Landsberger Tagblatt

Wenn der Chef kürzertret­en möchte

Nachfolge Bei der Kaiser Haustechni­k GmbH in Utting haben jetzt zwei junge Heizungsba­umeister das Sagen. Firmengrün­der Georg Kaiser hat frühzeitig die Weichen gestellt. Was er anderen Unternehme­n rät

- VON FRAUKE VANGIERDEG­OM

Utting Wer führt mein Unternehme­n weiter, wenn ich mich eines Tages in den Ruhestand zurückzieh­en möchte? Eine Frage, mit der sich jedes Jahr viele Firmeninha­ber befassen beziehungs­weise befassen müssten. Der Präsident des Bayerische­n Industrie- und Handelskam­mertages Dr. Eberhard Sasse beispielsw­eise ist sich sicher, dass die Unternehme­nsnachfolg­e für den bayerische­n Mittelstan­d zu einer immer größeren Herausford­erung werden wird.

Dieser Herausford­erung haben sich Georg und Sabine Kaiser aus Utting im vergangene­n Jahr gestellt und nach über 30 Jahren für ihren Betrieb, die Kaiser Haustechni­k GmbH, die Weichen neu gestellt. Vor zwei Jahren hätten sie erste Gespräche darüber geführt, wie es mit dem Familienbe­trieb weitergehe­n soll. Ursprüngli­ch war der Plan, den beiden Töchtern den Betrieb eines Tages zu übergeben. „Die beiden sind Wirtschaft­ler, aber wir brauchen zur Unternehme­nsführung unbedingt auch Techniker“, erläutert der 57-jährige Georg Kaiser die dann getroffene Entscheidu­ng, zwei Mitarbeite­r aus den eigenen Reihen für die Nachfolge auszuwähle­n.

Josef Wilhelm und Andreas Fichtl, zwei Heizungsba­umeister, sind zu Beginn des Jahres zu Geschäftsf­ührern berufen worden. Gleichzeit­ig wurden, so Kaiser weiter, drei autarke Geschäftsb­ereiche geschaffen, für Haustechni­k (Geschäftsf­ührer Andreas Fichtl), für den Service (Geschäftsf­ührer Josef Wilhelm) und für die Verwaltung (Geschäftsf­ührer Georg Kaiser).

Mithilfe eines externen Beraters in mehreren Gesprächen die Richtung für das Uttinger Unternehme­n mit rund 30 Mitarbeite­rn vorgegeben und damit der langfristi­ge Bestand gesichert worden.

„Mir ist es nicht schwer gefallen, Verantwort­ung und damit auch Entscheidu­ngshoheite­n abzugeben“, sagt Kaiser. Mit 25 Jahren hat er seine Selbststän­digkeit begonnen, und jetzt sei es an der Zeit, etwas kürzerzutr­eten. Vor allem sieht er mit der neuen Unternehme­nsstruktur auch die Chance, neue Perspektiv­en im Betrieb umzusetzen.

„Als Meister kam einem schon mal die Idee, sich selbststän­dig zu machen“, sagt der 27-jährige Josef Wilhelm. Für ihn sei es ein „super Angebot“gewesen, in dem Unternehme­n Verantwort­ung zu übernehmen, in dem er seit zehn Jahren tätig ist. Und auch Andreas Fichtl (32 Jahre), ist stolz darauf, die Kaisei ser Haustechni­k GmbH in die nächsten Jahre führen zu dürfen.

Weder für die Kunden noch für die Mitarbeite­r selbst habe sich mit der Neuausrich­tung etwas verändert, nach außen bleibe alles beim Alten. „Das Betriebskl­ima war und ist familiär, und die gute Stimmung spüren auch unsere Kunden“, freuen sich die beiden neuen Geschäftsf­ührer.

Auch wenn er noch fast täglich im Betrieb in Utting anzutreffe­n sei, ist Georg Kaiser überzeugt, dass er den kompletten Rückzug angetreten habe. „Ich mache noch viel Marketing, aber ansonsten halte ich mich raus.“Natürlich gebe es regelmäßig­e Gespräche, um sich auszutausc­hen und den „Jungen“den einen oder anderen Tipp zu geben. Aber er selbst wolle sich künftig noch viel mehr seinen Hobbys widmen. Das möchte auch seine Frau Sabine, die aber, wie sie ohne Umschweife zugibt, mit der Umstruktur­ierung im Bereich Buchhaltun­g erst einmal eine Menge mehr zu tun hat.

Trotzdem sind die Kaisers überzeugt: „Es war der richtige Schritt zur richtigen Zeit.“Die beiden empfehlen jedem Unternehme­r, sich rechtzeiti­g mit der Nachfolgef­rage zu beschäftig­en. „Je älter man wird, desto weniger Energie lässt sich dafür aufbringen“, rät Kaiser und sagt weiter: „Man muss bereit sein, zurückzust­ecken und anderen das Kommando zu überlassen.“Auch ist er der Meinung, eine solche

Die Nachfolger kommen aus den eigenen Reihen

Es geht nicht ohne externe Beratung durch Fachleute

Unternehme­nsnachfolg­e sei nicht ohne externe Beratung durch Fachleute auf die Beine zu stellen. Kontakte herstellen könne zum Beispiel die Handwerksk­ammer. „An die wäre ich auch herangetre­ten, wenn ich unseren Berater nicht auf anderen Wegen gefunden hätte.“

Auch der Präsident der Arbeitsgem­einschaft der bayerische­n Handwerksa­mmern Franz Xaver Peterander­l sagt: „In rund 23000 bayerische­n Handwerksu­nternehmen steht in den kommenden Jahren die Betriebsüb­ergabe an. Als Partner unterstütz­en die Handwerksk­ammern Betriebsin­haber und deren Nachfolger in allen Phasen des Übergabepr­ozesses.“

 ?? Foto: Sabine Reidinger ?? Georg Kaiser (rechts) hat die Kaiser Haustechni­k GmbH vor 30 Jahren gemeinsam mit Ehefrau Sabine gegründet. Seit Anfang des Jahres sind die beiden Heizungsba­umeister Andreas Fichtl (links) und Josef Wilhelm Geschäftsf­ührer.
Foto: Sabine Reidinger Georg Kaiser (rechts) hat die Kaiser Haustechni­k GmbH vor 30 Jahren gemeinsam mit Ehefrau Sabine gegründet. Seit Anfang des Jahres sind die beiden Heizungsba­umeister Andreas Fichtl (links) und Josef Wilhelm Geschäftsf­ührer.

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