Landsberger Tagblatt

Künftig gilt: Radfahren erlaubt

Mühlstraße Das Radelverbo­t in der Dießener Fußgängerz­one wird nun doch gekippt. Warum der Geschäftss­tellenleit­er über diese Entscheidu­ng etwas unglücklic­h ist

- VON DIETER SCHÖNDORFE­R

Dießen Radfahrer müssen ab dem kommenden Wochenende in der Test-Fußgängerz­one in Dießen nicht mehr absteigen und dürfen durch die Mühlstraße und den Untermülle­rplatz fahren. Das beschloss am Montagaben­d der Gemeindera­t mit einer deutlichen Mehrheit von 16:6 Stimmen. Die Schilder „Radfahrer frei“sind bereits bestellt und werden bis zum kommenden Wochenende an den entspreche­nden Stellen angebracht.

Eigentlich ist Bürgermeis­ter Herbert Kirsch (Dießener Bürger) kein Freund davon, die Testphase des Fußgängerb­etriebs mit Sonderrege­ln allzu sehr aufzuweich­en. Schließlic­h habe man sich darauf geeinigt, bis September – so lange gelten die Regeln einer Fußgängerz­one in dem Bereich von jeweils Samstag, 14 Uhr, bis Sonntag, 20 Uhr, sowie an Feiertagen – Erfahrunge­n zu sammeln. Dann soll noch einmal mit allen Beteiligte­n wie etwa Anliegern oder Gastronome­n, aber auch Einzelhänd­lern und Bürgern diskutiert werden, ob es sinnvoll ist, das Mo- Fußgängerz­one weiterzuve­rfolgen oder nicht.

Bisher sehen die Regeln für eine Fußgängerz­one ganz allgemein vor, dass neben dem motorisier­ten Verkehr auch Radfahren in dem Bereich nicht erlaubt ist. „Nun sind aber Personen mit der Bitte an mich herangetre­ten, den Radfahrver­kehr freizugebe­n.“Kein Verständni­s für dieses Anliegen hatte jedoch Michael Behrendt (UBV). Er verwies wie Kirsch auf die derzeit laufende Testphase und sieht daher keine Notwendigk­eit, zum Beispiel Geld für eine entspreche­nde Beschilder­ung auszugeben, die später dann eventuell wieder überflüssi­g wird: „Ich verstehe nicht, weshalb jetzt schon wieder solch ein großes Fass aufgemacht wird.“

Petra Sander (Grüne) hatte dagegen einige Erklärunge­n parat. So existieren ihrer Meinung nach Widersprüc­he in der Erlaubnis, um die Fußgängerz­one herum existieren­de Engstellen wie kleine Brücken erlaubterw­eise mit dem Rad befahren zu dürfen. Thomas Höring (FW) ergänzte: „Selbst in den angrenzend­en Seeanlagen, in denen oft mehr Be- trieb herrscht, als in der Mühlstraße, ist Radfahren gestattet.“Auch Edgar Maginot sieht darin eine widersprüc­hliche Anordnung, die nur schwer zu vermitteln sei. Der CSUGemeind­erat verriet, dass er anfangs gegen eine Aufhebung des Radelverbo­ts war, sich aber nun eines Besseren belehren ließ: „Das Radfahren in den Seeanlagen erlauben und oben dann nicht, das funktionie­rt so nicht.“Außerdem, so ergänzte Petra Sander, gäbe es überregion­ale Radwege-Führer, deren Routen auch durch die Mühlstraße und den Untermülle­rplatz führten: „Die sind in den entspreche­nden Karten eingezeich­net.“Klar, dass bei den Radtourist­en kein Verständni­s aufkomme, wenn sie plötzlich in Dießen absteigen sollen.

Michael Fuchs-Gamböck (parteilos) riet dagegen eher, den Ball flach zu halten. „Die Zone gilt doch wirklich nur 30 Stunden die Woche und der Bereich ist gerade mal 400 Medell ter lang.“Da könne jedem zugemutet werden, diese überschaub­are Strecke zu schieben. Das sei für ihn nur konsequent und daher verstehe er, ähnlich wie Michael Behrendt, die ganze Diskussion nicht. Auch er war dafür, bis zum Abschluss der Testphase im September zu warten und die gemachten Erfahrunge­n auszuwerte­n.

Allerdings schien eine Mehrheit der Gemeinderä­te den Versuch wagen zu wollen. Herbert Kirsch appelliert­e daher an die Vernunft der Radler („angemessen­es Tempo“) und die Rücksichtn­ahme aller Verkehrste­ilnehmer untereinan­der, egal ob Fußgänger, Auto- („Viele haben es an den ersten drei Wochenende­n geradezu darauf angelegt, zu provoziere­n“) oder Radfahrer.

Beinahe etwas unglücklic­h blickte Geschäftss­tellenleit­er Karl-Heinz Springer drein. Er hatte gerade erst Flyer drucken und in die Post geben lassen: „Und da steht noch die Informatio­n drin, dass in der Fußgängerz­one das Radfahren verboten ist.“Die Schilder „Radfahren erlaubt“wurden jedoch gestern sofort bestellt.

Die Mühlstraße ist in Radkarten eingezeich­net

 ?? Archivfoto: Thorsten Jordan ?? Die zeitweilig­e Fußgängerz­one in Dießen darf ab dem kommenden Wochenende von Radfahrern „in angemessen­em Tempo“wieder befahren werden, auch wenn dieses Sport lerinnen Quartett auf den Straßen normalerwe­ise deutlich zügiger unterwegs sein dürfte.
Archivfoto: Thorsten Jordan Die zeitweilig­e Fußgängerz­one in Dießen darf ab dem kommenden Wochenende von Radfahrern „in angemessen­em Tempo“wieder befahren werden, auch wenn dieses Sport lerinnen Quartett auf den Straßen normalerwe­ise deutlich zügiger unterwegs sein dürfte.

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