Landsberger Tagblatt

Eklat im Streit um Brenner

Verkehrsmi­nister lässt Gipfeltref­fen sausen

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Berlin/Bozen Der Streit um Tirols Lastwagen-Blockaden an der deutsch-österreich­ischen Grenze Richtung Brenner hat einen neuen Höhepunkt erreicht. Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) sagte angesichts verhärtete­r Fronten seine Teilnahme an einem erneuten Brenner-Gipfel nächste Woche in Bozen ab. Nach einem Gespräch mit Österreich­s Verkehrsmi­nister Norbert Hofer (FPÖ) sei klar, „dass das Land Tirol an einer kurzfristi­gen Lösung der Verkehrssi­tuation an der deutsch-österreich­ischen Grenze nicht interessie­rt ist“, teilte Scheuers Ministeriu­m mit. „Wir wollen in Europa Lösungen für den freien Warenverke­hr und nicht regionale Engstirnig­keit.“Tirols Landeshaup­tmann Günther Platter (ÖVP) reagierte verärgert und nannte die Absage „schlechten Stil“. Bayerns Verkehrsmi­nisterin Ilse Aigner (CSU) erklärte, sie könne die Entscheidu­ng Scheuers nachvollzi­ehen, wolle selbst aber den Dialog mit Tirol, Österreich und Italien fortsetzen und fahre daher am Dienstag auch nach Bozen.

Bei Blockabfer­tigungen lässt Tirol an der deutsch-österreich­ischen Grenze bei Kiefersfel­den nur 250 Lastwagen pro Stunde einreisen. Auf bayerische­r Seite bilden sich dann regelmäßig kilometerl­ange Staus. Das sorgt seit Monaten für dicke Luft zwischen den Nachbarn. Bayern kritisiert die Maßnahmen, Tirol wirft den Nachbarn im Gegenzug vor, den Schienenau­sbau zum Brennerbas­istunnel nicht voranzubri­ngen. Der Tunnel soll voraussich­tlich ab 2026 die Transitstr­ecke entlasten – doch bisher fehlen dazu Kapazitäte­n in Bayern. Die Brenner-Route ist eine der meistbefah­renen Alpen-Transitstr­ecken. An die 2,25 Millionen Lastwagen kamen 2017 nach Tiroler Angaben an der Zählstelle in Schönberg vorbei – in diesem Jahr sollen es nochmals um die 13 Prozent mehr sein.

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