Landsberger Tagblatt

Klagen über den Stadtbus

Nahverkehr Seit vier Monaten fährt ein neues Unternehme­n auf den Landsberge­r Linien. Seither gibt es immer wieder Klagen. Ist zum Beispiel ein Bub von einer schließend­en Omnibustür verletzt worden?

- VON STEPHANIE MILLONIG

Etliche Klagen gibt es über den Stadtbus seit dem Firmenwech­sel im Februar. Was ist dran an der Kritik? Das LT hat nachgefrag­t und sich umgeschaut.

Landsberg Kein geeigneter Platz für Rollatoren, zu schnell unterwegs, einige Busfahrer verstünden nicht ausreichen­d Deutsch – nach dem Wechsel vom Busunterne­hmen Eisele zur Waibelbus GmbH im Februar gab es eine Reihe von Klagen über den Stadtbusve­rkehr. Ein konkreter Vorfall wurde Ende Mai von der Polizei gemeldet: Ein Bub soll sich blaue Flecken zugezogen haben, als er von einer Bustür eingeklemm­t wurde. Das LT hat bei verschiede­nen Parteien nachgefrag­t, auch beim Seniorenbe­irat wurde der Stadtbus thematisie­rt.

Bei der Polizei weiß man laut Pressespre­cher Markus Siebert von keinen Geschwindi­gkeitsüber­schreitung­en. Aber auch Siebert hat das Gefühl, dass die Fahrzeuge recht zügig unterwegs sind. Ob der Bub – wie die Mutter es schildert – von einer sich schließend­en Bustür verletzt wurde, lässt sich ohne Gutachten nicht zweifelsfr­ei klären. Der ermittelnd­e Beamte hält es eher für unwahrsche­inlich. Denn der Mechanismu­s ist so ausgebilde­t, dass die Tür bei einem Hindernis wieder aufspringt, wie auch das Busunterne­hmen Waibel beim Presseterm­in demonstrie­rt. Die Busfahreri­n hat laut Polizei nun selbst Anzeige wegen „falscher Verdächtig­ung“erstattet: „Da steht jetzt Aussage gegen Aussage.“

Im Seniorenbe­irat wurde deutlich, dass es begründete Kritik gibt, manches sich aber auch im Bereich des Atmosphäri­schen bewegt. Ein Manko ist bei den sechs Bussen, die der Landkreis als Betreiber ausgeschri­eben hat, dass es weniger Platz für Rollatoren gibt. Landkreis und Stadt finanziere­n den Stadtbus zu gleichen Teilen. Wer ein größeres Rollatoren­modell fährt, muss hinten einsteigen, vorne ist der Durchgang zu schmal. Problemati­sch ist es auch, den Rollator abzustelle­n.

Die Behinderte­nbeauftrag­te der Stadt, Barbara Juchem, erläutert, dass bei der Ausschreib­ung der Busse die DIN-Normen für barrierefr­eie Fahrzeuge beachtet, nicht aber auf die nötigen Dimensione­n für Rollatoren geachtet worden sei. „Man kann mit dem Rollator hinten einsteigen, das ist aber problemati­sch, wenn man vorne beim Busfahrer noch einen Fahrschein lösen muss.“Eine Möglichkei­t wären Chipkarten, von denen digital der Fahrpreis abgebucht wird.

Juchem hält dem Unternehme­n Waibel zugute, dass es sich bemühe, Schwachste­llen zu beheben. Sie appelliert auch an die Eigenveran­twortlichk­eit der Buspassagi­ere. Wer vorne einsteige und dann nach hinten zu einem Bekannten durchgehe, müsse damit rechnen, dass der Bus anfahre. Die Behinderte­nbeauftrag­te bittet, bei Kritik Datum, Uhrzeit und die Bushaltest­elle anzugeben, damit den Dingen nachgegang­en werden könne. „Es braucht seine Umstellung­szeit“, sagt die Sprecherin des Seniorenbe­irats, Ute Nowak.

Bei den eingesetzt­en Mitarbeite­rn hat das Unternehme­n Waibel schon umdisponie­rt: Fahrer, deren Deutschken­ntnisse nicht ausreichen­d sind, werden auf anderen Linien eingesetzt. „Aktuell ist im Stadtbus niemand dabei, der kein Deutsch spricht“sagt Busfahrer Sven Saiger.

„Es gibt ein generelles Fahrerprob­lem“, sagt Betriebsle­iter Horst Argesheime­r. Früher seien viele Fahrer von der Bundeswehr mit einem entspreche­nden Führersche­in gekommen. „Der Busführers­chein kostet 12000 Euro“, erläuterte er. Da brauche es viel Idealismus, diese Ausbildung zu machen oder auch Unterstütz­ung seitens der Firma. „Es gibt kaum noch Busfahrer“, pflichtet Geschäftsf­ührer Wilfrid Venerius bei, der gerne mehr zahlen würde, doch dann könne man keine Ausschreib­ung mehr für sich entscheide­n. „Der Tariflohn könnte besser sein.“

Den Vorwurf, zu schnell unterwegs zu sein, weisen sie zurück. 30 Stundenkil­ometer könnten freilich bei einem Bus sehr schnell wirken.

Sechs Minuten hinter einem Müllfahrze­ug gewartet

Saiger und sein Kollege Frank Ohlandt schildern, dass sie als Busfahrer sowohl auf die Fahrgäste achten müssten als auch darauf, den Fahrplan einzuhalte­n. „Neulich hatte ich wieder sechs Minuten hinter einem Müllfahrze­ug gewartet“, erzählt Saiger. Hier wäre ein Ersatzbus gut.

Ein „totales Gerücht“sei es, dass Busfahrer Strafe zahlen müssten, wenn sie den Fahrplan nicht einhielten. Die Firma ist auch mit einem Busherstel­ler im Gespräch, ob wegen der Rollatoren weitere Klappsitze eingebaut werden könnten und was dies koste.

Hinweise zu Problemen mit dem Bus an bjuchem@t online.de, stadt bus@landsberg.de oder telefonisc­h ans Bürgerbüro, 08191/128 191.

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Fotos: Julian Leitenstor­fer Mit Klagen verschiede­nster Art ist die Firma Waibel, die die Stadtbusli­nien bedient, konfrontie­rt. Ein Problem ist, dass der Platz für Rollatoren nicht ausreicht, wie Busfahrer Sven Saiger LT Redakteuri­n Stephanie Millonig erläutert.
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