„Was ich nicht kann, lern’ ich eben“
Porträt Florentine Hoffmann ist die persönliche Assistentin von Heinrich Prinz von Bayern. Sie verantwortet den Mittelaltermarkt und das Künstlerprogramm beim Kaltenberger Ritterturnier. Aber sie hat noch viele andere Talente
Kaltenberg Als Kind hat sie sich für den Naturschutz engagiert, und eigentlich wollte sie später „irgendetwas Soziales“machen. Als Kind war sie aber auch zu Gast beim Kaltenberger Ritterturnier. Diese Erinnerung hat sich bei ihr irgendwie festgesetzt und heute ist Florentine Hoffmann die Assistentin von Heinrich Prinz von Bayern, verantwortlich für mindestens 700 Gaukler, Jongleure, Narren, Spielleute und Markttreibende, die das Schlossgelände beim Kaltenberger Ritterturnier an drei Wochenenden (13. bis 29. Juli) wieder weit zurück ins Mittelalter versetzen werden.
Der Weg führte die gebürtige Rosenheimerin Florentine Hoffmann nicht direkt nach Kaltenberg. Zunächst standen nach der Schule Berufspraktika an, und zwar in dem Bereich Veranstaltungskauffrau. Das lag Florentine Hoffmann, denn ein gewisses Organisationstalent war ihr offenbar in die Wiege gelegt worden. Doch zunächst steuerte sie den sozialen Bereich an, denn Florentine wollte immer schon Menschen Gutes tun. „Ich habe dann ein Praktikum gemacht, wo ich Menschen mit Downsyndrom betreute.“Sie bemerkte schnell, dass diese Arbeit ihr schwer auf der Seele lastete: „Ich konnte einfach nach der Arbeit nicht abschalten.“
Mit Menschen arbeiten konnte sie jedoch auch im Veranstaltungsbereich und somit arbeitete sie bereits mit 20 als Selbstständige und studierte gleichzeitig Eventmanagement. In dieser Zeit lernte sie Rebecca Mack kennen, die viele Jahre auf Schloss Kaltenberg für das Künstlerprogramm zuständig war, und freundete sich mit ihr an. „Ich hatte ein Zimmer bei Rebecca im Reichhof in Utting, war aber viel in ganz Deutschland auf Festivals unterwegs.“Dann suchte Prinz Hein- rich von Bayern, der die Verantwortung für das Ritterturnier von seinen Eltern übernommen hatte, eine Assistentin. Florentine war ohnehin vor Ort, hatte da schon drei Jahre Erfahrung mit der Organisation des Mittelalters und mit dem Angebot „kein schlechtes Gefühl“. Nach Zeiten der Selbstständigkeit war die Aufsicht auf ein festes Gehalt für sie einerseits verlockend, andererseits hatte sie die Arbeit in dem kleinen Organisationsteam kennen und lieben gelernt: „Ich konnte weiter Erfahrungen sammeln, bekam aber gleichzeitig eine große Verantwortung übertragen.“
Für den Markt hat die heute 27-Jährige nun seit vier Jahren die alleinige Verantwortung, seit vergangenem Jahr nun auch für das Künstlerprogramm. Und das trägt schon jetzt ihre alleinige Handschrift. So legt sie viel Wert darauf, dass sich die Familien und da vor allem die Kinder unter den Besuchern wohlfühlen. „Auf das Handwerk hatte ohnehin schon immer Prinz Luitpold ein besonderes Augenmerk gelegt.“So ist sie sich sicher, die richtige Mischung an Künstlern und Marktbetreibern gefunden zu haben. An rund 110 Ständen bieten diese ihre Ware feil, in diesem Jahr sogar Seegrasschuhe. Darauf ist sie besonders stolz, denn dieses alte Handwerk beherrscht heutzutage kaum jemand mehr. Die Anregung kam von Prinz Luitpold, dem „Vater des Ritterturniers“: „Der hatte früher schon einmal Seegrasschuhe am Markt dabei.“
Wer nun glaubt, Florentine Hoffmann sei mit diesen Aufgaben mehr als nur ausgefüllt, den belehrt die 27-Jährige eines Besseren. Sie hat so viel Energie, dass es auch noch für die „Alte Wirtschaft“, ein ehemaliges Gasthaus in Pestenacker reicht. Das richtet sie zusammen mit einem guten Freund her, so lautet die Vereinbarung mit dem Vermieter. Handwerkliche Vorkenntnisse? Kein Problem, denn: „Was ich nicht kann, das lern ich eben.“
Florentine Hoffmann bezeichnet sich auch als Permakulturdesignerin, das heißt auf HoffmannDeutsch: „Ich kann auch Gartenarbeit
Das Organisationstalent war in die Wiege gelegt
Das Ritterturnier ist die beste Schule
auf nachhaltige und naturnahe Art.“Das junge Multitalent genießt das Hier und Jetzt, wobei sie durchaus Zukunftspläne hat. „Eigene Events planen und durchführen“, das sei das nächste Ziel. Doch das habe noch Zeit, „jetzt will ich hier schon noch lernen“. Dafür sei einer der größten Mittelalterevents der Welt die beste Schule. Außerdem sind inzwischen auch die übrigen Veranstaltungen in Kaltenberg wie etwa der Weihnachtsmarkt auf einem guten Weg.
Aber gibt es denn gar nichts, wobei Florentine Hoffmann ein wenig abschalten kann, neben Gartenarbeit und Kräuterkunde und Haus renovieren und und und? „Wenn ich mal die Schnauze so richtig voll habe, dann gehe ich in die Berge. Das gibt mir viel.“Und nach dem Ritterturnier ist Florentine Hoffmann ohnehin dann mal weg – für drei Monate in Indien, Thailand und Kambodscha.