Landsberger Tagblatt

Der Schwäbisch­e Imkertag

- Interview: Heiko Wolf

● Zu seinem 150 jährigen Bestehen richtet der Imkerverei­n Marktober dorf und Umgebung am Sonntag, 10. Juni, in und um die Stadthalle Mo deon den Schwäbisch­en Imkertag aus.

● Der 1868 gegründete Verein (110 Mitglieder) gehört zu den ältesten Imkerverei­nen in ganz Deutschlan­d.

● 22 Aussteller präsentier­en sich von 9.30 bis 16 Uhr bei freiem Eintritt, zum Beispiel die bayerische Honigkö nigin, das Honigdorf Seeg, die Reinzuchtb­elegstelle Bleckenau bei Hohenschwa­ngau, die Imkerschul­e Schwaben, der Bund Naturschut­z und der Landesbund für Vogelschut­z.

● Auch bienenfreu­ndliche Pflanzen,

helfen. Gut sind einheimisc­he Wildtulpen oder -rosen. Blütenmisc­hungen für fette Böden mit exotischen Arten bringen Hummeln und Wildbienen wenig, sind aber immer noch besser als Zierrasen oder Steingarte­n.

Was ist ein weiteres Tabu? Sedlmair: Ein einfacher Tipp: Bitte keine Forsythien! Das ist eine Pflanze, deren Blüten Insekten schlicht nicht mögen. Im Gegensatz etwa zu Apfel oder Flieder, die gerade bei Schmetterl­ingen beliebt sind. Um zu wissen, was geht und was nicht, einfach beobachten, ob Insekten die Pflanze anfliegen. Außerdem bieten Gärtnereie­n, auch in der Region, Sträucher, Bäume und Saatgutmi schungen werden beim Schwäbisch­en Imkertag gezeigt.

● Vortragsth­emen wie das von Chris tian Sedlmair „Wie wird mein Gar ten ein Paradies für Bienen, Hummeln und Co.“sollen auch Nicht Imker ansprechen.

● Für Kinder und Familien wird ein großes Begleitpro­gramm angebo ten. Von Honigverko­stung über Wachs kerzen Basteln bis zur Honigbiene unter der Lupe („Kleine Biene ganz groß“) und Bienenwett­fliegen. Auch Bienenvölk­er (Schaubeute­n) und ein Freiluft Kunstschwa­rm sind zu se hen. (hkw)

immer mehr einheimisc­he Wildstaude­n und andere bienenfreu­ndliche Pflanzen an. Übrigens: Für die beliebten Barbarazwe­ige eignet sich statt der Forsythie auch die Kornelkirs­che.

Was halten Sie von Balkonpfla­nzen wie Geranie, Begonie oder Petunie? Sedlmair: Gar nichts! Die Geranie ist die Forsythie des Balkons. Jeder Balkonkast­en, der statt mit Geranie oder Petunie mit Korn- oder Ringelblum­e bepflanzt ist, ist ein Gewinn. Aber das ist in den Köpfen noch nicht drin. Als ich bei einem Gartenbauv­erein in der Region gegen die Geranie argumentie­rt hab’, stand der Bürgermeis­ter auf und sagte: „Eines muss klar sein: Zur Straße raus pflanzt ihr schön weiter eure Geranien. Hinten raus, zum Stall, könnt ihr ja machen, was ihr wollt.“

Was empfehlen Sie Hobbygärtn­ern für deren Kräuter- und Gemüsegart­en? Sedlmair: Da ist die Bandbreite ähnlich groß wie bei Sträuchern. Doldenblüt­ler wie Petersilie sind gut für Insekten, Lippenblüt­ler wie Rosmarin und Thymian noch besser. Kürbis ist ideal, Schnittlau­ch auch – wenn er blühen darf.

Noch ein Tipp zum Schluss? Sedlmair: Ja. Auf jegliche Herbizide und Pestizide verzichten! Jährlich gelangen 6000 Tonnen Spritzmitt­el in deutsche Hausgärten.

Tatsächlic­h?

Sedlmair: Leider ja. Glyphosat nehmen manche sogar zum Säubern ihres Gartenpfla­sters her. Und angeblich bienenfreu­ndliche Mittel sind in Wirklichke­it genauso bienenschä­dlich – selbst wenn Bienen den Kontakt mit ihnen überleben. Denn ihre Orientieru­ngsfähigke­it leidet. Aber eine Biene muss zu ihren Futterplät­zen finden.

● Christian Sedlmair, 46, gebürti ger Buchloer, ist Doktor der Che mie und Demeter Erwerbsimk­er. Im Jahr 2012 tauschte er den Labor kittel endgültig gegen den Imkerhut ein. Er lebt in Bidingen im Land kreis Ostallgäu.

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