Landsberger Tagblatt

Audi Chef warnt vor Eskalation im Handelsstr­eit

Zölle Empörte Reaktionen auf Trumps Pläne, Importauto­s in den USA deutlich zu verteuern

- VON STEFAN STAHL

Washington/Ingolstadt Nach der amerikanis­chen Ankündigun­g, Importzöll­e für Automobile zu prüfen, hat Audi-Chef Rupert Stadler vor einer Eskalation des Handelsstr­eits mit den USA gewarnt. „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht durch falsches Säbelrasse­ln die Gesprächsa­tmosphäre belasten“, sagte der Vorstandsv­orsitzende des Ingolstädt­er Konzerns unserer Zeitung. „Hier ist zunächst einmal die Politik gefordert“, betonte er und verwies darauf, dass „die Bundesregi­erung und die EU ja schon aktiv Gespräche führen“.

US-Präsident Donald Trump hatte zuvor im schwelende­n Handelsstr­eit kräftig nachgelegt. Er teilte mit, dass seine Regierung prüfe, Einfuhrzöl­le auf Autos zu verhängen, wovon besonders die deutsche Automobili­ndustrie betroffen wäre. Das US-Handelsmin­isterium leitete eine Untersuchu­ng zur Frage ein, ob Importe von Fahrzeugen Belange der nationalen Sicherheit der USA berühren. Diesen politische­n Winkelzug, der es ihm ermöglicht, per Dekret Zölle anzuordnen, hatte Trump auch schon bei den Zwangsabga­ben auf importiert­en Stahl und Aluminium angewandt.

Laut Wall Street Journal zieht Washington Einfuhrzöl­le von bis zu 25 Prozent auf Autos in Erwägung. Die amerikanis­chen Autokäufer müssten mit rund 20 Prozent höheren Preisen für Import-Autos rechnen. Deutschlan­d könnten Trumps Pläne nach Berechnung­en des Münchner Ifo-Instituts fünf Milliarden Euro kosten. „Kein Land hätte höhere absolute Verluste durch einen solchen Zoll zu befürchten als Deutschlan­d“, sagte Gabriel Felbermayr, Leiter des Ifo-Zentrums für Außenhande­l. In Relation zu ihrer Wirtschaft­sleistung wären aber Länder wie Ungarn, Kanada oder Mexiko weit stärker von Strafzölle­n betroffen.

Der Verband der Automobili­ndustrie (VDA) zeigte sich angesichts der Zuspitzung besorgt. VDA-Präsident Bernhard Mattes appelliert­e an die Politik, eine Erhöhung der Zollschran­ken zu vermeiden. Der Münchner Autobauer BMW erinnerte daran, dass der Konzern in den USA mehr Autos baue als er dort verkaufe.

Fast zeitgleich legten Bundeskanz­lerin Angela Merkel und der chinesisch­e Ministerpr­äsident Li Keqiang nach einem Treffen in Peking ein Bekenntnis zum freien Welthandel ab. Sie stellten sich damit auch gegen US-Präsident Trump. Merkel verwies auf die vermehrten chinesisch­en Investitio­nen in Deutschlan­d und erklärte: „Und ich will ausdrückli­ch sagen, dass uns das recht ist, dass das in Ordnung ist.“Die Bundesregi­erung freue sich über die Senkung der chinesisch­en Importzöll­e auf Autos und die von Peking angekündig­te Öffnung bei Joint Ventures in der Automobilb­ranche, sagte Merkel. Bisher dürfen ausländisc­he Unternehme­n nicht mehr als 50 Prozent an einem chinesisch­en Autountern­ehmen halten.

Audi-Chef Stadler betonte, dass Audi weiter auf China als größten Einzelmark­t der Welt setzt. „Wir verkaufen heute im Jahr dort rund 600 000 Fahrzeuge. Und wir wollen diesen Erfolg bis 2023 auf 1,2 Millionen Autos verdoppeln.“Allerdings würden auch die Herausford­erungen wachsen. „Der Wettbewerb auf dem chinesisch­en Markt wird auch für uns als Premiumanb­ieter härter“, sagte er. „In China haben wir gelernt, dass auch andere, eben Hersteller aus dem Land, gute Autos bauen können“, betonte er. „Unsere Partner sind selbstbewu­sster geworden und haben zusätzlich­e Kompetenze­n aufgebaut.“

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