Halbzeit in Waal
Theater Halbzeit beim „Brandner Kasper“in Waal: Am 1. Juli findet die letzte von insgesamt 16 Vorstellungen statt. Ingrid Assner-Rahn berichtet im Interview über den bisherigen Saisonverlauf, das Publikum und die Stimmung im Ensemble
Waal Achtmal hat der Brandner Kasper auf der Bühne des Waaler Passionsspieltheaters dem Boinlkramer nun schon vor Publikum mithilfe von Kerschgeist und einer Schummelei beim Kartenspiel „Gras-Ober“ein paar Lebensjahre abgeluchst. Die Raffinesse und liebenswerte Entschlossenheit, in der sich der Brandner der Mitnahme durch seinen leicht hilflosen Gegenspieler zu entziehen sucht, bleibt auch in der Neufassung im Allgäuer Dialekt erhalten, die die Passionsspielgemeinschaft ihrem Publikum noch bis 1. Juli präsentiert. Unsere Zeitung hat sich mit Ingrid AssnerRahn über den bisherigen Saisonverlauf und die acht Aufführungen unterhalten. Bei der Ehefrau von Werner Rahn, dem Vorsitzenden der Passionsspielgemeinschaft, und bei Christine Kellerstraß in der Geschäftsstelle in Waal laufen organisatorisch die Fäden zusammen.
Halbzeit! Acht Aufführungen sind geschafft, acht stehen nach den Ferien noch an. Wie läuft es bisher?
Ingrid Assner Rahn: Es läuft sehr gut. Mit jeder Aufführung steigen die Besucherzahlen. Die Mund-zuMund-Werbung zeigt ihre Wirkung. Wir sind sehr zufrieden.
Gab es irgendwelche lustigen oder peinlichen Pannen bei den Aufführungen? Assner Rahn: Nein, offiziell noch nicht – und wenn doch, dann weiß ich nichts davon (schmunzelt).
Wie ist die Stimmung im Ensemble? Ist schon eine gewisse Müdigkeit erkennbar oder sind alle noch mit Feuereifer bei der Sache?
Assner Rahn: Die Spielfreude auf und hinter der Bühne ist großartig. Es wird viel gelacht. Es herrschen eine tolle Stimmung und ein guter Zusammenhalt unter den Mitwirkenden. Einige haben die Ferienpause sogar als zu lange bedauert. „Zwei Wochenenden Pause hätten doch auch gereicht“, hieß es.
Haben Sie Szenen oder Dinge leicht verändert, weil sie sich bei den Aufführungen beispielsweise als unpraktisch herausgestellt haben?
Assner Rahn: Noch nicht. Allerdings proben wir am 8. Juni einen Durchlauf. Gegebenenfalls wird unser Spielleiter Florian Martin Werner ( aus Landsberg) uns noch auf einige Kleinigkeiten aufmerksam machen.
Wie ist die Resonanz der Besucher? Assner Rahn: Sehr gut. Viele Besucher schildern unsere Version des „Brandners“als eindrucksvoll und sind begeistert von unseren beiden Hauptdarstellern – Dietmar Ledel als Boinlkramer und Helmut Greisl als Brandner Kasper. Die folgende Aussage kommt von fast jedem Besucher: „Was der Boinlkramer mit seinen Beinen machen kann. Beeindruckend. Man könnte meinen, der hat Gummiknochen.“
Wie läuft der Vorverkauf für die letzten acht Aufführungen? Assner Rahn: Für die letzten acht Aufführungen sehen wir eine Dynamik bei den telefonischen Reservierungen. Es sind doch einige, die meinten, wir spielen ja noch den ganzen Juli – so wie früher. Jetzt sind es nur noch vier Wochenenden, und auch unter den Mitwirkenden merkt man eine leichte Wehmut. Viele sagen: „Die Spielsaison ist so schnell vorbei.“
Ist ein Unterschied zur Passion feststellbar?
Assner Rahn: Ja, es gibt schon Unterschiede. Eine Passionsaufführung dauert schließlich rund vier Stunden – ohne Vorbereitung. Die Vorstellung des „Brandner Kasper“geht inklusive Pause zweieineinhalb Stunden. Wir können als Mitwir- kende den Samstag noch nutzen, da wir Abendspiele haben, und am Sonntag hat man auch keinen so großen Stress.
Wie ist die Besucherzahl im Vergleich zur Passion?
Assner Rahn: Die Besucherzahl ist bis jetzt – Halbzeit – noch etwas niedriger, nimmt aber seit dem dritten Spielwochenende stetig zu – innerhalb einer Woche von Spiel zu Spiel.
Kommen überwiegend treue Besucher? Oder haben Sie durch die Stückauswahl neue Kreise erschlossen? Assner Rahn: Das Publikum ist ein anderes als bei der Passion. Es sind zum Teil Passionsbesucher, die uns kennen, und wenn wir spielen, kom- men sie. Aber wir freuen uns auch über neu gewonnene Gäste, die zwar wissen, dass es uns gibt, aber sich keine Passion anschauen. Sie sind vor allem beeindruckt von der sehr professionellen Spielerschar, dem großen Theater mit dem so schönen, detailverliebten Bühnenbild sowie der allgemeinen Leistung aller Beteiligten. In Waal läuft alles ehrenamtlich. Das glaubt uns kaum ein Besucher – vor allem die nicht, die uns vorher noch nie besucht haben. Interessant ist auch, dass die wenigsten Besucher (auch aus der bayerischen Region) ein Problem mit unserem Dialekt haben. Es verstehen uns fast alle.
Wird es jetzt öfter solche Stücke wie den „Brandner Kasper“in Waal geben? Oder bleibt der Kern die Passion? Assner Rahn: Der Kern wird die Passion bleiben. Ob es weitere solche Stücke geben wird, das entscheidet der Vorstand der Passionsspielgemeinschaft zusammen mit den Mitgliedern und natürlich unserem Spielleiter. Aber ich gehe davon aus, dass wir die Allgäuer Version vom „Brandner“in unsere Stückauswahl mit aufnehmen werden.