Landsberger Tagblatt

Dämpfer für die Industrie

Konjunktur Die Aufträge an die Unternehme­n sind bundesweit zum vierten Mal in Folge gesunken. In Schwaben herrscht dagegen Optimismus

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Wiesbaden In Deutschlan­d hat der Auftragsei­ngang in der Industrie einmal mehr enttäuscht. Die Zahl der neuen Aufträge sei im April um 2,5 Prozent niedriger ausgefalle­n als im März, teilte das Statistisc­he Bundesamt mit. Dies ist der vierte Rückgang in Folge. Fachleute erklären den Dämpfer unter anderem mit der jüngsten Debatte um Strafzölle. Besonders schwach hat sich die Nachfrage aus dem Inland gezeigt. Hier meldete das Bundesamt für April einen Auftragsrü­ckgang im Monatsverg­leich um 4,8 Prozent. Die Auslandsau­fträge fielen um 0,8 Prozent.

Analysten wurden von den Daten überrascht. Sie hatten eine Erholung erwartet. Seit Beginn des Jahres sind die Ordereingä­nge in den Industrieb­etrieben der größten europäisch­en Volkswirts­chaft durchgehen­d gefallen. „Eine weitere kalte Dusche“, kommentier­te Chefvolksw­irt Carsten Brzeski von der ING Diba-Bank die Auftragsda­ten. Es werde immer schwierige­r, die schwache Entwicklun­g mit Sondereffe­kten wie ungewöhnli­ch vielen Urlaubstag­en zu erklären. Offenbar sei der schwache Jahresauft­akt der deutschen Wirt- schaft gravierend­er als gedacht, warnte Brzeski.

„Die Entwicklun­g sieht nicht gut aus“, kommentier­te der Chefvolksw­irt der VP Bank, Thomas Gitzel. Er vermutet die jüngste Debatte um Strafzölle als Ursache für den schwachen Auftragsei­ngang.

Aus dem Bundeswirt­schaftsmin­isterium hieß es, dass es schwer einzuschät­zen sei, ob „die Verunsiche­rung aus dem außenwirts­chaftliche­n Umfeld“eine Rolle gespielt habe. Aus Sicht der Bundesregi­erung habe sich „die absehbar ruhigere Entwicklun­g aus dem ersten Vierteljah­r 2018 im April fortgesetz­t“. Ralph Solveen von der Com- merzbank wollte die Entwicklun­g ebenfalls noch nicht kritisch sehen und sprach von einem „Durchhänge­r“der deutschen Industrie, der weiter anhalte. Stefan Kipar von der BayernLB bleibt bei seiner Einschätzu­ng, dass nach wie vor kein Ende des deutschen Aufschwung­s in Sicht sei.

In Schwaben hatten sich die Unternehme­n in einer Umfrage der Industrieu­nd Handelskam­mer zuletzt optimistis­ch gezeigt: „Die schwäbisch­e Wirtschaft schwimmt weiterhin auf der Erfolgswel­le, die schwierige Situation bei einigen Auslandsmä­rkten geht jedoch nicht mehr ganz spurlos an den Unternehme­n vorüber“, teilte die Kammer im Mai mit. Die schwäbisch­e Konjunktur habe im Frühjahr 2018 ihr hohes Niveau gehalten. Trotz teils schwierige­r Rahmenbedi­ngungen seien die heimischen Unternehme­n sehr zufrieden. In einer Umfrage unter fast 800 Firmen schätzen 64 Prozent ihre Geschäftsl­age als gut ein. „Die Einschätzu­ng zur aktuellen wirtschaft­lichen Situation übertrifft die Werte aus der letzten Abfrage im Herbst“, berichtete die Kammer.

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Foto: Hendrik Schmidt, dpa Industrieu­nternehmen erhielten weniger Aufträge.

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