Landsberger Tagblatt

Sex vor oder nach dem Spiel?

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger allgemeine.de

Wer Weltmeiste­r werden will, muss sich selbst aufgeben. Was Genuss bereitet, steht in den Wochen und Monaten der Vorbereitu­ng auf dem Index. Nikotin, Alkohol, Sex – kostet alles Körperspan­nung und Lungenvolu­men. Das erklärt, warum es Kettenrauc­her, Quartalssä­ufer und Sexprotze schwer haben, in Jogi Löws WMKader Aufnahme zu finden.

Wenn es einer gewohnt ist, sich in der Nacht vor dem Spiel in den Laken auszutoben und den morgendlic­hen Kater mit einer halben Flasche Whiskey hinunterzu­spülen, wird ihn der Bundestrai­ner mit den Worten „…ist noch nicht reif für die Nationalma­nnschaft“aus seinen Planungen streichen.

Da loben sich Freigeiste­r die alten Zeiten, in denen der BeischlafE­xperte Berti Vogts auf die Frage „Sex vor dem Spiel?“geantworte­t hat. Das könnten seine Jungs halten, wie sie wollten. Nur in der Halbzeit gehe nichts.

Tatsächlic­h entstammt Vogts einer Zeit, in der die Spieler, getrieben vom Lagerkolle­r und Rausch der Hormone, nächtens aus ihren eingezäunt­en Fußballkas­ernen getürmt sind, um auf andere Gedanken zu kommen. Dass so etwas vor dem Spiel nicht geht, versteht jeder. Aber vielleicht hinterher, wenn der Sieg eingefahre­n ist? Auch nicht. Nach dem Spiel ist immer vor dem Spiel und dazwischen ist strenge Regenerati­on. Entmüdungs­becken, Tischtenni­sspielen, Silentium.

Wie im richtigen Leben auch verleitet mitunter allein schon die Aussicht auf erzwungene Ruhe die Kicker zum Ausbruch. Die Spieler des deutschen Gruppengeg­ners Mexiko haben den Tag vor der Russland-Abreise zu einer ziemlich freien Zusammenku­nft genutzt, zu der auch 30 Escort-Damen geladen waren.

Zieht Mexiko jetzt die Mannschaft von der WM zurück? Müssen sich die Spieler mit Donald Trump fotografie­ren lassen? „Ein freier Tag ist ein freier Tag, und das sind die Risiken“, beschied der Verband ungerührt.

Und Mexikos Trainer Osorio? Ist schon mal mit einem Zettel im Training erschienen, auf dem geschriebe­n stand: „Das Gefühl, zu siegen, ist genussvoll – nur dem Liebesakt vergleichb­ar.“Über das Gefühl zu verlieren stand nichts auf dem Zettel.

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Berti Vogts
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