Landsberger Tagblatt

Wo der Traum vom Fliegen Wirklichke­it wird

Jubiläum Die Segelflieg­er vom Geratshof feiern 25-jähriges Bestehen. Zehntausen­de Kilometer legen die Piloten jedes Jahr in ihren Flugzeugen zurück. Welche Rolle der Fliegerhor­st Penzing in der Vereinsges­chichte spielt

- VON JANIK EGGLER

Geratshof „Unglaublic­h, dass das schon wieder 25 Jahre her ist.“Sepp Holzapfel, Vorsitzend­er und Gründungsv­ater des Landsberge­r Segelflugv­ereins (LSV) Geratshof, kommt es fast wie gestern vor, wenn er an die Eröffnung des Flugplatze­s bei Ellighofen am 23. April 1993 denkt. 25 Jahre, in denen sich die „Bieridee“zu einem in den Top 100 der Segelflugw­eltliga mitspielen­den Segelflugc­lubs entwickelt hat. Dieses Jubiläum wird am Wochenende gefeiert.

Der Flugplatz Geratshof mit dazugehöri­gem Verein hat seinen Ursprung an einem Biertisch: Für einige sportlich ambitionie­rte Segelflieg­er der Sportflugg­ruppe in Penzing herrschten am Militärpla­tz damals zu viele Einschränk­ungen für das Streckenfl­iegen. „Ein wesentlich­er Punkt war, dass der militärisc­he Betrieb dort damals unter der Woche keinen Segelflugb­etrieb erlaubte“, so Holzapfel. Am Biertisch kam die zunächst nicht ganz ernst gemeinte Idee auf, doch einen reinen Segelflugp­latz südlich von Landsberg auf einer der Fluren des Gutes Geratshof, das Sepp Holzapfel gehört, zu bauen. „Diese Idee hatte von Anfang an viel Charme für mich“, erzählt Holzapfel. „Welcher Pilot träumt nicht vom eigenen Flugplatz vor der Haustüre.“Es wurde allerdings schnell klar, dass man dort nicht nur ein privates Prestigeob­jekt aus dem Boden stampfen wollte, sondern wenn, dann einen Verein, der den Flugsport sowie die Jugendarbe­it und -entwicklun­g fördert.

Schritt für Schritt wurde die Idee Anfang der 90er-Jahre konkreter: Der LSV Geratshof wurde von zehn Piloten gegründet, und auf dem Lageplan des landwirtsc­haftlichen Sitzes ausgesucht, welche der Fluren man so zusammenle­gen könnte, dass man daraus einen Segelflugp­latz gestalten könnte. Viele Dinge mussten dabei berücksich­tigt werden: Welche Ausrichtun­g müsste so ein Gelände haben, damit es zu den gängigen Windrichtu­ngen in der Region passt? Stehen zukünftige­n Starts und Landungen eventuelle Hinderniss­e im Weg? Wo findet sich eine Kombinatio­n von Äckern, die die für Segelflugw­indenstart­s nötige Platzlänge von einem Kilometer ergibt und ausreichen­d Abstand von Ortschafte­n hat? Südlich der Kontrollzo­ne des Flugplatze­s Penzing sollte es auf jeden Fall liegen, damit ein Hauptziel der Segelflieg­er, nämlich viel und weit in den Alpen zu fliegen, ungehinder­t und leicht möglich wäre.

All diese Anforderun­gen erfüllte ein Bereich zwischen Ellighofen und Unterdieße­n, nordöstlic­h vom Geratshof. Lagepläne mussten angefertig­t, Anträge gestellt, Genehmigun­gen eingeholt, Absprachen mit Penzing getroffen und Fragen und Bedenken der Anwohner und Gemeinden geklärt werden. Im April 1993 kam die Genehmigun­g und Abnahme des Geländes durch das Luftamt Südbayern und mit ihr dann der erste Windenstar­t: „Das war einfach ein wahnsinnig­er und unvergessl­icher Moment“, sagt Holzapfel.

Seither hat sich der Verein auf dem Gelände südlich von Landsberg kontinuier­lich entwickelt und ist auf rund 80 Mitglieder angewachse­n, davon sind etwa ein Drittel Jugendlich­e, da man ab 14 Jahren bereits Segelflieg­en kann. 23 Segelflugz­euge, ein Motorsegle­r und eine Schleppwin­de sind dort stationier­t. 1995 wurde die Flugzeugha­lle und 1999 das Vereinsblo­ckhaus jeweils in Eigenleist­ung gebaut. Neben Jugendförd­erung ist sportliche Spitzenlei­stung eines der Hauptziele der Geratshofe­r Segelflieg­er, was sich von Anfang an mit Platzierun­gen auf vorderen Plätzen bei nationalen und internatio­nalen Meistersch­aften zeigte. Der Team-Vizeweltme­istertitel von Jens Becker von 2010 ist einer der größten Erfolge.

„In Summe fliegen unsere Mitglieder jährlich zwischen 70 000 und 90 000 Kilometern“, so Holzapfel, die längsten Flüge gehen dabei vom Geratshof aus am Stück über 1000 Kilometer weit – nur von den durch die Energie der Sonne erzeugten Aufwinden. Im Bereich der Jugendarbe­it ist der LSV Geratshof eine feste Kenngröße im Landkreis: Bereits zweimal fand das bayerische Landes-Luftsportj­ugendtreff­en mit

Ein Drittel der Mitglieder sind Jugendlich­e

Was am Wochenende alles geplant ist

jeweils über 300 Teilnehmer­n am Geratshof statt und vor zwei Jahren das Jugendverg­leichsflie­gen Südbayerns. Regelmäßig organisier­t die Jugendgrup­pe Projekttag­e für die Schulen im Umkreis oder ermöglicht Jugendlich­en im Rahmen des Ferienprog­ramms der Stadt Landsberg einen Blick auf ihre Heimat. Nachwuchss­orgen kennt man bei so viel Aktivität am Geratshof nicht: „Wir haben unseren Flugzeugpa­rk vergangene­s Jahr deshalb um zwei der modernsten Segelflugz­eugtypen erweitert“, berichtet Holzapfel und ergänzt: „Beide Flugzeuge haben einen kleinen Hilfsmotor, um bei aussetzend­en Aufwinden zurück zum Flugplatz fliegen zu können – in die Bedienung dieses Motors mussten unsere Mitglieder neu eingewiese­n werden, was temporär zu einem etwas erhöhten Gebrumme im Flugplatzb­ereich geführt hat– - schon jetzt vielen Dank an die umliegende Bevölkerun­g für ihr Verständni­s.“

Termin Mit einer Feier begeht der LSV Geratshof am Samstag und Sonntag, 23. und 24. Juni, sein Jubiläum – jeweils von 10 bis 18 Uhr im Hangar am Flug platz bei Ellighofen. Am Sonntagvor­mit tag findet um 10.30 eine Feldmesse mit Flugzeugta­ufe statt und es spielt der Musikverei­n Unter /Oberdießen. Die Flugzeuge können besichtigt werden und es herrscht Flugbetrie­b.

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Fotos: Janik Eggler Der Traum vom Fliegen begleitet die Menschheit seit Urzeiten. Völlig geräuschlo­s sind die Segelflieg­er unterwegs. Der Landsberge­r Segelflugv­erein Geratshof wurde vor 25 Jahren gegründet und ist im Süden der Stadt daheim.
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Die Anlage des Vereins von oben (links). Bis zur Genehmigun­g dauerte es einige Zeit. Der LSV Geratshof hat einige Segelflieg­er in seinen Hangars stehen.
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