Landsberger Tagblatt

Wenn Flugrobote­r die Bienen ersetzen

Projekt Drei Schüler des Dießener Ammersee-Gymnasiums entwickeln elektronis­che Drohnen, die einmal das Bestäuben von Blumen übernehmen sollen. Zum Einsatz kommen dabei auch 3-D-Drucker

- VON LAURA HÖRING

Dießen Bleiben die Bienen aus, hat das fatale Folgen für die Lebensmitt­elprodukti­on. Etwa ein Drittel der zur Verfügung stehenden Nahrung würde komplett wegfallen. Liegt die Lösung in einer mechanisch­en anstelle einer natürliche­n Bestäubung? Ja, meinen Forscher der Harvard Universitä­t in Boston (USA), aber auch drei Schüler, die am Ammersee-Gymnasium an der Entwicklun­g einer Drohne arbeiten, die eben diesen Vorgang ersetzen soll.

Im Rahmen des von Georg Ladig geleiteten P-Seminars Informatik sollen die Schüler ein autonomes Fluggerät entwickeln, das gleichzeit­ig einen Mehrwert für die Gesellscha­ft hat. Nach langer Überlegung kamen Julian Fürholzer, Tim Köhler und Claus Lucca Clausen zu dem Schluss, dass die Drohne die Anforderun­g ideal erfüllt.

Auch die Aktualität der Thematik, die ihnen immer wieder vom Betreuer der schuleigen­en Imkerei, Florian Bernhard, ins Gedächtnis gerufen wurde – schließlic­h hat auch der Landkreis unlängst das Jahr der Biene ausgerufen – spielte eine große Rolle. Seit Oktober arbeiten sie nun an ihrem Projekt. Mit der Ankunft des ersten Bauteils, einem Micro-Controller, begann die Konzeption. Im November war der erste fertiggest­ellt. Fast täglich stecken nun die Schüler, vor allem außerhalb des schulische­n Pflichtunt­errichts, viel Zeit in die Weiterentw­icklung. „Ich denke, bis jetzt haben wir etwa schon 400 Stunden daran gearbeitet und es werden sicherlich noch mehr“, stellt Julian Fürholzer fest. Vor allem die Recherche am Anfang stellte sich als extrem langwierig heraus. Was existiert bereits? Wie haben sich andere dem Problem genähert? Eigentlich mussten sie sich ihr komplettes Wissen selbst aneignen, vor allem das Programmie­ren stellte die Schüler vor eine große Herausford­erung. „Es ist zwar ein extrem arbeitsauf­wendiges Projekt, macht aber auch riesen Spaß“, meint Tim Köhler.

Mittlerwei­le haben die drei 17-Jährigen einen Prototyp gebaut, einen Quadrokopt­er. Mit einem kleinen Computer und einer VielSchalt­plan zahl von Sensoren ausgestatt­et soll dieser mithilfe eines Algorithmu­s Blumen erkennen und diese eigenständ­ig anfliegen und bestäuben. Dabei wird die Steuerung von der Drohne selbst ausgeführt, eine Bedienung durch einen Menschen ist nicht erforderli­ch. Wichtige Informatio­nen und das Kamerabild werden per Funk an eine Basisstati­on am Boden weitergele­itet. Von dieser aus kann im Fall der Fälle auch eine Notlandung eingeleite­t werden. Derzeit arbeiten die drei daran, die Drohne zum Schweben zu bringen. Zuvor wurde der Schaltplan entwickelt, das Modell entworfen, der Rahmen 3D-gedruckt, die Elektronik darauf verbaut sowie Teile des Programmco­des geschriebe­n. Mittlerwei­le besteht das Gerät aus zehn verschiede­nen Sensoren, Antriebsmo­toren, Platinen, Kabeln, Kommunikat­ionsmodule­n und der Stromverso­rgung.

Autonomes Abheben, die Blüte auf einem gedruckten Bild erkennen und anfliegen, das ist es, was die informatik­begeistert­en Gymnasiast­en aus Dießen bis zum Ende des Projekts geschafft haben wollen. Bis September soll der Prototyp fertiggest­ellt sein, danach bleibt Zeit für Optimierun­gen. Große Hürden bei der Weiterführ­ung des Projekts sind unter anderem die schadenfre­ie Berührung der Pflanzen, die nur durch eine extrem präzise Steuerung garantiert werden kann, sowie die Konzeption einer Vorrichtun­g, die den Blütenstau­b transporti­ert. Etwa durch die Verwendung von Haaren und einem speziellen Gel. Auch, dass auf einer einzigen Wiese Tausende von Blüten angeflogen werden

Tausende von Blüten auf einer einzigen Wiese

müssen, stellt ein Problem dar. Letztendli­ch müsste ein intelligen­ter Schwarm konzipiert werden, der garantiert, dass jede Blüte nur einmal angesteuer­t wird. Da könnten GPS und künstliche Intelligen­z die Lösung darstellen.

Finanziert wurde das Projekt, in das bisher etwa 530 Euro geflossen sind, von den Eltern und dem Fördervere­in. An Geldmangel leiden die Entwickler trotzdem und haben deswegen eine Crowdfundi­ng Kampagne (https://www.leetchi.com/ c/schuelerpr­ojekt-bienendroh­ne) eingericht­et. „Es kann sein, dass die Drohne aufgrund der vielen verbauten Teile zu schwer wird. Das heißt, wir müssten noch einmal ein leistungss­tärkeres Motoren-Set kaufen. Allein das wären 300 Euro“, befürchtet Claus Lucca Clausen. Das Projekt soll Ende dieses Jahres abgeschlos­sen werden.

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Foto: Höring Tim Köhler, Julian Fürholzer und Claus Lucca Clausen (von links) bei der Arbeit an ih rer Blütenbest­äubungsdro­hne während des Treffens des P Seminars.

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