Klagen über den Stadtbus
Nahverkehr Seit vier Monaten fährt ein neues Unternehmen auf den Landsberger Linien. Seither gibt es immer wieder Klagen. Ist zum Beispiel ein Bub von einer schließenden Omnibustür verletzt worden?
Etliche Klagen gibt es über den Stadtbus seit dem Firmenwechsel im Februar. Was ist dran an der Kritik? Das LT hat nachgefragt und sich umgeschaut.
Landsberg Kein geeigneter Platz für Rollatoren, zu schnell unterwegs, einige Busfahrer verstünden nicht ausreichend Deutsch – nach dem Wechsel vom Busunternehmen Eisele zur Waibelbus GmbH im Februar gab es eine Reihe von Klagen über den Stadtbusverkehr. Ein konkreter Vorfall wurde Ende Mai von der Polizei gemeldet: Ein Bub soll sich blaue Flecken zugezogen haben, als er von einer Bustür eingeklemmt wurde. Das LT hat bei verschiedenen Parteien nachgefragt, auch beim Seniorenbeirat wurde der Stadtbus thematisiert.
Bei der Polizei weiß man laut Pressesprecher Markus Siebert von keinen Geschwindigkeitsüberschreitungen. Aber auch Siebert hat das Gefühl, dass die Fahrzeuge recht zügig unterwegs sind. Ob der Bub – wie die Mutter es schildert – von einer sich schließenden Bustür verletzt wurde, lässt sich ohne Gutachten nicht zweifelsfrei klären. Der ermittelnde Beamte hält es eher für unwahrscheinlich. Denn der Mechanismus ist so ausgebildet, dass die Tür bei einem Hindernis wieder aufspringt, wie auch das Busunternehmen Waibel beim Pressetermin demonstriert. Die Busfahrerin hat laut Polizei nun selbst Anzeige wegen „falscher Verdächtigung“erstattet: „Da steht jetzt Aussage gegen Aussage.“
Im Seniorenbeirat wurde deutlich, dass es begründete Kritik gibt, manches sich aber auch im Bereich des Atmosphärischen bewegt. Ein Manko ist bei den sechs Bussen, die der Landkreis als Betreiber ausgeschrieben hat, dass es weniger Platz für Rollatoren gibt. Landkreis und Stadt finanzieren den Stadtbus zu gleichen Teilen. Wer ein größeres Rollatorenmodell fährt, muss hinten einsteigen, vorne ist der Durchgang zu schmal. Problematisch ist es auch, den Rollator abzustellen.
Die Behindertenbeauftragte der Stadt, Barbara Juchem, erläutert, dass bei der Ausschreibung der Busse die DIN-Normen für barrierefreie Fahrzeuge beachtet, nicht aber auf die nötigen Dimensionen für Rollatoren geachtet worden sei. „Man kann mit dem Rollator hinten einsteigen, das ist aber problematisch, wenn man vorne beim Busfahrer noch einen Fahrschein lösen muss.“Eine Möglichkeit wären Chipkarten, von denen digital der Fahrpreis abgebucht wird.
Juchem hält dem Unternehmen Waibel zugute, dass es sich bemühe, Schwachstellen zu beheben. Sie appelliert auch an die Eigenverantwortlichkeit der Buspassagiere. Wer vorne einsteige und dann nach hinten zu einem Bekannten durchgehe, müsse damit rechnen, dass der Bus anfahre. Die Behindertenbeauftragte bittet, bei Kritik Datum, Uhrzeit und die Bushaltestelle anzugeben, damit den Dingen nachgegangen werden könne. „Es braucht seine Umstellungszeit“, sagt die Sprecherin des Seniorenbeirats, Ute Nowak.
Bei den eingesetzten Mitarbeitern hat das Unternehmen Waibel schon umdisponiert: Fahrer, deren Deutschkenntnisse nicht ausreichend sind, werden auf anderen Linien eingesetzt. „Aktuell ist im Stadtbus niemand dabei, der kein Deutsch spricht“sagt Busfahrer Sven Saiger.
„Es gibt ein generelles Fahrerproblem“, sagt Betriebsleiter Horst Argesheimer. Früher seien viele Fahrer von der Bundeswehr mit einem entsprechenden Führerschein gekommen. „Der Busführerschein kostet 12000 Euro“, erläuterte er. Da brauche es viel Idealismus, diese Ausbildung zu machen oder auch Unterstützung seitens der Firma. „Es gibt kaum noch Busfahrer“, pflichtet Geschäftsführer Wilfrid Venerius bei, der gerne mehr zahlen würde, doch dann könne man keine Ausschreibung mehr für sich entscheiden. „Der Tariflohn könnte besser sein.“
Den Vorwurf, zu schnell unterwegs zu sein, weisen sie zurück. 30 Stundenkilometer könnten freilich bei einem Bus sehr schnell wirken.
Sechs Minuten hinter einem Müllfahrzeug gewartet
Saiger und sein Kollege Frank Ohlandt schildern, dass sie als Busfahrer sowohl auf die Fahrgäste achten müssten als auch darauf, den Fahrplan einzuhalten. „Neulich hatte ich wieder sechs Minuten hinter einem Müllfahrzeug gewartet“, erzählt Saiger. Hier wäre ein Ersatzbus gut.
Ein „totales Gerücht“sei es, dass Busfahrer Strafe zahlen müssten, wenn sie den Fahrplan nicht einhielten. Die Firma ist auch mit einem Bushersteller im Gespräch, ob wegen der Rollatoren weitere Klappsitze eingebaut werden könnten und was dies koste.
Hinweise zu Problemen mit dem Bus an bjuchem@t online.de, stadt bus@landsberg.de oder telefonisch ans Bürgerbüro, 08191/128 191.