Wenn die Lieblingspuppe zur Patientin wird
Mobile Klinik In der Redaktion des Landsberger Tagblatts ist Puppen- und Bärendoktorin Ute Geier zu Gast. Steiff-Teddys, Schildkröt- und Käthe-Kruse-Modelle kommen bei ihr in Behandlung
Landsberg Schon vor 10 Uhr warten die „Patienten“vor dem Besprechungszimmer, das zur Puppenklinik umfunktioniert wurde: Puppenund Bärendoktorin Ute Geier ist zu Gast im Landsberger Tagblatt, und viele kommen, um langvertrautes Spielzeug reparieren zu lassen. „Um 1900 herum“, schätzt Ute Geier eine Gliederpuppe, die ihr Elke Hartmann reicht: „Das ist HolzfaserGussmasse“, erläutert Geier. Die Fixierung der Glieder ist ausgeleiert, neue Gummis werden im Körper verspannt und eine Gretchenfrisur ziert künftig das Köpfchen.
Irmgard Hartl aus Landsberg bringt eine Gliederpuppe, die sie selbst in einem Kurs beim ehemaligen Handwerksgeschäft Doll gemacht hat. „Wir haben die Puppen bemalt“, erzählt sie. Eine kleine Bubenfigur, die am Kopf geborsten ist, kann Ute Geier nicht mehr heilen, sie wurde einst laienhaft geklebt. Aber ein Mützchen drüber, und schon macht der kleine Kerl wieder etwas her. Und auch die aus der ehemaligen DDR stammende Gliederpuppe von Ingrid Hartls Tante bekommt wieder neue Gummis, Augen und eine Perücke.
Die nötigen Utensilien kramt Ute Geier aus großen Sortierschachteln: Augen verschiedenster Größen finden sich hier, Schühchen liegen am
Schühchen, Kleider und Glieder im Gepäck
Tisch, Kleider und Glieder. „Früher hat man solche Dinge auf Antikund Flohmärkten eingekauft, heute läuft viel auch über das Internet“, erzählt Ute Geier. Sie hat die Puppenklinik von ihrem Mann Günter übernommen, der 56 Jahre lang als Puppendoktor unterwegs war. Beide leben in Lisberg im Steigerwald und Günter Geier lernte Schneider, bevor er sich den Puppen zuwandte.
Elisabeth Grötsch aus Landsberg ist mit einem hellbraunen Bären gekommen. Sie zieht an einer Aufziehschnur, doch das Stofftier bleibt stumm. Hier kann auch Ute Geier nicht helfen, das entsprechende Sprechgerät gibt es nicht mehr. „Ich hab’ den Bären von meiner Schwiegermutter bekommen“, erzählt Elisabeth Grötsch, „ich denke, er stammt aus der Nachkriegszeit“. Früher habe er mal sagen kön- nen: „Ich hab dich lieb.“Margrit Höll aus Landsberg ist mit einer Puppe der Marke Schildkröt gekommen. „Die Puppe hat mir meine Oma geschenkt.“Zumeist sind es Erwachsene, die kommen, Kinder spielten heutzutage eher mit Digitalem, vermutet die Puppendoktorin. So sind es die Erwachsenen, die mit einer Puppe oder einem Bären Kindheitserinnerungen verbinden. das Spielzeug den eigenen Kindern kauften, wie Barbara Klappert, die eine Puppe einst für ihre Tochter kaufte.
Etwas Besonderes hat Brigitte Parzich dabei: „Die Schaufensterpuppe bekam ich von Frau Brand vom damaligen Modegeschäft Brand und Nill für meine Tochter geschenkt.“Uli heiße der Schaufenster-Bub, der bei ihr immer ein Kamelhaarmäntelchen trug. Angesichts von fünf Enkeln bedarf Uli jetzt jedoch einer Generalüberarbeitung. Über Mittag wird repariert und nachmittags holen die Puppenund Bärenmütter ihre Lieblinge wieder ab. Anna Mayr aus Landsberg ist glücklich, dass ihre Schildkröt-Puppe Ella wieder richtig sitzen kann. Sie bekam eine StandardOder überarbeitung: Frische Gummizüge. „Ich hab’ sie in den 1950er-Jahren von meiner Taufpatin bekommen“, hat auch für Anna Mayr die Puppe einen besonderen Status.
Freude auch in der LT-Redaktion: Die eigene mitgebrachte Puppe ist wirklich eine Käthe-Kruse-Puppe, wie Großmutter es gesagt hatte. Also ein wertvolles Stück, das auch weiterhin einen guten Platz auf dem Wohnzimmerschrank bekommen wird.
Auch die „Bärenmütter“holen ihre Lieblinge ab