Ein Haus für die Mitarbeiter
Werkswohnungen Der Kauferinger Unternehmer Markus Wasserle mietet Objekte für seine Angestellten an. Die Familie Jamal lebt in einem Häuschen mit Garten, gemeinsam mit zwei Kollegen
Landsberg „Alleine hätte ich die Chance nicht gehabt.“Yadgar Jamal sitzt im Freisitz eines kleinen Häuschens in der Schwaighofsiedlung in Landsberg. Aus weiß lackierten Europaletten sind hippe Outdoor-Möbel zusammengezimmert, im Gemüsebeet zeigen sich die ersten Pflänzchen und hinter dem alten Apfelbaum leuchten eine Kinderschaukel und eine Rutsche aus dem Grün. Das Wohnhaus ist hübsch eingerichtet mit einer Reihe von Accessoires. Yadgar Jamal und seine Frau Schadan lebten bis vor zweieinhalb Jahren in einer Wohnung. Lange Zeit schon suchten beide für sich und ihre zwei drei und fünf Jahre alten Kinder ein Haus mit Garten. „Ich habe im Internet geschaut und auch in der Zeitung.“Es musste in Landsberg sein, denn sonst hätte Yadgar Jamal die Kinder immer wieder beispielsweise in den Kindergarten fahren müssen. „Meine Frau spricht auch nicht so gut Deutsch.“
Aber bei nur einem Einkommen in Landsberg mit seinen hohen Mietpreisen eine Wohnung für eine vierköpfige Familie zu finden, sei schwierig – und mit einem ausländischen Nachnamen fast unmöglich. Eine Situation, die Markus Wasserle auch von anderen seiner 240 Mitarbeiter kennt, vor allem in München. „Es ist für die Leute quasi unmöglich“, sagt Wasserle, der in Kaufering eine Gebäudereinigung betreibt. Der Tarifmindestlohn liege bei 10,30 Euro, für Glasreiniger bei 14 Euro brutto. Die Nettoverdienste lägen bei 1500 Euro bis etwa 2200 Euro bei Mitarbeitern mit Leitungspositionen.
Der Kauferinger Unternehmer bietet mittlerweile 45 Angestellten Werkswohnungen an, sprich, er mietet Wohnungen an, und vermietet sie weiter – 270 bis 300 Euro pro Wohngemeinschafts-Zimmer inklusive WLAN und Übernahme der GEZ-Gebühr. Mittlerweile sind es drei Einzimmer-Apartments, zwei Zweizimmerwohnungen, zwei Vier- zimmerwohnungen und zwei Häuser sowie neben des Landsberger Objekts eines in Großhadern. Und in Windach leben Mitarbeiter in Wasserles ehemaligem Wohnhaus. Insgesamt macht Wasserle ein Mi- nus bei den Vermietungen, es ist ihm jedoch wichtig, gute Mitarbeiter zu halten, und so hält er an den Werkswohnungen fest. Nicht jeden Vermieter spreche dies an, da ein häufiger Wechsel befürchtet werde. Andere seien aber froh, mit einer Firma einen immer zahlenden Ansprechpartner zu haben, erläutert er. Wasserle hat als SPD-Kreisvorsitzender viele Kontakte im Landkreis und tut sich so auch leichter, mit einem potenziellen Vermieter ins Gespräch zu kommen. In der Schwaighofsiedlung war es eine ganz normale Anmietung über Makler, wie Wasserle erzählt. Eingezogen sind hier die Familien Jamal und zwei Arbeitskollegen. Die kleine Wohnküche teilt man sich, es steht aber auch noch ein Ess- und Wohnzimmer als Aufenthaltsraum zur Verfügung.
Viele von Wasserles Mitarbeitern stammen nicht aus Deutschland, so mancher hat noch Sprachdefizite. Wasserle und vor allem auch seine Frau Bianca sind so auch Ansprechpartner, wenn es Probleme gibt. Beispielsweise wenn plötzlich wie bei den Jamals eine Rechnung für 5000 Euro Wasserverbrauch hereinflattert – der Wasserhahn fürs Gartenwasser hatte ein Leck. Oder Jamal war ein Fake-Handyvertrag untergeschoben worden. Bianca Wasserle half beim Kindergartenplatz, sodass Schadan Jamal jetzt einen Deutschkurs besuchen kann. Mit der Anmietung der Wohnung sei es nicht getan, Bianca Wasserle ist gewissermaßen die Kümmerin für die eigenen Mieter und Angestellten, wenn es um amtliche Dinge geht – „Sie ist dauernd beschäftigt“, sagt
Warum es so schwer ist, eine Wohnung zu finden
Im Beet wachsen Salat und Mangold
ihr Mann. „Wenn ich Probleme habe, wie soll ich das regeln?“, verdeutlich Yadgar Jamal, dass es für ihn alleine nicht so einfach ist, mit derartigen Dingen klarzukommen. Der 35-Jährige kommt aus dem Nordirak und lebt seit 1996 in Deutschland. Seit zehn Jahren arbeitet er für Wasserle. Begonnen hat er als Glasreiniger, mittlerweile ist er Objektleiter für Glas- und Sonderreinigung mit 20 Mitarbeitern und macht eine Ausbildung zum Industriekletterer. „Da geht’s ums Abseilen von oben.“Über die Firma hat er den Lkw-Führerschein erworben. „Ich hab’ drei Monate gebüffelt.“
Im Beet wächst Salat. Mangold ist gesät, Petersiliensamen hat sich Jamal aus dem Irak kommen lassen. „Es ist Arbeit so ein Garten, macht aber viel Freude. Ich kann gar nicht sagen, wie zufrieden ich bin.“