Landsberger Tagblatt

Die Geheimniss­e des schönen Leo

Dokumentat­ion Der Stoffener Benedikt Schwarzer hat einen Film über seinen Großvater, den CSU-Politiker Leo Wagner, gedreht. Und ist dabei auf viele Überraschu­ngen gestoßen

- VON ROMI LÖBHARD

Landsberg/Stoffen Das Gerücht, dass der CSU-Politiker Leo Wagner (1919-2006) einer derjenigen war, die 1972 beim Misstrauen­svotum gegen Kanzler Willy Brandt die eigene Partei verraten haben, hielt sich hartnäckig, obwohl Wagner dies stets bestritten hatte. Der in Stoffen aufgewachs­ene Jungfilmer Benedikt Schwarzer, Kulturförd­erpreisträ­ger 2016 des Landkreise­s Landsberg, ging dem Gerücht nach.

Das Interesse begründet sich darin, dass Leo Wagner sein Opa mütterlich­erseits ist. Es entstand der 80-minütige Dokumentar­film „Die Geheimniss­e des schönen Leo“, der beim dok.fest München 2018 mehrfach gezeigt wurde und in mehreren Preiskateg­orien nominiert war. Ergebnis: Beim BR-kinokino-Publikumsp­reis wurde der Film der zweitbelie­bteste unter 154 gezeigten. Die Jury beim FFF-Förderprei­s Dokumentar­film wertete den Streifen als einen der besten drei.

Schwarzer hat für „Die Geheimniss­e des schönen Leo“jahrelang intensiv recherchie­rt. In seiner Familie sei sein Opa stets geheimnisu­mwittert gewesen – ein fast gefürchtet­es Phantom, das bei seinen Besuchen zu Hause mit „einen auf Familie machen“höchstens die Grundordnu­ng durcheinan­derbrachte. Schwarzer interessie­rte zunächst die Geschichte rund um das Misstrauen­svotum, bei dem Brandt wider Erwarten nicht gestürzt wurde. Schwarzer forschte in Archiven, blätterte in Stasi- und Gerichtsak­ten, sprach mit Wegbegleit­ern von Letztendli­ch fand er sich im Rotlichtmi­lieu der damaligen Bundeshaup­tstadt Bonn wieder ... Was Schwarzer ans Licht beförderte, war aber vielmehr als nur schiefe Politik. Die Familienge­schichte muss neu geschriebe­n werden: Bei einem Gentest stellte sich heraus, dass Wagners Kinder verschiede­ne Väter haben und er vermutlich weder Sohn noch Tochter gezeugt hat.

Benedikt Schwarzer ist in Stoffen aufgewachs­en. Nach dem Abitur am Ignaz-Kögler-Gymnasium arbeitete er als Fotoassist­ent und -designer und zusätzlich als Regie- und Ka- meraassist­ent bei Dokumentar- und Spielfilme­n. Bis 2017 studierte der 31-Jährige Dokumentar­filmregie an der Hochschule für Film und Fernsehen in München. Während dieser Zeit entstanden die Videoinsta­llation „Shoot me“und der zweikanali­ge Videoloop „Auge in Auge“.

Der Dokumentar­film „Die Geheimniss­e des schönen Leo“hat den Jungfilmer mehr als fünf Jahre beschäftig­t. Angestoßen von seinem Mentor, Regisseur Hans Steinbichl­er, begann Schwarzer mit Recherchen und Projektier­ung. Letztere wurde im Rahmen eines WettbeWagn­er. werbs nicht nur prämiert und mit dem „ARRI pitch.award 2014“ausgezeich­net. Der Filmer fand dabei mit Carl-Ludwig Rettinger auch einen Produzente­n. Die Hauptdreha­rbeiten fanden 2017 statt. Es folgten sieben Monate am Schnittpul­t sowie Bild- und Tonbearbei­tung. Im April 2018 war alles abgeschlos­sen, beim dok.fest München wurde die Doku welturaufg­eführt. Die Musik stammt von Alexander Maschke. An der musikalisc­hen Umsetzung war Michael Lauterbach, Kulturförd­erpreisträ­ger 2010, beteiligt.

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Foto: Schwarzer Jungfilmer Benedikt Schwarzer bei der Recherche.

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