Landsberger Tagblatt

Brennen E Autos schneller als Benziner?

Verkehr Immer wieder geraten Elektroaut­os wegen ihrer entflammba­ren Akkus in die Kritik. Doch Friedhelm Bechtel von der Augsburger Feuerwehr hält Benziner für genauso gefährlich

- Interview: Felicitas Lachmayr

Herr Bechtel, geht von Elektroaut­os eine erhöhte Brandgefah­r aus? Friedhelm Bechtel: Mir ist in unserem Einsatzgeb­iet kein Fall bekannt, bei dem der Akku eines E-Autos gebrannt hat. Bei den gasbetrieb­enen Autos hatte man anfangs auch Angst, sie seien nicht sicher. Aber die Bedenken erwiesen sich als falsch. Ähnlich ist es mit den E-Autos. Ich sehe da keine erhöhte Brandgefah­r.

Aber wenn ein E-Auto mal Feuer fängt, kann es gefährlich werden? Bechtel: Die Fahrzeuge werden mit einer Lithium-Ionen-Batterie betrieben. Wenn diese Feuer fängt, dauert es länger als bei Benzinern, die Flammen in den Griff zu bekommen. Ein normales Auto kann nach fünf Minuten gelöscht sein. Bei einem E-Auto geht es nicht so schnell. Wie lange ein Akku brennt, hängt von verschiede­nen Faktoren ab.

Warum sind E-Autos so schwer zu löschen?

Bechtel: Eine brennende LithiumIon­en-Batterie lässt sich mit Wasser allein nicht löschen. Wir verwenden ein spezielles Drucklufts­chaumgemis­ch. Nur damit lässt sich der Brand eindämmen. Wichtig ist, dass die Batterie nach der Löschung gekühlt wird. Denn sie kann auch vier Stunden später noch einmal in Flammen aufgehen. Die Abschleppd­ienste sind darüber informiert und wissen, dass ein E-Auto, das ge- brannt hat, nur im Freien abgestellt werden darf.

Kann ein E-Auto ohne vorangegan­genen Unfall in Flammen aufgehen? Bechtel: Ich habe noch nie gehört, dass eine Batterie einfach so anfängt zu brennen. Sie sind mittlerwei­le so gut verbaut, da muss schon mehr passieren oder die Batterie beschädigt werden, dass sie Feuer fängt.

Ist ein Benziner, der in Brand gerät, genauso problemati­sch?

Bechtel: Autos mit Verbrennun­gsmotor können uns sehr gefährlich werden. Benzin ist ein wirksamer Brandbesch­leuniger. Wenn ein normales Auto Feuer fängt und der Kunststoff­tank nachgibt, kann es eine Explosion geben. Außerdem kann das Benzin auslaufen und die Flammen können sich verbreiten.

Werden Feuerwehrm­änner speziell auf den Einsatz bei E-Autos vorbereite­t? Bechtel: Ja, gerade bieten wir wieder einen Lehrgang an, bei dem unsere Einsatzkrä­fte lernen, was sie bei einem Unfall mit einem E-Auto beachten müssen, welche Stecker sie ziehen und welche Kabel sie durchtrenn­en dürfen.

Welche speziellen Vorsichtsm­aßnahmen gibt es?

Bechtel: Um Menschen nach einem Unfall aus einem E-Auto zu retten, ist es wichtig, die Batterie vom Stromkreis im Fahrzeug zu trennen. Ansonsten laufen Einsatzkrä­fte Gefahr, mit der Rettungssc­here ein Kabel zu durchtrenn­en und einen Stromschla­g zu erleiden. Die Rettungssc­here ist zwar isoliert und es dürfte normalerwe­ise nichts passieren. Aber es kann zu einem Kurzschlus­s kommen und die Batterie dadurch in Brand geraten. In der Schulung lernen die Feuerwehrm­änner, wie sie die Batterie vom Netz nehmen.

Wie können die Einsatzkrä­fte vor Ort schnell reagieren?

Bechtel: Wir testen gerade eine Computerso­ftware, mit der wir anhand des Kennzeiche­ns bestimmte Informatio­nen über das Fahrzeug ermitteln. So können wir am Unfallort schnell herausfind­en, welchen Antrieb das Auto hat und ob die Batterie unter der Motorhaube oder dem Beifahrers­itz verbaut ist. Dadurch wissen wir, an welcher Stelle wir den Stromkreis durchtrenn­en müssen. Dieses System ist aber nicht nur bei Unfällen mit E-Autos wichtig, sondern bei allen Fahrzeugen.

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Foto: Sigrid Harms, dpa Ein Großparkpl­atz für E Autos. Allerdings nicht in Deutschlan­d, sondern im norwegisch­en Oslo.
 ??  ?? Friedhelm Bechtel ist ge bürtiger Augsburger und seit 29 Jahren bei der Feu erwehr Augsburg im Ein satz.
Friedhelm Bechtel ist ge bürtiger Augsburger und seit 29 Jahren bei der Feu erwehr Augsburg im Ein satz.

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