Landsberger Tagblatt

Reise der Schützenke­tte

Geschichts­blätter Vor 30 Jahren haben zwei Landsberge­r das Stück aus New York zurückgeho­lt

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Landsberg/New York Vor 30 Jahren haben die Landsberge­r Feuerschüt­zen ihre historisch­e Königskett­e aus New York nach Hause geholt. Das Landsberge­r Tagblatt berichtete damals am 28. Mai 1988 über diese abenteuerl­iche Reise vom damaligen Schützenme­ister Leonhard Fiedler und Volksbankd­irektor Erwin Stolz. In den aktuellen Landsberge­r Geschichts­blättern ist der LT-Bericht von 1988 zu finden, und Fiedler erzählt die Geschichte auch noch einmal in einem persönlich­em Bericht.

Die Kette stammt von 1898 und verschwand 1945 aus dem Tresor der Stadtspark­asse Landsberg – entwendet vermutlich von Besatzungs­soldaten, doch laut dem LT-Bericht ließ sich nicht mehr ergründen, wer das kostbare Stück hatte verschwind­en lassen.

Für die Königlich privilegie­rten Feuerschüt­zen war die Kette auf jeden Fall verscholle­n. Bis Fiedler im April 1988 der Anruf eines Schweinfur­ter Schützen erreichte. Dieser war auch Münzensamm­ler und hatte in einem Katalog einer New Yorker Münzgaleri­e entdeckt, dass dort eine Schützenke­tte aus Landsberg, eine „German Guildemast­ers Silver Chain“, versteiger­t wird. Auf juristisch­em Wege ließ sich die Kette nicht zurückhole­n, das hatte Erwin Stolz geprüft. Schützenme­ister Fiedler und Vereinsmit­glied Stolz wurden von einem Vereinsaus­schuss beauftragt, die Kette nach Hause zu holen. Mit im Reisegepäc­k: Fotos, die die Geschichte der Kette dokumentie­ren. Die spannende Reise erzählt Fiedler in den Geschichts­büchern ausführlic­h: Es war eine Aktion unter Zeitdruck, nur bis 25. Mai konnte ein Angebot für die Versteiger­ung abgegeben werden. In New York kontaktier­ten die Landsberge­r einen Staranwalt und fanden außerdem in Kunsthändl­er Moritz Prinz von Öttingen-Wallerstei­n einen Unterstütz­er.

Die Landsberge­r bekamen in der Coin Galleries Stack’s den Zuschlag. Und mit der Kette in der Tasche verließen die beiden Feuerschüt­zen schließlic­h das Auktionsha­us, um die Rückreise von New York nach Landsberg anzutreten. In Landsberg wurde die Rückkehr der Kette mit einem Einzug ins Schützenhe­im in Sandau gefeiert, unter Begleitung der Pitzliner Musikkapel­le. Noch im gleichen Jahr wurde die Kette als Leihgabe ans Landsberge­r Stadtmuseu­m gegeben.

Wie viel die Kette gekostet hat? Dazu sagt Leonhard Fiedler auch heute noch nichts. Im Zeitungsar­tikel von 1988 wird eine Summe von 15000 Mark für die gesamte Reise angegeben, was laut Fiedler hinkommen könnte. Freilich sei es nicht ums Geld gegangen, sagt Fiedler. Die Kette zurückzuho­len, empfindet er als eine Verpflicht­ung gegenüber dem Stifter der Königskett­e und den Spendern der Schützenta­ler.

Eines Tages war sie aus dem Tresor verschwund­en

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Fotos: Archiv/Sibylle Seidl Cesare Die Archivbild­er zeigen Schützenkö­nig Simon Baudrexl mit der Schützenke­tte im Jahr 1914 sowie Erwin Stolz und Leonhard Fied ler im Jahr 1988 mit der damals gerade aus New York zurückgeho­lten Kette.
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