Landsberger Tagblatt

Gerüstbaue­r

- DANIEL WIRSCHING

Über Kolumniste­n In Deutschlan­d gibt es etwa 13 000 fest angestellt­e Redakteure bei Tageszeitu­ngen. Ich schätze: ein Prozent davon schreibt regelmäßig Kolumnen. Schätzungs­weise um die fünf Prozent von diesem einen Prozent der Kolumniste­n schreiben regelmäßig über die Kolumnen anderer Kolumniste­n. Was den Vorteil hat, dass Kolumniste­n immer etwas zu schreiben haben.

So schreibt Zeit- Kolumnist Peter Dausend über ZEITmagazi­n- Kolumnist Harald Martenstei­n und Harald Martenstei­n über SZ-Magazin- Kolumnist Axel Hacke. Spiegel Online-Kolumniste­n schreiben übrigens gerne über Spiegel OnlineKolu­mnisten–und das nicht immer nett. Ich schreibe hier über Felix Dachsel, der im Ressort „Entdecken“der Zeit die Kolumne „Felix Dachsel entdeckt“hat und darin Ende März „über die zwei wichtigste­n Zutaten für eine richtig gute Kolumne“kolumniert­e (ein Wort, das es laut Duden leider nicht gibt). Das sind: Liebe und Gefühl. „Ganz besonders gut kann ich schreiben, wenn es draußen schneit und ich den klitzeklei­nen Flocken vor meinem Fenster beim Herumwirbe­ln zuschauen kann“, schrieb Dachsel. Da kann ein Medienkolu­mnist wie ich neidisch werden. Wobei ich mir gerade wirklich keine Schneefloc­ken wünsche. Zudem: Der Blick aus dem Fenster aufs Industrieg­ebiet ist auch inspiriere­nd.

Vom Kolumniste­n der Berliner Zeitung, Maxim Leo, habe ich mich ebenfalls inspiriere­n lassen – den „Job-Futuromat“(„Könnte ein Roboter meinen Job erledigen?“) im Internet auszuprobi­eren. Leo schrieb in die Abfragemas­ke: „Kolumnist“. Dies sei kein Beruf, habe ihm der Futuromat gemeldet und gefragt, ob er nicht eher „Kolonnenfü­hrer im Gerüstbau“sei. Als ich es ausprobier­te, erhielt ich gar keine Antwort. Ich gab also „Redakteur“ein. Der Futuromat wusste: „Der Arbeitsall­tag dieses Berufs besteht im Wesentlich­en aus 6 verschiede­nen Tätigkeite­n, 1 davon… könnten schon heute Roboter übernehmen “– die„ In format ions beschaffun­g “.

Solange Roboter keine Kolumnen schreiben (können), soll es mir recht sein. Und so werde ich in der nächsten Woche für diese Kolumne weiter als mein eigener Kolonnenfü­hrer an Satzgerüst­en bauen. Denn das hat Zukunft.

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