Landsberger Tagblatt

„Von früh bis spät im Rampenlich­t“

Wer sich einen Arm bricht oder das Knie verletzt, kann erst mal keinen Sport treiben. Aber was ist, wenn ein Profi so viel Druck verspürt, dass ihm der Sport nur noch Sorgen macht?

- VON PHILIPP BRANDSTÄDT­ER, DPA

Bei einem großen Fußballver­ein spielen. Vor Tausenden Zuschauern bei der Weltmeiste­rschaft antreten. Und dabei jede Menge Geld verdienen. Davon träumen viele Jungen und Mädchen. Doch eine Profikarri­ere als Fußballer hat auch unschöne Seiten. Davon berichtete zum Beispiel der ehemalige deutsche Nationalsp­ieler Per Mertesacke­r. Er habe ständig Angst gehabt, auf dem Platz einen schweren Fehler zu machen.

Wie das ist, bekamen kürzlich auch die deutschen Torhüter Sven Ulreich und Loris Karius zu spüren. Der eine spielt für den FC Bayern München, der andere für den FC Liverpool. Beiden passierten gerade Fehler, die zu Gegentoren in wichtigen Spielen führten.

„Diese Sportler stehen heutzutage von früh bis spät im Rampenlich­t“, erklärt Sportpsych­ologin Renate Eichenberg­er. Auf und neben dem Spielfeld würden die Profis ständig beobachtet. Wer immer in Topform und ohne Fehler sein soll, spüre oft sehr großen Druck.

Der Stress beginnt schon früh. Jugendlich­e, die Leistungss­port treiben, trainieren viermal bis fünfmal pro Woche. Dazu kommen Spiele oder Wettkämpfe am Wochenende. Und ganz nebenbei: Hausaufgab­en machen und lernen für die Schule.

Viel Schule, viel Sport, wenig Freizeit! Wie anstrengen­d das ist, weiß fast jeder Sportler. Trotzdem kommt es nicht oft vor, dass sie in der Öffentlich­keit darüber reden. „Man zeigt nicht gerne Schwächen als Profi“, verrät Per Mertesacke­r.

Außerdem tun sich viele Leute immer noch schwer, solche Ängste und Probleme zu verstehen. „Mit einem gebrochene­n Bein kann man nicht Fußball spielen, das sieht jeder“, sagt die Fachfrau. „Aber was, wenn jemand zwar körperlich fit, aber von Ängsten und Sorgen geplagt ist?“

Nur körperlich fit zu sein, reicht für Profis jedenfalls nicht. Auch der Kopf muss mitmachen. Nur so kann man über Jahre Leistung bringen. Und dann vielleicht zu den Besten der Welt gehören und bei einem großen Turnier mitmachen – so wie bei der WM in Russland.

Es ist wichtig, dass der Sport noch Spaß macht

Weil ein fitter Kopf so wichtig ist, helfen immer mehr Vereine ihren Spielern, mit dem Druck umzugehen. Größere Vereine stellen etwa Psychologe­n ein, die mit den Sportlern arbeiten. Meist sprechen sie zunächst mit ihnen über deren Sorgen. Dann überlegen sie, wie sich die Probleme am besten bewältigen lassen.

Solche Lösungen sehen ganz unterschie­dlich aus. Ein wichtiger Rat aber ist: Achte gut auf dich selbst und deine Kraft! „Leistung bringen und hart dafür arbeiten ist eine Sache“, sagt die Fachfrau. Man dürfe dabei aber nicht die Freude am Sport verlieren. (dpa)

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R. Eichenberg­er
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Loris Karius
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Per Mertesacke­r
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Sven Ulreich

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