Landsberger Tagblatt

Nach dem Fußball Drama

Fußball WM Nach dem Zittersieg der deutschen Mannschaft gegen Schweden kam eher Erleichter­ung als Euphorie auf. Zwei Landkreis-Trainer sind skeptisch, dass es fürs Finale reicht

- VON STEPHANIE MILLONIG UND MARGIT MESSELHÄUS­ER

Rettung in letzter Minute. Wie haben die Fußball-Fans im Landkreis Landsberg das 2:1 gegen Schweden erlebt – und wie geht es jetzt weiter?

Utting „Ich bin froh, dass das gutgegange­n und vorbei ist“, sagte Tobias Röschinger beim Public Viewing in Utting. „Aber jetzt muss ich erst mal regenerier­en.“Nach dem 2:1-Siegtreffe­r im WM-Spiel gegen Schweden durch Toni Kroos in der letzten Minute der Nachspielz­eit herrschte im Uttinger Strandbad Erleichter­ung – von großer Euphorie war aber wenig zu spüren. Auch der Autokorso in Landsberg fand zwar statt – aber nur verhältnis­mäßig wenig Beachtung. „Vielleicht hat das Spiel einfach zu viel Nerven gekostet. Es könnte aber auch sein, dass sich die Leute nicht so mit dieser Truppe identifizi­eren“, sagte Hermann Schöpf, Fußballtra­iner beim Bezirkslig­a-Aufsteiger VfL Denklingen.

Als in Utting die Nationalhy­mne erklang, war die Stimmung eher verhalten, nur einzelne Deutschlan­dfähnchen waren zu sehen, einige Kinder hatten sich die Fahnen auf die Wangen gemalt. Auch Strandbadp­ächter Rupert Riedel fiel auf, dass sich diesmal die Begeisteru­ng für das Fußballges­chehen in Grenzen hält. Er zeige jedes Deutschlan­d-Spiel auf der großen Leinwand am Rand des Bades und auch die anderen Spiele, wenn im Strandbad etwas los ist. Am Samstag überwog

Bei den Besuchern überwiegt die Skepsis

aber die Skepsis: Nicht nur Uttings Bürgermeis­ter Josef Lutzenberg­er zeigte wenig Optimismus, auch weitere Besucher setzten vor allem auf das Prinzip Hoffnung – das den ersten großen Dämpfer nach der Verletzung von Sebastian Rudy bekam. Ein Seufzer ging durchs Publikum. Dann, nachdem die Schweden in der 31. Minute durch Toivonen ihr Tor gemacht hatten, erreichte die Stimmung einen Tiefpunkt, und erst nach dem schnellen Ausgleich zu Beginn der zweiten Halbzeit durch Reus kam wieder Hoffnung auf.

„Wir hoffen“, sagte auch Götz Kerger, der aus München zu Freunden an den Ammersee gekommen war. Das Ambiente im Strandbad fand er super, das, was auf der Leinwand zu sehen war, weniger: „Uns fehlt ein Leitwolf wie Schweini.“Alle seien gut, aber es fehle die Führungspe­rson. „Das können weder Neuer noch Müller leisten.“Doch die DFB-Elf bäumte sich auf, und Toni Kroos sorgte in der letzten Minute der Nachspielz­eit mit seinem genialen Freistoßto­r dafür, dass nicht nur die Zuschauer im Strandbad zwar von der Anspannung gezeichnet, aber dennoch erleichter­t, nach Hause gehen konnten.

Dass dieser Sieg eine Initialzün­dung sein könnte, um den Titel zu verteidige­n, da ist Hermann Schöpf skeptisch – wie auch sein Trainerkol­lege Roland Krötz vom FC Penzing. „Das zu sagen, dafür ist es noch zu früh“, so Krötz, „aber es könnte der Schub sein, den ich mir erhoffe.“Immerhin habe der Nationaltr­ainer diesmal – seiner Meinung nach – richtig aufgestell­t und sowohl Özil als auch Khedira auf der Bank gelassen. „Beide haben gegen Mexiko sehr enttäuscht“.

Dass weder Özil, Khedira noch Gündogan diesmal in der Startelf standen, sieht auch Schöpf positiv – allerdings hätten diese erst gar nicht nominiert werden sollen. „Ich hatte bis zu diesem Spiel das Gefühl, dass es in der Mannschaft nicht stimmt“, so der VfL-Trainer. Dass Özil seit Jahren in der Startelf des DFB praktisch ein „Abo“habe, kann er nicht nachvollzi­ehen, und „jetzt kommt es darauf an, ob Löw an Özil und Gündogan festhält. „Dann scheidet die Mannschaft aus“, lautet seine Prognose. Auch diesen Sieg sieht er skeptisch, denn die Mannschaft sei nach der Berichters­tattung über die Mexiko-Niederlage sauer gewesen und habe seiner Meinung nach deshalb diese Reaktion gezeigt. „Wenn aber der Ärger über Berichte alles ist, was unsere Jungs zusammenhä­lt, reicht das nicht“, sagt Schöpf. Halbfinale (Krötz) und Viertelfin­ale (Schöpf) lauten die Prognosen der Landkreis-Trainer – am Mittwoch geht es gegen Südkorea weiter.

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Fotos: Thorsten Jordan Nach dem wichtigen Sieg gegen Schweden bildete sich in Landsberg ein Autokorso (Bild oben) – im Strandbad in Utting wurde ge meinsam gezittert, bis der 2:1 Siegtreffe­r der Deutschen gegen Schweden fiel.

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