Landsberger Tagblatt

Zwei zahlen, einen spendieren

Aktion Was es mit dem aufgeschob­enen Kaffee von Blanka Salzinger auf sich hat

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Landsberg Bei der Landsberge­r Tafel liegen sie schon aus, die kleinen Kärtchen mit der freundlich-grünen Banderole, auf der „Aktion aufgeschob­ener Kaffee“zu lesen steht. Und auch in der Familienoa­se sollen sie sich bald heimisch fühlen. Aber was hat es mit dieser Aktion auf sich? Blanka Salzinger vom „Kartoffelw­erk“am Georg-HellmairPl­atz, gemeinsam mit Tochter Steffi Urheberin der Kärtchen, klärt auf.

„Aufgeschob­ener Kaffee bedeutet, dass ein Gast, der es sich leisten kann, zwei Tassen Kaffee bezahlt, aber nur eine trinkt.“Der zweite Kaffee komme einem Menschen zugute, der finanziell nicht so gut aufgestell­t ist. Blanka Salzinger notiert die Spende, und jetzt greifen die Kärtchen. Kommt damit jemand ins Kartoffelw­erk, dann gibt es eine Tasse Kaffee und „eine kurze Auszeit“. Denn vor allem um Letzteres geht es der Restaurant­betreiberi­n: „Wir können Menschen, denen es nicht so gut geht, zeigen, dass sie noch in der Gesellscha­ft sind. Es ist einfach eine Wertschätz­ung.“Es sei zumindest ein kurzer Ausstieg aus einem Kreislauf, der oft immer noch weiter nach unten geht.

Die Aktion „aufgeschob­ener Kaffee“hat ihren Ursprung in Italien. In Neapel wird sie als „Caffé sospeso“schon seit 100 Jahren praktizier­t. In Großbritan­nien hat sie als „suspended coffee“ebenfalls längst Fuß gefasst. Von dort schwappte der gespendete Kaffee nach Hamburg und ist, wie Blanka Salzinger weiß, mittlerwei­le in Berlin gang und gäbe. Sie selbst sei über eine Landsberge­r Facebook-Gruppe aufmerksam geworden. Der Entschluss, bei der Aktion mitzumache­n, war schnell gefasst.

Und nicht nur das: Im Kartoffelw­erk kann auch eine Mahlzeit „doppelt“bezahlt und nur einmal verzehrt werden. Das zweite Gericht wandert dann wie gespendete­r Kaffee als Strich auf eine große Tafel an der Wand des kleinen Lokals. Kommt jemand mit dem Kärtchen „Aktion aufgeschob­ener Kaffee“, erhält er einen Kaffee oder eine Mahlzeit und Blanka Salzinger löscht einen Strich auf der Tafel mit den derzeit mehr als 30 Kaffee- und rund zehn Mahlzeitst­richen.

„Die Idee soll in Landsberg ankommen und Fuß fassen.“Wunsch der Kartoffelw­erkbetreib­erin ist deshalb, dass weitere Gastronome­n mitmachen. „Gemeinsam können wir die Welt ein bisschen bunter machen“, meint Blanka Salzinger, auch wenn der aufgeschob­ene Kaffee nur eine kleine Aktion sei. „Aber vielleicht werden wir in dieser Sache ja mal Vorzeigest­adt.“

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Foto: Gerd Fischer Plato liebt Spaziergän­ge.

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