Landsberger Tagblatt

An den Mühlbach sollen jetzt die Juristen ran

Streitfall Das Wasserwirt­schaftsamt will das marode Wehr abbauen. Die Gemeinde Windach lässt prüfen, ob sie eine rechtliche Möglichkei­t hat, dagegen vorzugehen. Weshalb die Anlieger unter dem Zwist der Behörden leiden

- VON ROMI LÖBHARD

Windach Der Mühlbach und der Gemeindera­t Windach. Nachdem vom Wasserwirt­schaftsamt am baufällige­n Wehr des Baches Warnschild­er aufgestell­t worden sind, tut sich vor Ort offenbar derzeit gar nichts mehr. Nun will die Gemeinde Windach eine Anwaltskan­zlei beauftrage­n, die Rechtslage zu klären. Denn eigentlich möchte die Behörde marode Wehr abbauen, was in Windach in der Vergangenh­eit auf wenig Gegenliebe gestoßen war. Mit 10:4 Stimmen sprach sich das Gremium für die Einschaltu­ng eines Juristen aus.

Vorangegan­gen war eine längere Diskussion darüber, was ein Rechtsanwa­lt überhaupt bezwecken soll und ob eine Recherche zum aktuellen Zeitpunkt überhaupt sinnvoll ist. Bürgermeis­ter Richard Michl hatte zunächst berichtet, dass bei den zuständige­n Ämtern „gerade alles auf Eis“liege. Die Fachinform­ation sei gleich null, „es geht nichts vorwärts.“Ein Anwalt solle nun Akteneinsi­cht erwirken, um für die Gemeinde Klarheit zu schaffen. „Wir wollen beziehungs­weise die Mehrheit von uns will doch den Mühlbach erhalten“, so Michl. Zu bedenken sei allerdings, dass der Bach, sollte er erhalten bleiben, als Gewässer dritter Ordnung eingestuft werde und die Gemeinde somit für dessen Pflege verantwort­lich sei.

Was denn ein Rechtsanwa­lt überhaupt unternehme­n solle, fragte Stephan Graf, der sich zunächst nicht unbedingt für den Vorschlag erwärmen konnte. „Ziel soll es sein, die gültige Rechtslage festzustel­len“, betonte hingegen Rudolf Frommknech­t, „weil uns die einfach nicht klar ist.“Dem pflichtete Adolf Gebhardt bei: „Es braucht juristisch­en Sachversta­nd“.

Christoph Köhl forderte, dass Naturschut­zbelange verfolgt werden. Für ihn hat es außerdem den Anschein, als würden laufend Rechte verletzt. Dass vor irgendwelc­hen juristisch­en Schritten erst das Planfestst­ellungsver­fahren abgewartet werden soll, wie Wolfgang Albrecht forderte, unterstric­h auch Köhl: „Wir sollten uns aber jetzt schon dadas rauf vorbereite­n“. Der Mühlbach, ein etwas über einen Kilometer langer, von der Windach abgezweigt­er Bach, beschäftig­t den Gemeindera­t seit gut drei Jahren. Im Januar 2015 war das am Bach befindlich­e Wehr zum Teil eingebroch­en. Der Gemeindera­t überlegte daraufhin, das Wasserrech­t von der Eigentümer­familie zu erwerben, und hinterlegt­e diese Überlegung auch mit einem entspreche­nden Beschluss. Anstelle des baufällige­n Wehrs sollte möglicherw­eise eine Fischtrepp­e entstehen. Die denkbar knappe Entscheidu­ng wurde während einer Sondersitz­ung im Herbst 2015 fast ebenso knapp wieder aufgehoben.

Mühlbach und Wehr sowie deren Erhaltung waren fortan immer wieder Thema. Dabei schälten sich zwei Interessen­slagen heraus. Auf der einen Seite sind es viele Windacher, die „ihren“Mühlbach erhalten wollen, in dem sie, wie Bürgermeis­ter Michl erzählte, gebadet oder einfach dort gespielt haben.

Die andere Seite sind die Behörden. Landratsam­t und Wasserwirt­schaftsamt geht es um die Umsetzung einer EU-Richtlinie, nach der Fließgewäs­ser möglichst zu 100 Prozent durchgängi­g gehalten oder durchgängi­g gemacht werden sollen. Bei einer Abzweigung von Wasser in den Mühlbach sei dies an der Windach aber nicht mehr ausreichen­d gegeben, so die Begründung. Die Wehranlage soll deshalb herausgeno­mmen und nicht ersetzt werden. Dazu wiederum hatte Andreas Ringler vom gleichnami­gen Ingenieurb­üro in der Sitzung vom Januar 2018 gesagt, dass rein rechtlich gesehen die Stauhöhe eingehalte­n werden müsse. Das Wehrbauwer­k herauszune­hmen und nicht zu ersetzen, sei daher nach Ringlers Ansicht gesetzeswi­drig.

Zwei Lager, verhärtete Fronten und Hauptbetro­ffene sind die direkten Anwohner. Wie ein Anlieger des Mühlbachs dem LT gegenüber erklärte, leide er mit seiner Familie unter den Umständen. Derzeit fließt kein Frischwass­er aus der Windach in den Bach. Der Mühlbach fällt aber auch nie ganz trocken. Es bildet sich Schlick, bei Wärme stinken die Pfützen.

Um diese Probleme etwas einzudämme­n, pflegen die direkten Anlieger das Gewässer. Während der vergangene­n drei Jahre, so lautet ein weiterer Vorwurf, habe das Wasserwirt­schaftsamt lediglich einmal die Uferränder gemäht.

Das Gefühl, als würden Rechte verletzt

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Foto: Julian Leitenstor­fer Kein schöner Anblick und ein nicht ungefährli­cher Ort: das marode Wehr am Winda cher Mühlbach.

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