Die digitale Sprache und ihre Tücken
Buchbesprechung Beatrice Bourciers Satire ist mal böse, mal witzig und spielt in der Region
Inning Beatrice Bourcier lebt zwischen Ammersee und Wörthsee. Dort lässt sie auch die Handlung ihres zweiten Buches spielen. „So leben wir“heißt es. Eine Satire, die sich um Sprachverwirrungen im Speckgürtel von München dreht.
Die Autorin hat damit Erfahrung, ist sie doch Mutter zweier Töchter, verheiratet mit einem Franzosen und unter einem Dach lebend mit ihren Eltern aus der Pfalz. Klar, dass Sprache da im Mittelpunkt steht.
Und so kämpft die Protagonistin des Buches, ganz unzweifelhaft die Autorin selbst, mit der modernen, digitalaffinen Kommunikation der dritten Generation, was täglich für Missverständnisse mit den pubertierenden Töchtern sorgt. Da freut sich die Mutter, dass sie die AppNachricht ihrer Tochter souverän mit „LOL“beantwortet hat, also „laughing out loud“, schon folgt die digitale Zurechtweisung, dass mittlerweile „ROFL“modern sei, also „Rolling on the floor laughing“.
Beatrice Bourciers Satire ist böse und witzig zugleich. Etwa, wenn der Ausflug mit der syrischen Nach- barsfamilie statt ins Café in den Baumarkt geht. Die Lampen mit Bewegungsmelder haben es der arabischen Familie besonders angetan. Ein weiterer Schritt der Willkommenskultur. Lustig ist auch die Beschreibung des Wertstoffhofs als Kontaktbörse. Dort laden die Mitarbeiter eine Frau aus dem Nachbarlandkreis zu einem Glas Wasser ein. Ihren Müll muss sie trotzdem wieder mit nach Hause nehmen. Die Besucher des Fitnessstudios am Westufer des Ammersees bekommen ebenfalls ihr Fett weg.
Die manchmal derbe und bitterböse Persiflage von der Lebensart gemäßigten westlichen Wohlstandes ist Beatrice Bourciers zweites Buch. In ihrem Erstlingswerk „Mein Sommer mit den Flüchtlingen“beschreibt sie ihr Engagement im Helferkreis einer Erstaufnahmeeinrichtung. Jetzt, in „So leben wir“, begegnet der Leser der syrischen Flüchtlingsfamilie wieder.
Buch Beatrice Bourcier, So leben wir! – Sprachverwirrung im Speckgürtel, Verlag Brandes & Apsel, Frankfurt am Main, ISBN 978 3 95558 224 1