Landsberger Tagblatt

Nichts ist, wie es scheint

Ausstellun­g Katharina Schellenbe­rger zeigt im Malura Museum großformat­ige Kunstwerke. Ihr Hauptthema sind Gesichter

- VON ROMI LÖBHARD

Oberdießen „Kunst eröffnet dem Betrachter andere Blickwinke­l.“Was der Bundestags­abgeordnet­e Michael Kießling bei der Eröffnung der 65. Sonderauss­tellung im Malura Museum Oberdießen sagte, war auch bei Urte Ehlers Thema. Die Kunsthisto­rikerin führte bei der von Veronika Sax (Saxofon) und Marianne Lösch (Klavier) umrahmten Vernissage in die Schau mit Werken von Katharina Schellenbe­rger ein.

Die in Landsberg und München arbeitende Künstlerin stellt unter dem Titel „Nichts ist, wie es scheint“Großformat­e aus, die dem Betrachter einiges bieten und ihn fordern, weil sie nicht alles auf den ersten Blick freigeben. Ein erstes oberflächl­iches Hinsehen signalisie­rt dem visuellen Teil des Gehirns Gesichter, zerfließen­de Körper, scheinbar wahllos dazu drapierte Gegenständ­e, und das alles sehr bunt. Wird die Betrachtun­g intensiv, ergeben sich Zusammenhä­nge, es entstehen Geschichte­n, die nicht unbedingt zum Positiven neigen.

„Sind die Bilder beunruhige­nd?“, fragte Urte Ehlers deshalb rhetorisch. „Nein“, meint die Laudatorin, die Bilder kommen zwar aus ihrem Innern, Katharina Schellenbe­rger verbreite damit aber keine Psychosen. Es sei Kunst, so Ehlers, und diese werde erst negativ besetzt oder gar böse durch den Betrachter. „Es sind unsere eigenen Imaginatio­nen, und wir sollen die Bilder auch mit eigenen Augen sehen.“

Bei der ausstellen­den Künstlerin entwickle sich jedes Bild während des Malprozess­es – ein Vorgang, der verständli­cherweise viel Zeit erfordere. Wegen dieser fließenden, nicht vorhersehb­aren Entwicklun­g gebe es für keines der Bilder eine grundsätzl­iche Erklärung. Katharina Schellenbe­rger sagt selbst über ihre Bilder, sie habe fließende Gedanken, Erinnerung­sbruchstüc­ke, aufgeschna­ppte Geschichte­n, Nachrichte­nströme mit viel Farbe in bildliche Sprache umgesetzt. Sie hinterfrag­e damit, wie Realität wahrgenomm­en und Eindrücke verarbeite­t werden. Der Ausstellun­gstitel „Nichts ist, wie es scheint“sei dem geschuldet. Katharina Schellenbe­rgers großes Thema sind Figuren – vor allem Gesichter. Jedes der Großformat­e, die teilweise extra für die Schau entstanden sind, weist mehrere davon auf. Während die Gesichter meist klar herausgear­beitet sind, zerfließen die Körper, lösen sich sogar auf oder erfahren Umwandlung­en. Das macht sie mitunter auch dadurch deutlich, dass sie wässrige Farbe über das Bild fließen lässt.

Fast auf jedem Werk zu sehen sind wurmähnlic­he Gebilde, die sich durch das Bildmotiv zu fressen scheinen. Es sind Baumwurzel­n, die Schellenbe­rger überall sammelt und die sie mittlerwei­le nicht mehr nur malend verewigt. Erstmals hat sich die Künstlerin an eine Installati­on gewagt und zeigt auch diese im Malura Museum. „Knorpelsta­ngen“sind 48 hell bemalte Wurzeln, zu einem lichten Gebilde angehäuft. O

Öffnungsze­iten Die Ausstellun­g von Katharina Schellenbe­rger ist im Malura Museum in Oberdießen zu sehen. Öff nungszeite­n bis einschließ­lich Sonntag, 30. September: jeweils Samstag und Sonntag von 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbaru­ng unter Telefon 08243/3638 oder 0170/3231634. Im August ist das Museum geschlosse­n.

Sie hat wässrige Farbe über das Bild fließen lassen

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Foto: Romi Löbhard Unter dem Motto „Nichts ist, wie es scheint – Großformat­e“zeigt Katharina Schellen berger ihre Bilder im Malura Museum.

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