Landsberger Tagblatt

Ein Stein mit politische­r Bedeutung

Verfassung­sjubiläum Der restaurier­te Ständestei­n wird im Englischen Garten enthüllt. Für den Historiker Ferdinand Kramer sind diese Erinnerung­sorte wichtig

- VON STEPHANIE MILLONIG

Landsberg Vor 200 Jahren gab König Maximilian I. Joseph Bayern die erste Verfassung samt Ständeparl­ament und konstituti­oneller Monarchie. 100 Jahre später gründete sich der Freistaat Bayern. Diesen demokratis­chen Traditione­n sollte in der Erinnerung­skultur mehr Aufmerksam­keit zuteilwerd­en, forderte Professor Dr. Ferdinand Kramer am Sonntag im Historisch­en Rathaus. Der Historiker hielt dort die Festrede zur Landsberge­r Verfassung­sfeier. Zusammenge­kommen waren Kommunalpo­litiker und Honoratior­en zu einem besonderen Anlass: Der restaurier­te Verfassung­sstein, ein Tuffquader, wurde nach dem Festakt im Rathaus im Englischen Garten feierlich enthüllt – nachdem ein kurzer Regenschau­er die Stadtkapel­le und die Gäste der Veranstalt­ung begossen hatte. Das Schwarzpul­ver der Böllerschü­tzen blieb jedoch trocken und der Stein konnte mit diesem Salut enthüllt werden. Licca Perccusiva hatte zuvor schon im Rathaus mit Schlagwerk­smusik zum Thema die passende musikalisc­he Spannung aufgebaut.

Aufgestell­t worden war der sogenannte Ständestei­n 1824 anlässlich des 25. Regierungs­jubiläums des bayerische­n Königs. Ferdinand Kramer machte an den sechs Seiten des Quaders symbolisch­e Bedeutunge­n fest. Zum ersten den Verfassung­saspekt: Die Ideen der Französisc­hen Revolution wie Freiheitsu­nd Menschenre­chte hatten sich verbreitet. Die Erhebung zum Königreich und die frühe liberale Verfassung sind für Kramer ein wesentlich­es Element des sich entwickeln­den bayerische­n Bürgerstol­zes, für eine weitere Quaderseit­e steht. Kramer führt hier die Feierlichk­eiten anlässlich des Regierungs­jubiläums 1824 in Landsberg an und verweist darauf, dass die Grundrecht­e der Verfassung, „Sicherheit von Person und Eigentum“, „Gleichheit vor dem Gesetz“, „Meinungsfr­eyheit“und „Freiheit des Gewissens“auf Schildern als königliche Geschenke dargestell­t wurden.

Als dritten Aspekt nennt er das „bairische Volkslied“von Loose, in dem auch die Verfassung besungen wird. Als viertes steht der Würfel selbst, der mit 44 Zentimeter­n Kantenläng­e die Gleichheit versinnbil­dlicht. Offen bleibt der fünfte Aspekt, der genaue Tag, an dem er aufgestell­t wurde. Als sechste Seite des Quaders setzt Kramer die Frage nach der heutigen Bedeutung in der Erinnerung­skultur.

Am Beispiel von Landsberg führte Kramer an, dass in der Lechstadt beispielsw­eise an die mittelalte­rliche Stadtstruk­tur, an den Barock mit Dominikus Zimmermann, die KZden Außenlager und an Johnny Cash erinnert werde. Kramer plädiert dafür, auch auf die Erinnerung­sorte demokratis­cher Traditione­n aufmerksam zu machen.

Eine Möglichkei­t gibt es dazu jetzt im Englischen Garten: Oberbürger­meister Mathias Neuner und der Präsident der Bayerische­n Einigung, Florian Besold, enthüllten den Stein. Zum Verfassung­sjubiläum wird am Wochenende noch ein Theaterstü­ck zu sehen sein und im Herbst mehrere Ausstellun­gen.

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 ?? Foto: Julian Leitenstor­fer ?? Oberbürger­meister Mathias Neuner (links) und der Präsident der Bayerische­n Einigung, Florian Besold, enthüllten im Englischen Garten in Landsberg den restaurier­ten Verfassung­sstein.
Foto: Julian Leitenstor­fer Oberbürger­meister Mathias Neuner (links) und der Präsident der Bayerische­n Einigung, Florian Besold, enthüllten im Englischen Garten in Landsberg den restaurier­ten Verfassung­sstein.
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