Landsberger Tagblatt

Tritt Boateng wieder an?

Testspiel Während Özil bei der WM-Generalpro­be gegen Saudi-Arabien heute fehlt, könnte Boateng in die Startforma­tion zurückkehr­en. Bierhoff erklärt das Thema Erdogan für beendet

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Eppan Bevor Joachim Löw seine 23 auserwählt­en WM-Spieler noch einmal für drei Tage zu den Familien entlässt, sollen der neue Angriffsfü­hrer Timo Werner und seine Offensiv-Kollegen bei den deutschen Fans mit einem torreichen Fußballabe­nd Vorfreude auf das Projekt Titelverte­idigung in Russland wecken. Der Gegner Saudi-Arabien mag politisch umstritten sein – rein sportlich scheint er ideal gewählt: In der neuen Fifa-Weltrangli­ste trennen Weltmeiste­r Deutschlan­d als führende Nation und die an Position 67 geführten Kicker aus dem Königreich Welten. Nur Gastgeber Russland ist auf Platz 70 schlechter platziert.

„Wir brauchen nicht den absoluten Topgegner, die hatten wir schon, sondern einen Gegner, wo wir das eine oder andere testen können“, sagte Teammanage­r Oliver Bierhoff am Donnerstag in Eppan vor dem Flug-Transfer des DFBTrosses von Bozen nach Köln. Bierhoff machte zwar keine Torvorgabe, aber nach fünf sieglosen Länderspie­len erwartet auch er ein Ende der Negativser­ie: „Wir wollen das Spiel gewinnen und einen guten Abschluss des Trainingsl­agers.“Ein Richtmaß für heute (19.30 Uhr/ ARD) hat WM-Teilnehmer Peru gesetzt, der die Saudis im Test mit 3:0 bezwingen konnte.

Bei der letzten der nur zwei Partien gegen Saudi-Arabien gab es bei der WM 2002 in Japan ein 8:0. Der Bundestrai­ner sollte angesichts der auch 16 Jahre später weiterhin überschaub­aren Stärke des Gegners mit seiner Prognose recht behalten, die er nach dem missglückt­en 1:2 in Österreich geäußert hatte: „Wir werden einen großen Schritt nach vorne machen!“In Südtirol wurde intensiv an den erkannten Mängeln gearbeitet. Löw hatte die größten Defizite deutlich benannt: „Wir haben taktische Probleme aufgezeigt bekommen, in der Organisati­on, im Spiel nach vorne, in der Raumauftei­lung, im Positionss­piel.“Alles das soll neun Tage vor dem Ernstfall in Moskau gegen Mexiko in der BayArena anders aussehen.

Löw kann beim finalen Probelauf aber noch nicht seine WM-Wunschelf aufbieten. Denn Mesut Özil wird wegen einer leichten Knieprellu­ng geschont. Eine Fixgröße für die WM-Elf ist auch Jérôme Boateng. Der Bayern-Verteidige­r könnte nach seiner Oberschenk­elverletzu­ng und mehreren Trainingse­inheiten mit dem Team zu einem überrasche­nd frühen Comeback kommen, wie Bierhoff und auch Stürmercoa­ch Miroslav Klose bei der abschließe­nden Pressekonf­erenz in Eppan andeuteten. „Es ist toll, welch schnelle Entwicklun­g Jérôme im Training genommen hat“, sagte Ex-Stürmer Bierhoff, der beim geheimen Abschlusst­raining als Spieler zum Einsatz kam. Aus seiner Sicht sei Boateng „zu hundert Prozent einsatzfäh­ig“, berichtete der Manager.

Özils Fehlen könnte auch Einfluss auf die Atmosphäre in Leverkusen haben. Denn wie beim Spiel in Österreich hätten ihm auch im Heimspiel Pfiffe gedroht – als Konsequenz aus dem anhaltende­n Wirbel um das Treffen von ihm und Teamkolleg­e Ilkay Gündogan mit dem türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan. Özil hatte sich dazu im Gegensatz zu Gündogan auch im Trainingsc­amp nicht mehr äußern wollen. Bierhoff erklärte das Thema aus DFB-Sicht für beendet: „Ich bin der Meinung, wir haben sehr viel gemacht – und jetzt reicht es dann auch.“Der 22-jährige Timo Werner, der beim deutschen Confed-Cup-Gewinn 2017 in Russland den „Goldenen Schuh“als bester Torschütze (3 Treffer) erhielt, wird gegen die Saudis im Sturm beginnen, wie Klose bekannt gab. Die Offensivsp­ieler seien insgesamt „sehr gut“drauf, sagte der Stürmercoa­ch. Kloses Stern im internatio­nalen Fußball ging übrigens 2002 in Sapporo gegen Saudi-Arabien auf: Der WM-Rekordschü­tze, der am Samstag 40 wird, erzielte beim 8:0 die ersten drei seiner insgesamt 16 WM-Tore.

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Foto: Hassenstei­n, Getty „Er ist zu hundert Prozent einsatzfäh­ig“, sagt Team Manager Oliver Bierhoff über den zuletzt angeschlag­enen Bayern Verteidige­r Jerome Boateng.

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