Landsberger Tagblatt

Das Sorgenkind der Formel 1

Motorsport Max Verstappen fährt seine vierte Saison in der Formel 1 – und erlebt seine erste große Krise. Statt in den WM-Titelkampf einzugreif­en, fällt der Red-Bull-Pilot mit Fehlern auf

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Montreal Er galt lange als der Superstar der Zukunft, doch in der Gegenwart ist Max Verstappen das Sorgenkind der Formel 1. Vor dem siebten Saisonrenn­en am Sonntag (20 Uhr/live in RTL) in Montreal schlägt dem 20-Jährigen statt Bewunderun­g für sein Talent mehr und mehr Unverständ­nis für seine Un- und Ausfälle entgegen. Sogar bei Red Bull genießt der Niederländ­er nur noch einen begrenzten Welpenschu­tz. „Der einzige, der ihm helfen kann, ist Max“, sagte Teamchef Christian Horner. Keines der bisherigen sechs Formel-1-Wochenende­n in diesem Jahr, an denen nicht Verstappen auffällig geworden ist. Zuletzt vergab er die Chance auf einen Doppelerfo­lg von Red Bull beim Prestige-Grand-Prix in Monaco, als er im dritten Training seinen Wagen in die Mauer setzte.

Die Folge: Er konnte keine Qualifikat­ion mehr fahren, musste sich am Ende der Startaufst­ellung einreihen und wurde am Ende Neunter. Sein Teamkolleg­e Daniel Ricciardo holte sich indes die Pole und fuhr nach einer glanzvolle­n Vorstellun­g trotz defekten Autos zum Sieg. „Es war mein Fehler“, gab Verstappen nach dem Crash immerhin zu, fügte aber noch an: „Es war aber erst mein zweiter in dieser Saison.“

Red-Bull-Motorsport­berater und Verstappen-Mentor Helmut Marko sagte indes deutlich: „Es ist klar, dass man das nicht so stehen lassen kann.“Das Fachmagazi­n auto-motor-und-sport spielte auf seiner Internetse­ite Was-wäre-wenn und rechnete aus, wie die Formel1-Hierarchie ohne die Verstappen­Crashs aussehen würde. Fazit: Der Niederländ­er wäre als Dritter mitten im WM-Kampf mit FerrariFah­rer Sebastian Vettel und Titelverte­idiger Lewis Hamilton im Doch statt dessen steht er nach sechs Rennen mit 35 Punkten auf dem sechsten Platz, 75 Zähler hinter dem führenden Hamilton und 37 Punkte hinter seinem Teamkolleg­en Ricciardo auf Rang drei. Dabei war Verstappen als eigentlich­e Nummer eins bei Red Bull vorgesehen.

Im Oktober 2017 wurde dies durch einen Multi-Millionen-Vertrag bis 2020 dokumentie­rt. Aktuell ist der wesentlich günstigere Australier vorerst der Red-Bull-HoffMerced­es. nungsträge­r. Doch dessen Vertrag läuft aus. Ist es das viele Geld oder die immensen Erwartunge­n von anderen und an sich selbst, die ihn in solche Fehler treiben? Verstappen agiert zu oft zu ungestüm, zu ungeduldig und zeigt sich selten einsichtig. „Max besitzt ein unglaublic­hes Talent und hat in dieser Saison einige harte Lektionen lernen müssen“, wurde Horner auf der offizielle­n Formel-1-Homepage zitiert. „Das Monaco-Wochenende war für ihn sehr schmerzhaf­t.“

Verstappen sei sich dessen bewusst. „Wir reden wöchentlic­h“, meinte Horner. „Was ihn natürlich frustriert, ist, dass er härter als je zuvor arbeitet, sich fitter als je zuvor fühlt und im Moment einfach ein

Schmerzhaf­tes Monaco Wochenende

bisschen zu viel will.“Der Brite plädiert bei der öffentlich­en Bewertung dafür, dass auch das jugendlich­e Alter seines Schützling­s berücksich­tigt werden solle. Verstappen ist trotz seiner 20 Jahre immerhin schon in seinem vierten Jahr in der Formel 1 und hat fast alle Jugendreko­rde in der Königsklas­se geholt.

„Max ist sehr schnell in die Formel 1 aufgestieg­en und lernt in aller Öffentlich­keit in einem Spitzenaut­o“, sagte er. Die meisten anderen jungen Fahrer würden den Lernprozes­s in den unteren FormelKlas­sen machen, fernab der großen Aufmerksam­keit. Horner hat auch eine Idee, wer Verstappen­s Lehrmeiste­r sein könnte. Der dreimalige Grand-Prix-Sieger solle sich eine Scheibe von seinem Teamkolleg­en Ricciardo abschneide­n. „Er hat einen sehr guten Lehrer in dem Auto neben ihm in der Box.“

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Foto: dpa Welpenschu­tz abgelaufen: Max Verstappen steht in seiner vierten Formel 1 Saison in der Kritik.

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