Zukunft findet auf dem Land statt
Ideenschmieden Die besten Beiträge des Innovationswettbewerbs BIGHub werden prämiert. Ein Gewinner kommt aus Dießen
Holzhausen Die Sieger im Ideenwettbewerb „Innovationen für die Region“des vom Ammersee Denkerhaus mit Partnern initiierten Innovationsforums BIGHub („große Drehscheibe“, BIG steht außerdem für Bildung, Innovation und Gründung) stehen fest: In der Kategorie „Neue alte Hasen“gewann das Projekt „Vertrieb von A2-Milch“, bei den „Jungen Wilden“kam das „c-Stream Projektteam“mit innovativen, fluidfördernden Pumpen auf Platz 1 und den Publikumspreis des Startup-Festivals gewann das Projekt „Schaf-Sharing“aus Garmisch-Partenkirchen.
In den vergangenen neun Monaten hatten die Initiatoren einer sechs Landkreise, darunter auch Landsberg, umspannenden Region begonnen, ein nachhaltiges Netzwerk zur Entwicklung einer Innovations- und Start-up-Kultur im ländlichen Raum aufzubauen. Der zum Jahresbeginn gestartete Ideenwettbewerb war dabei ein Kernelement.
Das Projekt des Dießener Agrarwissenschaftlers Professor Dr. Manfred Hoffmann zusammen mit Konrad Gerold (Oberammergau) beschäftigt sich mit der Herstellung und dem Vertrieb von A2-TiefkühlMilch speziell für Säuglinge mit Milchunverträglichkeit. Durch den Vertrieb der A2-Tiefkühlrohmilch mithilfe eines „Gefriermilch-AbHof-Verkauf“-Modells inklusive digitaler Bestellpraxis sieht das Team ein wachsendes Marktpotenzial aufgrund zunehmender Fälle ungeklärter Milchunverträglichkeiten. Das Modellprojekt soll mit hohem Innovationsgrad bei der Technologie zur Lösung der Probleme von Casein-Allergikern beitragen.
Der Ideenwettbewerb hat zum Ziel, den ländlichen Raum attraktiv zu gestalten, und das nicht nur durch den Tourismus. Arbeitsplätze und Lebensraum müssten für die Berufstätigen zusammenrücken, Pendeln in die Städte dadurch reduziert werden. Auf dem Holzhausener Podium zur Frage nach der Start-up-Kultur im ländlichen Raum saß auch Sina Trinkwalder, in den Medien eine häufige Diskussionspartnerin. Sie ist selbst Unternehmerin, gründete die ökologisch und sozialökonomisch ausgerichtete Textilfabrik „manomama“in Augsburg. Ihr zentraler Punkt: „Die Zukunft findet auf dem Land statt. Aber dabei geht es nicht nur um unternehmerische, sondern auch um gesellschaftliche Gestaltung.“Wenn man wirklich etwas für wohnortnahe Beschäftigung tun wolle, müsse man neben Gründerzentren noch mehr anbieten. Hier gebe es zwar Infrastruktur mit Büro-Angeboten samt Coworking-Spaces wie etwa das Denkerhaus in Dießen. Dennoch würden etwa 80 Prozent der Beschäftigten pendeln.
„Die Sattheit ist spürbar“, stimmte Professor Wolfgang Stark zu. Er lebt in Pähl und ist Direktor des Steinbeiszentrums für Innovation. Diese Sattheit macht er unter anderem fest an den vielen Leerständen von Bauernhöfen und Gaststätten. Doch daraus könne man zum Beispiel wertvolle Begegnungsstätten machen.