Landsberger Tagblatt

Wenn die Lieblingsp­uppe zur Patientin wird

Mobile Klinik In der Redaktion des Landsberge­r Tagblatts ist Puppen- und Bärendokto­rin Ute Geier zu Gast. Steiff-Teddys, Schildkröt- und Käthe-Kruse-Modelle kommen bei ihr in Behandlung

- VON STEPHANIE MILLONIG

Landsberg Schon vor 10 Uhr warten die „Patienten“vor dem Besprechun­gszimmer, das zur Puppenklin­ik umfunktion­iert wurde: Puppenund Bärendokto­rin Ute Geier ist zu Gast im Landsberge­r Tagblatt, und viele kommen, um langvertra­utes Spielzeug reparieren zu lassen. „Um 1900 herum“, schätzt Ute Geier eine Gliederpup­pe, die ihr Elke Hartmann reicht: „Das ist HolzfaserG­ussmasse“, erläutert Geier. Die Fixierung der Glieder ist ausgeleier­t, neue Gummis werden im Körper verspannt und eine Gretchenfr­isur ziert künftig das Köpfchen.

Irmgard Hartl aus Landsberg bringt eine Gliederpup­pe, die sie selbst in einem Kurs beim ehemaligen Handwerksg­eschäft Doll gemacht hat. „Wir haben die Puppen bemalt“, erzählt sie. Eine kleine Bubenfigur, die am Kopf geborsten ist, kann Ute Geier nicht mehr heilen, sie wurde einst laienhaft geklebt. Aber ein Mützchen drüber, und schon macht der kleine Kerl wieder etwas her. Und auch die aus der ehemaligen DDR stammende Gliederpup­pe von Ingrid Hartls Tante bekommt wieder neue Gummis, Augen und eine Perücke.

Die nötigen Utensilien kramt Ute Geier aus großen Sortiersch­achteln: Augen verschiede­nster Größen finden sich hier, Schühchen liegen am

Schühchen, Kleider und Glieder im Gepäck

Tisch, Kleider und Glieder. „Früher hat man solche Dinge auf Antikund Flohmärkte­n eingekauft, heute läuft viel auch über das Internet“, erzählt Ute Geier. Sie hat die Puppenklin­ik von ihrem Mann Günter übernommen, der 56 Jahre lang als Puppendokt­or unterwegs war. Beide leben in Lisberg im Steigerwal­d und Günter Geier lernte Schneider, bevor er sich den Puppen zuwandte.

Elisabeth Grötsch aus Landsberg ist mit einem hellbraune­n Bären gekommen. Sie zieht an einer Aufziehsch­nur, doch das Stofftier bleibt stumm. Hier kann auch Ute Geier nicht helfen, das entspreche­nde Sprechgerä­t gibt es nicht mehr. „Ich hab’ den Bären von meiner Schwiegerm­utter bekommen“, erzählt Elisabeth Grötsch, „ich denke, er stammt aus der Nachkriegs­zeit“. Früher habe er mal sagen kön- nen: „Ich hab dich lieb.“Margrit Höll aus Landsberg ist mit einer Puppe der Marke Schildkröt gekommen. „Die Puppe hat mir meine Oma geschenkt.“Zumeist sind es Erwachsene, die kommen, Kinder spielten heutzutage eher mit Digitalem, vermutet die Puppendokt­orin. So sind es die Erwachsene­n, die mit einer Puppe oder einem Bären Kindheitse­rinnerunge­n verbinden. das Spielzeug den eigenen Kindern kauften, wie Barbara Klappert, die eine Puppe einst für ihre Tochter kaufte.

Etwas Besonderes hat Brigitte Parzich dabei: „Die Schaufenst­erpuppe bekam ich von Frau Brand vom damaligen Modegeschä­ft Brand und Nill für meine Tochter geschenkt.“Uli heiße der Schaufenst­er-Bub, der bei ihr immer ein Kamelhaarm­äntelchen trug. Angesichts von fünf Enkeln bedarf Uli jetzt jedoch einer Generalübe­rarbeitung. Über Mittag wird repariert und nachmittag­s holen die Puppenund Bärenmütte­r ihre Lieblinge wieder ab. Anna Mayr aus Landsberg ist glücklich, dass ihre Schildkröt-Puppe Ella wieder richtig sitzen kann. Sie bekam eine StandardOd­er überarbeit­ung: Frische Gummizüge. „Ich hab’ sie in den 1950er-Jahren von meiner Taufpatin bekommen“, hat auch für Anna Mayr die Puppe einen besonderen Status.

Freude auch in der LT-Redaktion: Die eigene mitgebrach­te Puppe ist wirklich eine Käthe-Kruse-Puppe, wie Großmutter es gesagt hatte. Also ein wertvolles Stück, das auch weiterhin einen guten Platz auf dem Wohnzimmer­schrank bekommen wird.

Auch die „Bärenmütte­r“holen ihre Lieblinge ab

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Fotos: Julian Leitenstor­fer Puppen und Bärendokto­rin Ute Geier (unten links im Bild) war gestern zu Gast im Landsberge­r Tagblatt – und viele kamen, um ihr langvertra­utes Spielzeug reparieren zu las sen.
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Eine Käthe Kruse Puppe.

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