobias Neuwirth selbst denkt über Format oder Größe seiner Exponate nicht allzu sehr nach: „Ich habe eine Idee“, erklärt er knapp, „und die wird entsprechend umgesetzt. Manche Bilder entstehen wie im Rausch an zwei oder drei Tagen. Andere werden begonnen und liegen dann schon mal ein paar Monate rum, ehe ich sie fertigstelle.“
Bevorzugt widmet sich Neuwirth der abstrakten Malerei. Doch in jedem der drei Turm-Etagen ist auch ein figürliches Bild zu sehen, darauf zu finden etwa der „Freudige Waldschrat“oder eine „Kraterstadt“. Interessanterweise stechen diese Exponate am meisten heraus. Neuwirth selbst unterscheidet nicht groß zwischen Abstraktion und Figürlichkeit, sagt er: „Ich lasse mich von den natürlichen Elementen inspirieren. Und versuche, diesen einen fremden Anstrich zu verpassen. Modern soll es eben ausschauen.“
Zu Beginn des Entstehungsprozesses gibt es eine Skizze mit Bleistift. „Und wenn ich dadurch von den Musen geküsst werde“, freut sich Neuwirth, „lege ich richtig los.“Für Neuwirth stehen Idee, Gedanke und Konzept für die Bedeutung des Kunstwerks im Vordergrund, nicht so sehr dessen Ausführung. Was vermutlich mit seiner Vita zu tun hat, dass der Kreative gelernter Industrie-Elektroniker ist. Ein Beruf, in dem er weiterhin tätig ist. Er hielt sich sechs Monate in Mexiko auf, studierte Nautik an der FH Bremen, begann eine Hubschrauber-Ausbildung in den USA. Bei einem Helikopter-Absturz entrann er nur knapp dem Tod.
Ein facettenreiches Dasein jedenfalls, das Neuwirth bis dahin geführt hat. Vielleicht rührt daher diese Farbenpracht in sämtlichen Werken. Und tatsächlich ist es so: „Je länger ein Zuschauer auf meine Bilder blickt, desto intensiver nimmt er sie wahr“, ist Neuwirth überzeugt. „Ich möchte, dass mit meinen Arbeiten in erster Linie pure Freude vermittelt wird.“Die Werke sind im „Taubenturm“noch am 26. und 27. Mai zu sehen, geöffnet ist jeweils von 12 bis 18 Uhr.