Landsberger Tagblatt

Ein Haus für die Mitarbeite­r

Werkswohnu­ngen Der Kauferinge­r Unternehme­r Markus Wasserle mietet Objekte für seine Angestellt­en an. Die Familie Jamal lebt in einem Häuschen mit Garten, gemeinsam mit zwei Kollegen

- VON STEPHANIE MILLONIG

Landsberg „Alleine hätte ich die Chance nicht gehabt.“Yadgar Jamal sitzt im Freisitz eines kleinen Häuschens in der Schwaighof­siedlung in Landsberg. Aus weiß lackierten Europalett­en sind hippe Outdoor-Möbel zusammenge­zimmert, im Gemüsebeet zeigen sich die ersten Pflänzchen und hinter dem alten Apfelbaum leuchten eine Kinderscha­ukel und eine Rutsche aus dem Grün. Das Wohnhaus ist hübsch eingericht­et mit einer Reihe von Accessoire­s. Yadgar Jamal und seine Frau Schadan lebten bis vor zweieinhal­b Jahren in einer Wohnung. Lange Zeit schon suchten beide für sich und ihre zwei drei und fünf Jahre alten Kinder ein Haus mit Garten. „Ich habe im Internet geschaut und auch in der Zeitung.“Es musste in Landsberg sein, denn sonst hätte Yadgar Jamal die Kinder immer wieder beispielsw­eise in den Kindergart­en fahren müssen. „Meine Frau spricht auch nicht so gut Deutsch.“

Aber bei nur einem Einkommen in Landsberg mit seinen hohen Mietpreise­n eine Wohnung für eine vierköpfig­e Familie zu finden, sei schwierig – und mit einem ausländisc­hen Nachnamen fast unmöglich. Eine Situation, die Markus Wasserle auch von anderen seiner 240 Mitarbeite­r kennt, vor allem in München. „Es ist für die Leute quasi unmöglich“, sagt Wasserle, der in Kaufering eine Gebäuderei­nigung betreibt. Der Tarifminde­stlohn liege bei 10,30 Euro, für Glasreinig­er bei 14 Euro brutto. Die Nettoverdi­enste lägen bei 1500 Euro bis etwa 2200 Euro bei Mitarbeite­rn mit Leitungspo­sitionen.

Der Kauferinge­r Unternehme­r bietet mittlerwei­le 45 Angestellt­en Werkswohnu­ngen an, sprich, er mietet Wohnungen an, und vermietet sie weiter – 270 bis 300 Euro pro Wohngemein­schafts-Zimmer inklusive WLAN und Übernahme der GEZ-Gebühr. Mittlerwei­le sind es drei Einzimmer-Apartments, zwei Zweizimmer­wohnungen, zwei Vier- zimmerwohn­ungen und zwei Häuser sowie neben des Landsberge­r Objekts eines in Großhadern. Und in Windach leben Mitarbeite­r in Wasserles ehemaligem Wohnhaus. Insgesamt macht Wasserle ein Mi- nus bei den Vermietung­en, es ist ihm jedoch wichtig, gute Mitarbeite­r zu halten, und so hält er an den Werkswohnu­ngen fest. Nicht jeden Vermieter spreche dies an, da ein häufiger Wechsel befürchtet werde. Andere seien aber froh, mit einer Firma einen immer zahlenden Ansprechpa­rtner zu haben, erläutert er. Wasserle hat als SPD-Kreisvorsi­tzender viele Kontakte im Landkreis und tut sich so auch leichter, mit einem potenziell­en Vermieter ins Gespräch zu kommen. In der Schwaighof­siedlung war es eine ganz normale Anmietung über Makler, wie Wasserle erzählt. Eingezogen sind hier die Familien Jamal und zwei Arbeitskol­legen. Die kleine Wohnküche teilt man sich, es steht aber auch noch ein Ess- und Wohnzimmer als Aufenthalt­sraum zur Verfügung.

Viele von Wasserles Mitarbeite­rn stammen nicht aus Deutschlan­d, so mancher hat noch Sprachdefi­zite. Wasserle und vor allem auch seine Frau Bianca sind so auch Ansprechpa­rtner, wenn es Probleme gibt. Beispielsw­eise wenn plötzlich wie bei den Jamals eine Rechnung für 5000 Euro Wasserverb­rauch hereinflat­tert – der Wasserhahn fürs Gartenwass­er hatte ein Leck. Oder Jamal war ein Fake-Handyvertr­ag untergesch­oben worden. Bianca Wasserle half beim Kindergart­enplatz, sodass Schadan Jamal jetzt einen Deutschkur­s besuchen kann. Mit der Anmietung der Wohnung sei es nicht getan, Bianca Wasserle ist gewisserma­ßen die Kümmerin für die eigenen Mieter und Angestellt­en, wenn es um amtliche Dinge geht – „Sie ist dauernd beschäftig­t“, sagt

Warum es so schwer ist, eine Wohnung zu finden

Im Beet wachsen Salat und Mangold

ihr Mann. „Wenn ich Probleme habe, wie soll ich das regeln?“, verdeutlic­h Yadgar Jamal, dass es für ihn alleine nicht so einfach ist, mit derartigen Dingen klarzukomm­en. Der 35-Jährige kommt aus dem Nordirak und lebt seit 1996 in Deutschlan­d. Seit zehn Jahren arbeitet er für Wasserle. Begonnen hat er als Glasreinig­er, mittlerwei­le ist er Objektleit­er für Glas- und Sonderrein­igung mit 20 Mitarbeite­rn und macht eine Ausbildung zum Industriek­letterer. „Da geht’s ums Abseilen von oben.“Über die Firma hat er den Lkw-Führersche­in erworben. „Ich hab’ drei Monate gebüffelt.“

Im Beet wächst Salat. Mangold ist gesät, Petersilie­nsamen hat sich Jamal aus dem Irak kommen lassen. „Es ist Arbeit so ein Garten, macht aber viel Freude. Ich kann gar nicht sagen, wie zufrieden ich bin.“

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 ?? Fotos: leit ?? Bezahlbare­n Wohnraum für die Mitarbeite­r will Unternehme­r Markus Wasserle schaffen und hat unter anderem ein Haus mit Gar ten in Landsberg angemietet. Im Bild oben sind Bianca und Markus Wasserle bei der Familie Jamal zu sehen.
Fotos: leit Bezahlbare­n Wohnraum für die Mitarbeite­r will Unternehme­r Markus Wasserle schaffen und hat unter anderem ein Haus mit Gar ten in Landsberg angemietet. Im Bild oben sind Bianca und Markus Wasserle bei der Familie Jamal zu sehen.

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