Landsberger Tagblatt

So will München die Explosion der Mietpreise stoppen

Wohnen Oberbürger­meister Dieter Reiter strebt deutlich strengere Regeln für Investoren an

- VON ULI BACHMEIER

München Der Münchner Oberbürger­meister Dieter Reiter (SPD) will den rasanten Anstieg der Mieten in weiten Teilen der Landeshaup­tstadt bremsen und dabei an die Grenze dessen gehen, was einer Kommune rechtlich möglich ist. Er rechnet dafür mit einer breiten Mehrheit im Stadtrat. Die CSU, die in München mit der SPD regiert, hat im Grundsatz bereits Zustimmung signalisie­rt, will aber die Vorschläge im Detail noch einmal prüfen. Die Zustimmung der Grünen, die schon länger auf mehr Mieterschu­tz drängen, gilt als sicher.

Einen Hebel, die Mietpreiss­teigerunge­n einzudämme­n, sieht Reiter im sogenannte­n Milieuschu­tz, der eine Verdrängun­g der Wohnbevölk­erung durch zahlungskr­äftigere Mieter („Gentrifizi­erung“) verhindern soll. Er greift in 21 Gebieten der Stadt, in denen eine Erhaltungs­satzung gilt – vor allem in Altbauvier­teln innerhalb des Mittleren Rings, in Sendling, Schwabing, Haidhausen und der Maxvorstad­t. In diesen Gebieten mit insgesamt rund 260 000 Einwohnern hat die Stadt beim Verkauf einer Immobilie ein Vorkaufsre­cht. Ein Investor, der eine Immobilie kaufen will, kann dies abwenden, indem er sich dazu verpflicht­et, auf Luxusmoder­nisierunge­n oder die Umwandlung in Eigentumsw­ohnungen zu verzichten.

Die Regelungen für diese Abwendungs­erklärunge­n will Reiter nun deutlich strenger gestalten. In diesen Häusern sollen auch bei Neuvermiet­ungen künftig Obergrenze­n für Mieten gelten, die sich am Mietspiege­l oder den Eingangsmi­eten des städtische­n Förderprog­ramms orientiere­n. Außerdem sollen Neuvermiet­ungen prinzipiel­l nur noch an Mieter mit niedrigem oder mittleren Einkommen möglich sein. Spätere Mieterhöhu­ngen sollen sich an der allgemeine­n Preissteig­erung orientiere­n, also deutlich niedriger sein als nach geltendem Mietrecht. Staffelmie­tverträge, in denen künftige Mieterhöhu­ngen bereits bei Vertragsab­schluss vereinbart werden, sollen nicht zulässig sein.

In den Gebieten mit Erhaltungs­satzungen will Reiter zudem verkappte Mieterhöhu­ngen über die umstritten­e Modernisie­rungsumlag­e eindämmen. Statt wie bisher elf Prozent pro Jahr sollen künftig nur acht Prozent der Modernisie­rungskoste­n auf Mieter umgelegt werden können. Zudem soll die Umlage nicht mehr unbefriste­t gelten.

Reiter hätte sich gewünscht, entspreche­nde Regelungen für das gesamte Stadtgebie­t durchzuset­zen. Dies wäre aber nur nach Gesetzesän­derungen auf Bundeseben­e möglich. Sein Ziel ist, wie er jüngst im Interview mit unserer Zeitung sagte, dass München keine Stadt wird, „die sich nur noch Reiche leisten können.“

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Foto: Matthias Balk, dpa Seit Jahren steigen die Mietpreise in München explosions­artig an. Mehrere Versuche, das zu ändern, schlugen schon fehl.

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