Landsberger Tagblatt

Auf der (fast) autofreien Mühlstraße

Fußgängerz­one Am Wochenende startete die kontrovers diskutiert­e Regelung in Dießen. Einige Geschäftsl­eute fürchten, Kunden zu verlieren. Viele Passanten finden die neue Situation aber „toll“

- VON STEPHANIE MILLONIG

Dießen Dießen hat bis zum September eine Fußgängerz­one auf Probe – zumindest an den Wochenende­n und Feiertagen. Das LT hat sich in der Mühlstraße umgesehen: Bei einigen Autofahrer­n ist die neue Regelung noch nicht angekommen, sie steuern auch am Samstagnac­hmittag noch durch die Mühlstraße und werden von der Polizei auf ihr Fehlverhal­ten aufmerksam gemacht. Geahndet wird das Verkehrsve­rgehen an diesem ersten Wochenende noch nicht. In den gesperrten Bereich vom Maibaumpla­tz bis zum Untermülle­rplatz dürfen nur Anlieger, die Stellplatz oder Garage haben, einfahren. Fahrradfah­rer müssen absteigen und ihren Drahtesel schieben – auch das beherzigt längst nicht jeder Radler.

Die Beschilder­ung gibt Anlass zu Irritation­en, wie auch die Gemeinderä­te Alexander Höring und Petra Sander, die sich die Sache ansehen, zugeben. Zwar ist klar, dass die Fußgängerz­one von Samstag 14 bis Sonntag 20 Uhr gilt. Aber wie ist „feiertags“zu verstehen? Von 14 bis 20 Uhr? Oder von 0 bis 24 Uhr und damit länger als an einem normalen Sonntag? Neben dieser sachlichen

Die Schilder werfen noch Fragen auf

Fragestell­ung, gibt es grundsätzl­iche Differenze­n, die bereits oft diskutiert wurden: Geschäftsl­eute fürchten um Kunden, Anwohner freuen sich über autofreie Flächen.

Die Befürchtun­gen sind nicht unbegründe­t, wie sich im Fischgesch­äft der Gastls zeigt: Barbara Mastaller-Gastl berichtet, dass ein Augsburger Kunde, der eine Angelkarte kaufen wollte, jetzt nach Utting fahre. Am Wochenende wollten oft Wirte frische Fische kaufen. „Wir haben auch ältere Kundschaft“, kritisiert Fischer Simon Rauch die neue Regelung. Er hat außerdem die Befürchtun­g, dass sie ausgedehnt wird auf weitere Tage. Alexandra Bach verkauft Möbel und Wohnaccess­oires: „Wie sieht es aus, wenn jemand einen schweren Tisch am Samstag abholen will?“Knapp außerhalb der Fußgängerz­one befinden sich die Modeboutiq­ue von Lissi Rott und das Sportgesch­äft von Werner Bernhard. Sie sehen die Problemati­k, dass für auswärtige Kunden die Orientieru­ng schwierig wird, wenn die Mühlstraße gesperrt ist. Für sich selbst hat Anwohner Peter Barth kein Problem, glaubt aber, dass für viele der Weg vom Bahnhofspa­rkplatz bis in die Mühlstraße zu weit sei. „Ich glaub’, die Leut’ kommen dann nimmer.“

Diesen Befürchtun­gen widersprec­hen zumindest die Aussagen der Touristen, die am Samstag durch die Fußgängerz­one laufen. „Es hat was Mediterran­es“, so Christian Henckel aus Breitbrunn. und Petra Meir, die ihr Wochenende in Utting verbringen, finden die Fußgängerz­one „ganz toll“. Die Dießenerin Betty Schmid würde Radfahren erlauben, wenn Fußgängern der Vorrang gewährt wird. Eine Gruppe von Senioren, ein Klassentre­ffen von Dießenern Jahrgang 1940, versteht gar nicht, warum so viel Aufhebens gemacht wird: „Man hat doch Füße, es ist doch nicht schlimm, ein paar Meter zu Fuß zu gehen“, sagt Hermann Mayr. Gekommen ist auch Franz Sanktjohan­ser, der als Mitinitiat­or einer Unterschri­ftensammlu­ng die Fußgängerz­one mitangesto­ßen hat. „Ich möchte sehen, wie sich’s entwickelt.“

Boutiqueni­nhaberin Petra Thurner freut sich über die neue Regelung und sieht es auch als Aufforderu­ng an die Geschäftsl­eute, „etwas daraus zu machen“. Juwelier GerIris hard Lempik hat schon reagiert und öffnet nun auch Samstagnac­hmittag. Mitarbeite­rin Lioba Baumbach spricht an, dass es bei der Haltung zur Fußgängerz­one darauf ankommt, aus welchem Grund man sie betritt: „Muss ich schnell etwas einkaufen, möchte ich vors Geschäft fahren können. Wenn ich aber mit meiner fünfjährig­en Tochter zu Fuß unterwegs bin, freue ich mich über die autofreie Zone.“

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Fotos: Jordan Flanieren und auf der Straße sitzen, das ist jetzt am Wochenende in der Fußgängerz­one Mühlstraße in Dießen möglich. Einigen Verkehrste­ilnehmern war dies offensicht­lich trotz der Beschilder­ung nicht klar. Die Polizei beließ es bei einer Ermahnung....
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