Landsberger Tagblatt

„Olympia soll wieder in Deutschlan­d stattfinde­n“

Interview Günther Lommer tritt nach 14 Jahren als BLSV-Präsident ab. Was er gerne noch erreicht hätte und was auf seinen Nachfolger wartet

- Interview: Fabian Kluge

Lommer, 14 Jahre lang waren Sie Präsident des Bayerische­n Landesspor­tverbands. Am Wochenende wird Ihr Nachfolger gewählt. Warum ist nun Schluss?

Günther Lommer: Das hat drei Gründe. Zum einen werde ich 72 Jahre alt. Damit habe ich ein Alter erreicht, in dem man aufhöhren sollte. Zudem hat sich der Verband verändert. Alles ist digitalisi­ert, damit tue ich mich schwer. Drittens: Ich bin der Meinung, dass ich einen richtigen Nachfolger gefunden habe, das war mir sehr wichtig.

Dieser wird auf dem Verbandsta­g des BLSV am Samstag gewählt. Wen werden Sie vorschlage­n?

Lommer: Jörg Ammon, unseren stellvertr­etenden Präsidente­n. Er ist seit vielen Jahren Vorsitzend­er eines großen Vereins in Nürnberg, er ist also ein Profi.

Welche Herausford­erungen warten auf den neuen Präsidente­n des BLSV? Lommer: Arbeit gibt es immer. Erst kürzlich erfolgte der Spatenstic­h eines neuen Camps im oberfränki­schen Bischofsgr­ün. Ein 25-Millionen-Euro-Projekt bei einem Verband, der nicht reich ist – man muss also gut kalkuliere­n. Er muss außerdem das gute Verhältnis, das wir mittlerwei­le zur Politik haben, aufrecht erhalten. Denn: Der Staat hat noch nie so viel Geld für den Sport zur Verfügung gestellt wie 2018.

Viele Vereine klagen über Mitglieder­schwund. Was kann der BLSV tun, um dem entgegenzu­wirken?

Lommer: Zu meinem Amtsantrit­t habe ich versproche­n, dass es keine Beitragser­höhungen gibt, solange ich Präsident bin. Das Verspreche­n konnte ich halten – und damit auch die Beitragseh­rlichkeit gewährleis­ten. Der BLSV wächst weiterhin, aktuell haben wir 4,56 Millionen Mitglieder, fünf Millionen ist unser Ziel. Natürlich müssen wir den Vereinen zeigen, wo sie noch Potenzial ausschöpfe­n können. Meiner Meinung nach liegt das in Fitnessstu­dios, im Senioren- und Betriebssp­ort, aber auch im Frauenante­il, der derzeit bei 38 Prozent liegt.

Und damit können sich Vereine retten? Lommer: Vereine, die ein Fitnessstu­dio betreiben, konnten ihre Mitglieder­zahl zum Teil ums Achtfache steigern. Ich habe keine Bedenken.

Wenn Sie auf Ihre Präsidents­chaft zurückblic­ken: Mit welchen Gefühlen gehen Sie? Lommer: Es war mir ein Anliegen, dass es den Vereinen, den Verbänden gut geht. Dass sie genügend Geld bekommen. Heute ist der BLSV finanziell gesund. Mir hat die Arbeit wahnsinnig viel Spaß gemacht, ich wurde quasi über Nacht Präsident.

Das müssen Sie erklären...

Lommer: Ich bin vor 14 Jahren zu einem Verbandsta­g gefahren, ohne dass ich Präsident werden wollte. Bis um halb vier Uhr morgens wurde ich bekniet, weil das Amt sonst niemand übernehmen wollte. Auf der Heimfahrt war mir da schon mulmig. Aber dass ich als Sprecher der Landesspor­tbünde auch zwei Olympia-Bewerbunge­n auf den Weg bringen durfte, das war schon toll.

Die beiden Bewerbunge­n für die OlymHerr pischen Spiele waren erfolglos: Wäre das etwas gewesen, das Sie als Präsident gerne noch erreicht hätten? Lommer: Ja, ich habe den Wunsch, dass Olympische Spiele wieder in Deutschlan­d stattfinde­n. Es kann nicht sein, dass wir ein olympiafre­ies Gebiet sind, nur weil einige Parteien etwas dagegen haben. Die tollen Erfolge aus Pyeongchan­g hätten in Bayern stattfinde­n können. Was ich auch noch gerne als Präsident miterlebt hätte: Wir bauen die Sportschul­e Oberhachin­g aus, setzen dort Mediziner und Wissenscha­ftler ein, um unsere Leistungss­portler noch besser fördern zu können.

Haben Sie Sorge, dass Ihnen ab dem Wochenende langweilig wird? Lommer: Manchmal ist mir tatsächlic­h langweilig, ich möchte immer was tun. Aber ich habe sechs Enkelkinde­r, bin politisch engagiert. Als Ehrenpräsi­dent des ASV Cham bringe ich zudem die beste Vereinszei­tung Bayerns heraus. Das kann ich selbstbewu­sst sagen, weil alle anderen über meinen Schreibtis­ch wandern. Es gibt also einiges zu tun.

Außerdem steht die Fußball-WM in Russland an: Wer holt den Pokal? Lommer: Deutschlan­d ist stark genug, um den Titel zu verteidige­n. Ich sage, die Mannschaft erreicht das Halbfinale. Und dann ist alles möglich. ● Zur Person Günther Lommer, 71, wohnt in Cham. Der pensionier­te Lehrer ist verheirate­t und hat zwei Söhne. Ausgezeich­net wurde der langjährig­e BLSV Präsident unter anderem mit dem Verdienstk­reuz am Bande des Verdiensto­rdens der Bundesrepu­blik Deutschlan­d.

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Günther Lommer

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